ALMS 2002
Frank Biela im Audi R8 #1

Der zweite Lauf der American Le Mans-Serie (ALMS) in Sears Point war nichts für schwache Nerven: Sintflutartiger Regen, Dreher, Unfälle, Safety-Car-Phasen und ein dramatisches Fotofinish sorgten auch Stunden nach dem Rennen, bei dem Audi wertvolle Punkte sammelte, noch für reichlich Gesprächsstoff. Johnny Herbert und Tom Kristensen mussten sich im ADT Champion Audi R8 dabei nur um hauchdünne 0,482 Sekunden dem siegreichen Panoz geschlagen geben. Frank Biela, Rinaldo Capello und Emanuele Pirro holten trotz eines spektakulären Ausritts für Audi Sport North America noch zwölf Punkte.

Nach heftigen Regenschauern wurde das zweite Saisonrennen der ALMS hinter dem Safety-Car gestartet. Während der Audi R8 des Teams Audi Sport North America durch einen Dreher von Rinaldo Capello gleich zu Beginn auf den vorletzten Platz zurückfiel, lieferte sich Tom Kristensen im R8 des Audi Kundenteams Champion Racing an der Spitze ein packendes Duell mit dem Panoz von David Brabham. Auf abtrocknender Strecke übernahm Kristensen kurz vor Halbzeit des Rennens die Führung und übergab den R8 auf Platz eins liegend an Johnny Herbert.

Frank Biela hatte sich mit dem Audi R8 von Audi Sport North America von ganz hinten schon wieder auf Rang drei nach vorne gearbeitet, als sich die Ereignisse überschlugen: Johnny Herbert wurde von einem überrundeten Nachzügler übersehen und verlor durch den dadurch notwendig gewordenen Reifenwechsel eine volle Runde. Fast zeitgleich wurde Emanuele Pirro von Panoz-Pilot Jan Magnussen touchiert und fuhr anschließend über herumliegende Trümmerteile, wobei der rechte Hinterreifen des Audi R8 aufgeschlitzt wurde und Pirro mit dem Heck in einem Reifenstapel einschlug. Dem amtierenden ALMS-Champion gelang es, den stark beschädigten R8 auf drei Rädern wieder an die Box zurück zu bringen. Dort wechselte das Team Audi Sport North America in knapp sechs Minuten den gesamten Hinterwagen, was der Mannschaft „standing ovations“ des Publikums und zwölf Punkte für den achten Platz in der Prototypen-Klasse einbrachte.

Geradezu sensationell war die Aufholjagd von Johnny Herbert im ADT Champion Audi R8: In der letzten Stunde des Rennens gelang es dem ehemaligen Formel 1-Fahrer, eine Runde Rückstand auf den Panoz von Jan Magnussen wettzumachen und in der letzten Runde auf den Dänen aufzuschließen. Beim Versuch, Magnussen auf der Zielgeraden noch abzufangen, berührte Herbert jedoch einen überrundeten Panoz, riss sich dabei den Heckflügel ab und rutschte rückwärts als Zweiter über die Ziellinie. Lohn für Herbert ist nun die alleinige Tabellenführung in der American Le Mans-Serie.

Stimmen nach dem Rennen

Johnny Herbert (ADT Champion Audi R8 #38):
„Einige Leute schauen einfach nicht in den Rückspiegel und sollten dafür bestraft werden. Denn das kann gefährlich werden. Nach all dem, was passiert ist, bin ich mit dem zweiten Platz zufrieden. Aber heute hätte ich alle überrunden können.“

Tom Kristensen (ADT Champion Audi R8 #38): „Ich hatte einen großartigen Kampf mit David Brabham und habe das Rennen sehr genossen. Leider hatte ich keinen Funkkontakt zur Box, deshalb bin ich etwas länger draußen geblieben, ehe wir die Reifen gewechselt haben. Ohne Johnnys Pech hätten wir das Rennen locker gewonnen. Ich bin aber zufrieden, reichlich Punkte gesammelt zu haben.“

Frank Biela (Audi R8 #1): „Bei mir lief es sehr gut. Ich war auf der abtrocknenden Strecke zeitweise schneller als die Spitze und konnte mich gut nach vorne arbeiten. Das Auto lief einwandfrei, auch wenn die Regenreifen auf der trockenen Linie natürlich früh abgebaut haben. Schade, dass für uns nicht mehr herausgesprungen ist.”

Rinaldo Capello (Audi R8 #1): „Ich bin mit Reifen gestartet, die perfekt waren, um Aquaplaning auf der extrem nassen Strecke zu vermeiden. Das war die richtige Wahl. Aber als die Strecke anfing abzutrocknen und kein Wasser mehr stand, war das Auto sehr schwierig zu fahren – vor allem, da wir im alten R8 keinen FSI-Motor haben. FSI ist bei solchen Bedingungen wirklich ein großer Vorteil.“

Emanuele Pirro (Audi R8 #1): „Es ist wirklich schade, das hätte ein gutes Rennen für uns werden können. Leider wurde durch herumliegende Trümmerteile der rechte Hinterreifen aufgeschlitzt, er verlor in der schnellsten Kurve der Strecke Luft. Gott sei dank konnte ich das Auto an die Boxen zurückbringen, wo wir den Hinterwagen gewechselt haben. So waren wir in der Lage, ein paar wichtige Punkte für die Meisterschaft zu sammeln.”

Reinhold Joest, Team Direktor Audi Sport North America: „Es hat sich wieder einmal gezeigt, dass man nie aufgeben sollte. Der Einsatz hat sich gelohnt, wir haben noch zwölf Punkte für den achten Platz in der Klasse geholt. Am Ende der Saison können diese Punkte entscheidend sein. Die Teamleistung war super: Wir haben durch den Unfall und die Reparatur insgesamt nur sechs Runden verloren.”

Das Rennergebnis

1. Magnussen/Brabham (Panoz) 83 Runden
2. Herbert/Kristensen (Audi R8) + 0,482 Sek.
3. Herta/Auberlen (Panoz) 1 Rd. zur.
4. Weaver/Dyson (R&S-Lincoln) 2 Rd. zur.
5. Fellows/O´Connell (Chevrolet) 2 Rd. zur.
6. Luhr/Maassen (Porsche) 3 Rd. zur.
7. Pilgrim/Collins (Chevrolet) 3 Rd. zur.
8. Neuhaus/Field (Lola-Judd) 3 Rd. zur.
9. Graham/de Radigues (Panoz-Mugen) 4 Rd. zur.
10. Duno/Maxwell (Panoz-Mugen) 4 Rd. zur.
...
15. Biela/Capello/Pirro (Audi R8) 6 Rd. zur.