ALMS 2002
Framk Biela

Zwei Wochen nach dem spektakulären Gastspiel der American Le Mans-Serie (ALMS) in der US-Hauptstadt Washington betritt das Team Audi Sport North America wiederum Neuland: Das sechste Saisonrennen der ALMS geht auf dem Stadtkurs im kanadischen Trois-Rivières, rund 90 Meilen nordöstlich von Montréal, über die Bühne.

Ähnlich wie zuletzt in Washington kennt die Audi Mannschaft auch den Kurs in Trois-Rivières nur von Zeichnungen und Fotos. Mit knapp 2,5 Kilometern Länge ist der „Circuit Trois-Rivières“ noch kürzer als die Strecke in Washington und ist ein klassischer Stadtkurs, der zum Teil über sonst öffentliche Straßen führt – in direkter Nachbarschaft zu einer Pferderennbahn, einem Baseballstadion und einem Schwimmbad. 1967 eröffnet, ist Trois-Rivières der älteste und damit traditionsreichste Stadtkurs Nordamerikas, auf der früher auch die spektakulären Sportwagen der damaligen CanAm-Serie gastierten.

Mit den Le Mans-Prototypen der ALMS knüpft Trois-Rivières an die große Sportwagen-Tradition an. Auf der inzwischen modernisierten Strecke will sich Tabellenführer und Titelverteidiger Audi dabei für die knappe Niederlage in Washington gegen Panoz revanchieren.

Noch mehr als bei den bisherigen ALMS-Rennen wird es bei der Zwei-Tages-Veranstaltung in Trois-Rivières darauf ankommen, so schnell wie möglich eine gute Fahrzeug-Abstimmung zu finden. Nur zwei Stunden haben die Teams und Fahrer am Freitag Gelegenheit, sich mit der unbekannten Strecke vertraut zu machen, ehe am Nachmittag im Zeittraining bereits die Startplätze für das dreistündige Rennen vergeben werden.

Stimmen vor dem Rennen in Trois-Rivières

Frank Biela (Infineon Audi R8 #1):
„Um unsere Titelchancen zu wahren, müssen Emanuele und ich in Trois-Rivières unbedingt gewinnen. In Washington haben wir gezeigt, dass wir auch auf einem Stadtkurs stark sind. Ich habe die Pole Position geholt, und wir waren auch im Rennen schnell. Bei Stadtrennen braucht man allerdings auch etwas Glück. Und Panoz wird auch in Kanada wieder sehr stark sein.“

Emanuele Pirro (Infineon Audi R8 #1): „Frank und ich sind zur Zeit gut in Form. Bei den letzten drei Rennen waren wir sehr schnell und lagen stets in Führung, trotzdem konnten wir nur einmal gewinnen. Der Wille, in Trois-Rivières zu siegen, ist daher sehr groß – auch, weil wir die Punkte brauchen, denn sonst sieht es in der Meisterschaft schlecht für uns aus. Obwohl der R8 nicht für ´Stadtverkehr´ entwickelt wurde, lief es in Washington viel besser als erwartet. Abgesehen vom Pech mit den gelben Flaggen hat mir das Rennen sehr viel Spaß gemacht.“

Rinaldo Capello (Infineon Audi R8 #2): „Ich habe gehört, dass der Kurs in Trois-Rivières noch enger ist als der in Washington. Aber ich war auch vor Washington skeptisch und wurde dann positiv überrascht, die Strecke war richtig gut. Deshalb bin ich nun ganz gespannt auf Trois-Rivières. Wir wissen inzwischen, dass der R8 auch auf solchen Stecken stark ist.“

Tom Kristensen (Infineon Audi R8 #2): „Ich freue mich auf Trois-Rivières, ein Rennen mit großer Historie. Washington hat gezeigt, dass unser Auto auch auf Stadtkursen konkurrenzfähig ist, obwohl wir in den Spitzenkehren bis zum Anschlag lenken müssen. Die Strecke in Trois-Rivières soll mehr Bodenwellen haben, also werden wir wohl mit einer etwas weicheren Fahrwerksabstimmung fahren. Wir führen die Meisterschaft an, aber ein kleiner Fehler kann bei einem Stadtrennen schon das Aus bedeuten.“

Johnny Herbert (ADT Champion Audi R8 #38): „Nach der Enttäuschung von Washington muss ich in Kanada kräftig punkten, denn ich bin nur noch Vierter in der Meisterschaft. Stefan und ich haben in den letzten drei Rennen viel Pech gehabt. Nun ist es an der Zeit, dass das Glück auf unsere Seite kommt, auch um die harte Arbeit der Champion-Jungs zu belohnen.“

Stefan Johansson (ADT Champion Audi R8 #38): „Ich war noch nie in Trois-Rivières, habe aber gehört, dass es eine interessante Strecke ist. Sie ist eng und kurvenreich, in etwa wie Washington – ein Rennen, von dem wir uns viel versprochen hatten, bei dem aber fast alles schief ging. Das Champion Audi Team hat jedoch Fortschritte gemacht und den Abstand zur Konkurrenz verringert. Ich bin optimistisch, dass wir diesen Trend fortsetzen können.“

Ralf Jüttner, Technischer Direktor Team Audi Sport North America: „Trois-Rivières dürfte ähnlich werden wie Washington, allerdings ist die Strecke noch kürzer und der Belag vermutlich etwas unebener. Wir erwarten Rundenzeiten von rund einer Minute und im Rennen einen ähnlichen Krimi wie in Washington. Dieses Mal wollen wir natürlich das bessere Ende für uns haben.“

Dr. Wolfgang Ullrich, Audi Sportchef: „In Trois-Rivières werden wir erneut vor der Problematik stehen, ein Getriebe, das eigentlich für eine Höchstgeschwindigkeit von 330 km/h ausgelegt ist, auf eine Strecke abzustimmen, auf der gerade einmal 240 km/h erreicht werden. Die Reifen bei diesen niedrigen Geschwindigkeiten auf optimale Arbeitstemperatur zu bringen, ist ebenfalls sehr schwierig. Trotzdem waren wir in Washington auf Anhieb schnell. Man darf nicht vergessen, dass der R8, der am Ende um 0,7 Sekunden geschlagen wurde, einen Dreher und eine Stop-and-Go-Strafe hatte. Der Speed hat in Washington nicht gefehlt. Das Problem auf Stadtkursen ist, dass es extrem schwierig ist, zu überholen. Deshalb erwartet uns auch in Kanada wieder ein heißes Rennen.“

Der Zeitplan in Trois-Rivières

Freitag, 2. August
08:00 – 09:00 Uhr (15:00 – 16:00 Uhr) Freies Training
11:10 – 12:10 Uhr (17:10 – 18:10 Uhr) Freies Training
15:10 – 15:30 Uhr (21:10 – 21:30 Uhr) Zeittraining (Prototypen)

Samstag, 3. August
09:40 – 10:00 Uhr (15:40 – 16:00 Uhr) Freies Training
14:45 – 17:45 Uhr (20:45 – 23:45 Uhr) Rennen (3:00 Stunden)

(In Klammern die Zeiten in Deutschland)

Stand Fahrerwertung

1. Tom Kristensen (Audi) 114 Punkte
2. Rinaldo Capello (Audi) 111 Punkte
3. Frank Biela (Audi) 101 Punkte
4. Johnny Herbert (Audi) 100 Punkte
Emanuele Pirro (Audi) 100 Punkte
6. David Brabham (Panoz) 93 Punkte
7. Jan Magnussen (Panoz) 86 Punkte
8. Bill Auberlen (Panoz) 83 Punkte
9. Stefan Johansson (Audi) 72 Punkte
10. Bryan Herta (Panoz) 70 Punkte

Stand Markenwertung

1. Audi 122 Punkte
2. Panoz 102 Punkte
3. Riley & Scott 69 Punkte
4. Lola 57 Punkte
5. Cadillac 33 Punkte
6. Ascari 19 Punkte