ALMS 2001
Tom Kristensen im Infineon Audi R8 #1

In einem ungewöhnlichen Zeittraining hat Audi beim vorletzten Lauf der American Le Mans Serie (ALMS) im kalifornischen Laguna Seca die ersten drei Startplätze erobert. Während normalerweise nur wenige schnelle Runden über die Startaufstellung entscheiden, war dieses Mal eine andere Strategie erfolgreich: Wer viele Runden drehte und so seine Reifen auf eine optimale Betriebstemperatur brachte, hatte die Nase vorn.

Am besten setzte diese Strategie Rinaldo Capello im Infineon Audi R8 mit der Startnummer 1 um: Runde für Runde steigerte sich der Italiener, ehe er in seiner sechsten Runde die mit Abstand schnellste Zeit des Tages fuhr. Mit einem ungewöhnlich großen Vorsprung von sieben Zehntelsekunden sicherte sich Capello wie im Vorjahr die Pole Position in Laguna Seca.

Capellos Teamkollege Frank Biela verpasste im anderen Infineon Audi R8 die erste Startreihe nur um 0,076 Sekunden. Der zweifache Le Mans-Sieger drehte sich im entscheidenden Moment in der berühmten Kurvenkombination „Corkscrew“ und musste sich so mit Rang drei begnügen.

Trotzdem stehen am Sonntag zwei Audi in der ersten Reihe: Erstmals gelang es einem Audi Kundenteam, sich einen Platz in der ersten Startreihe zu sichern. Stefan Johansson hatte dabei gleich doppelten Grund zum Feiern: Der Schwede holte für sein Team nicht nur das bisher beste Trainingsergebnis in der ALMS, er feierte am Samstag auch Geburtstag.

Der andere Vorjahres-R8, der von Champion Racing eingesetzt wird, steht am Sonntag in der dritten Startreihe.

Das Rennen in Laguna Seca wird um 12:00 Uhr Ortszeit (21:00 Uhr MESZ) gestartet. Als Startfahrer der beiden Infineon Audi R8 sind Rinaldo Capello (#1) und Frank Biela (#2) vorgesehen.

Stimmen nach dem Zeittraining

Rinaldo Capello (#1):
„Wir haben heute morgen festgestellt, dass wir hier sehr viel Zeit benötigen, um die Reifen aufzuwärmen. Tom ist seine schnellste Runde am Morgen mit einem neuen Reifensatz nach zehn Runden gefahren. Deshalb haben wir uns entschieden, sofort auf die Strecke zu gehen und möglichst viele Runden zu drehen. Das war eine gute Strategie.“

Tom Kristensen (#1): „Die Strecke in Laguna Seca ist eine sehr große Herausforderung. Die Bedingungen wechseln ständig. Trotzdem habe ich mich hier sofort zuhause gefühlt. Nach dem Zeittraining kann ich nur sagen: Gut gemacht, Dindo! Ich bin zuversichtlich für das Rennen, weiß aber, dass wir morgen einen guten Job machen müssen.“

Frank Biela (#2): „Heute mittag waren wir mit den Handling nicht zufrieden. Wir haben dann vor dem Zeittraining das Auto wieder auf den Stand von heute morgen zurückgebaut. Das Auto war nun wieder gut fahrbar. Ich hatte ein leichtes Untersteuern, aber das hat keine Zeit gekostet. Leider habe ich mich im Cork Screw gedreht. Bis dahin war ich schneller als auf meiner besten Runde.“

Emanuele Pirro (#2): „Laut Frank verhält sich das Auto nun viel besser als im letzten freien Training. Unsere Ausgangsposition für das Rennen hätte zwar besser ein können, aber im Vergleich zu Panoz sieht sie recht vielversprechend aus.“

Stefan Johansson (#18): „Es hat vier Runden gedauert, ehe meine Vorderreifen auf Temperatur gekommen sind. Als es soweit war, waren die Hinterreifen bereits hinüber. Ich bin begeistert, in der ersten Reihe zu stehen. Das ist eine gewaltige Leistung des Teams. Wir sind in starker Form, es sollte für uns ein gutes Rennen werden.“

Patrick Lémarie (#18): „Das wird ein hartes Rennen, keine Frage. Wir waren hier vom ersten Test am Freitag an konstant schnell. Deshalb bin ich optimistisch, dass wir nach dem ELMS-Sieg in Most unser zweites Rennen in Folge gewinnen können. Die Strecke ist interessant und anspruchsvoll - das Überholen wird hart, aber das gilt für alle.“

Johnny Herbert (#38): „Wir kämpfen seit einigen Tagen mit der Balance des Autos. Unsere Jungs arbeiten daran, es wird immer besser, obwohl wir noch zuviel Untersteuern haben. Aber ich denke, im Renntrimm sollte alles okay sein.“

Andy Wallace (#38): „Im Zeittraining war der Audi an diesem Wochenende am besten, aber er schiebt immer noch ein wenig über die Vorderräder. Ich bin gleich zu Beginn der Session rausgefahren, habe einen Stopp eingelegt, um die Vorderreifen von einer Seite auf die andere zu wechseln. Damit habe ich meine Zeit leicht verbessert.“

Reinhold Joest, Teamdirektor Audi Sport North America:
„Es ist nicht leicht, auf dieser Strecke das richtige Setup zu finden. Beinahe hätten wir ja sogar die komplette erste Startreihe gehabt. Leider hat das der Dreher von Frank verhindert. Stefan Johansson scheint diese Strecke sehr zu mögen, das hat er vom ersten Tag an gezeigt, und ich bin sicher, dass er auch morgen kräftig mitmischen wird. ”

Dr. Wolfgang Ullrich, Audi Sportchef:
„Die Verhältnisse auf dieser Strecke haben sich in jeder Trainingssitzung verändert. Das liegt vor allem an den wechselnden Windverhältnissen, die immer wieder feinen Sand von der Küste hineinwehen. Unsere beiden Autos waren die schnellsten, allerdings hat Frank Pech gehabt, denn als er eigentlich schon drei Zehntelsekunden schneller als seine Bestzeit war, hat er sich gedreht. Schade, aber wir sind mit dem Ergebnis trotzdem sehr zufrieden.“

Die Startaufstellung in Laguna Seca


1. Capello/Kristensen (Infineon Audi R8) 1.15,238 Min.
2. Johansson/Lemarie (Audi R8) 1.15,953 Min.
3. Biela/Pirro (Infineon Audi R8) 1.16,029 Min.
4. Magnussen/Brabham (Panoz) 1.16,104 Min.
5. Graf/Lagorce (Panoz) 1.16,156 Min.
6. Herbert/Wallace (Audi R8) 1.16,463 Min.
7. Taylor/Angelelli (Cadillac) 1.17,479 Min.
8. Tinseau/Collard (Cadillac) 1.17,843 Min.
9. Field/Sutherland (Lola-Judd) 1.18,927 Min.
10. de Radigues/Duno (Reynard) 1.19,706 Min.