Die FIA-Langstrecken-Weltmeisterschaft WEC startet mit vielen Neuerungen in ihre fünfte Saison. Das Jahr 2016 steht im Zeichen einer intensiveren Motorleistungs- und Kostenkontrolle. Gleichzeitig steigt der Wettbewerbsdruck der engagierten Hersteller.

72 Stunden Renngeschehen – 2016 wird die FIA WEC so präsent sein wie noch nie zuvor. Bei erstmals neun statt wie zuvor acht Läufen müssen die Automobilhersteller zweierlei beweisen: Ihre Technik soll nicht nur serienrelevant sein, sondern auch höchste Standfestigkeit aufweisen. Allein bei den 24 Stunden von Le Mans absolvieren die Teams rund 5.000 Kilometer. Das ist eine Distanz, die fast einer gesamten Formel-1-Saison entspricht. Zugleich gilt seit 2014 ein Effizienz-Reglement. Es hat den sparsamen Umgang mit Kraftstoff zur Voraussetzung für den Erfolg gemacht hat. Damit treibt der Langstrecken-Rennsport perfekt jene Technologien voran, die auch für die Großserie elementar sind: vom Leichtbau über den Verbrennungsmotor bis hin zum Hybridsystem, der Aerodynamik und Detaillösungen in anderen Bereichen.

Wie bemerkenswert die Fortschritte sind, zeigen die Rundenzeiten. Obwohl sich das Reglement kaum geändert hat, benötigte André Lotterer 2015 in Le Mans für seine schnellste Rennrunde 2,5 Prozent weniger Zeit als noch ein Jahr zuvor – als Ergebnis reiner Effizienzsteigerungen.

2016 sind die Hersteller in der führenden LMP1-Klasse noch stärker gefordert. Der Geschwindigkeitszuwachs soll durch eine geringere Energiemenge wieder abgebaut werden. So wollen es die Verantwortlichen beim Automobil-Weltverband FIA, beim Le-Mans-Veranstalter ACO und in der WEC. Deshalb stehen pro Runde 10 Megajoule weniger Kraftstoffenergie zur Verfügung. Das sind etwa 7,5 Prozent weniger als zuvor – ein deutlicher Einschnitt. In Le Mans darf das Hybridsystem zudem nicht mehr als 300 kW Leistung abgeben. Auch die aerodynamische Entwicklung wird stärker kontrolliert: 2016 sind höchstens drei Karosserievarianten im Lauf der Saison erlaubt, ein Jahr später nur noch zwei Entwicklungsstufen. Um Kosten zu sparen, greifen außerdem Begrenzungen bei den Tests und bei der Windkanal-Erprobung.

Auch das hohe Sicherheitsniveau der LMP1-Rennwagen verbessert sich nochmals. Größere Öffnungen in den Radhäusern der Vorderachse verringern das Risiko von Auftrieb. Solche Effekte entstehen bei seitlicher Anströmung. Ein weiterer Punkt betrifft das Cockpit. Hier ist die Polsterung zum Schutz des Fahrerkopfes großzügiger dimensioniert.

Technologisch schlägt nicht nur Audi zur Saison 2016 neue Wege ein. Auch die Konkurrenz legt nach. Audi erwartet ein Dreikampf mit Porsche und Toyota, der so hart ist wie noch nie zuvor. Jeder der drei Hersteller war in den vergangenen vier Jahren mindestens einmal FIA-WEC-Weltmeister in Fahrer- und Markenwertung.

Die Automobilhersteller messen sich in diesem Jahr bei neun Veranstaltungen in Asien, Europa, Nord- und Mittelamerika. Am 17. April beginnt die Saison wiederum in Silverstone (Großbritannien). Am 7. Mai folgt das Rennwochenende in Spa (Belgien). Als Saisonhöhepunkt stehen die 24 Stunden von Le Mans (Frankreich) am 18./19. Juni im Programm. Nach dem Deutschland-Gastspiel auf dem Nürburgring am 24. Juli startet die WEC am 3. September erstmals in Mexiko. Dem Lauf in Austin (USA) am 17. September schließen sich drei asiatische Rennen an. In Fuji (Japan) startet die FIA WEC am 16. Oktober, in Shanghai (China) am 6. November und beim Finale in Bahrain am 19. November.