Le Mans 2002
Emanuele Pirro feiert seinen dritten Le Mans-Sieg in Folge

Mit einem überlegenen Dreifachsieg hat sich die AUDI AG vor 220.000 Zuschauern einen besonderen Platz in der Geschichte der 24 Stunden von Le Mans gesichert. Audi ist erst der fünfte Hersteller, der das härteste Autorennen der Welt mit dem selben Team dreimal in Folge gewonnen hat – und der erste, dem dieser lupenreine Hattrick in den vergangenen knapp 20 Jahren gelang. Auch die Audi Piloten Frank Biela, Tom Kristensen und Emanuele Pirro schrieben Motorsport-Geschichte: Sie siegten als erstes Fahrerteam in Le Mans dreimal hintereinander.

Der neuerliche Audi Triumph bei dem seit 1923 ausgetragenen Langstrecken-Klassiker war eine weitere Demonstration von „Vorsprung durch Technik“ und eine eindrucksvolle Kombination von Schnelligkeit und Zuverlässigkeit. Über die gesamte Distanz von 5120 Kilometern waren die drei Infineon Audi R8 mit ihren 610 PS starken FSI-Motoren die schnellsten Autos im Feld. Vom Start weg übernahm Audi die Führung und gab diese während der 24 Stunden nicht ein einziges Mal ab. Von der sechsten Stunde an lagen alle drei Werks Audi an der Spitze. Und Tom Kristensen unterbot am Sonntagmorgen den bestehenden Rundenrekord um fast vier Sekunden. Insgesamt legte der Siegerwagen 375 Runden zurück – sieben mehr als bei der Rekordfahrt im Jahr 2000.

Trotz des überlegenen Dreifachsieges war die 70. Auflage der 24 Stunden von Le Mans für die Audi Mannschaft alles andere als eine leichte Aufgabe. Schwül-warmes Sommerwetter stellte enorme Anforderungen an Mensch und Material. Das Rennen entwickelte sich gleichzeitig zu einer „Reifenschlacht“ mit ungewöhnlich vielen Reifenschäden. Auch die Audi Piloten blieben von Reifendefekten nicht verschont, die viel Zeit kosteten und ihre Spuren an der Karosserie der Infineon Audi R8 hinterließen. Dass es keine schwerwiegenderen Folgen gab, verhinderte unter anderem ein von Audi gemeinsam mit Reifenpartner Michelin entwickeltes System, das die Piloten im Falle eines Druckabfalls im Reifen vorwarnt.

Die Reifenschäden beeinflussten auch die Reihenfolge der drei Infineon Audi R8 im Ziel. Frank Biela, Tom Kristensen und Emanuele Pirro blieb das nötige Quentchen Glück der vergangenen beiden Jahre treu. Sie übernahmen am Samstagabend die Führung, machten keine Fehler und sicherten sich den historischen dritten Le Mans-Sieg. Rinaldo Capello, Johnny Herbert und Christian Pescatori belegten Rang zwei vor den Newcomern Michael Krumm, Philipp Peter und Marco Werner, die bei ihrem ersten Rennen im R8 auf Anhieb den Sprung auf das Siegerpodest schafften.

Mit dem Dreifachsieg setzte sich die eindrucksvolle Serie des Audi Sport Team Joest bei den 24 Stunden von Le Mans fort: Seit dem Debüt im Jahr 1999 brachte das Team von Reinhold Joest stets alle Fahrzeuge ins Ziel. Zum dritten Mal in Folge ließen alle Fahrzeuge des Audi Sport Team Joest dabei auch die gesamte Konkurrenz hinter sich. 2000 und 2002 feierte Audi in Le Mans jeweils Dreifachsiege, bei der „Regenschlacht“ in der Saison 2001 belegten die beiden eingesetzten R8 die ersten beiden Plätze.

Einen Achtungserfolg verbuchte das Kundenteam Audi Sport Japan Team Goh, das seinen 2001er R8 trotz eines Unfalls im Training und einem Kühlerwechsel im Rennen auf Rang sieben ins Ziel brachte.

Von der FSI Power im Heck der erfolgreichen Infineon Audi R8 profitieren auch die Audi Kunden: Die Le Mans-erprobte Benzindirekteinspritzung ging bei Audi vor kurzem in Serie. „Der Technologietransfer zwischen Motorsport und Serienentwicklung ist bei Audi sehr intensiv und die FSI-Technolgie ein guter Beweis dafür“, erklärte Dr. Martin Winterkorn, Vorstandsvorsitzender der AUDI AG.


Stimmen nach dem Rennen

Frank Biela (Infineon Audi R8 #1):
„Natürlich wussten wir, dass wir es mit einem so perfekten Auto und einem Team, das super arbeitet, schaffen konnten. Ich habe trotzdem nicht daran zu glauben gewagt und immer befürchtet, dass noch etwas dazwischen kommt. Umso schöner ist das Gefühl, dass es geklappt hat. Historie oder Ranglisten haben für mich nie eine Rolle gespielt. Aber Le Mans ist einfach etwas Besonderes – dieses Rennen dreimal zu gewinnen und das noch hintereinander mit den selben Kollegen, ist fantastisch.“

Tom Kristensen (Infineon Audi R8 #1): „Der Sieg war hart umkämpft, das Tempo an der Spitze wirklich hoch, und wir hatten eine Menge Druck. Das Ziel war, Geschichte zu schreiben. Das ist uns gelungen – für mich ist heute ganz sicher ein Traum wahr geworden. Der Audi R8 ist unglaublich. Man kann ihn richtig hart rannehmen, und er hält trotzdem durch. Er ist ein technisches Meisterwerk, ein fantastisches Rennauto. Und die Jungs sind großartig: Ich habe alle meine vier Le Mans-Siege mit Joest erzielt.“

Emanuele Pirro (Infineon Audi R8 #1): „Wir hatten eine enorme Verantwortung, weil so viele Leute derart viel Zeit und Energie in dieses Rennen investiert haben. Dieses Ergebnis ist kein Zufall. Es ist das Resultat des unvorstellbaren Einsatzes so vieler Leute, und das hat uns mächtig unter Druck gesetzt. Wir Fahrer müssen das umsetzen, was andere vorbereitet haben. Audi hat uns das beste Auto gegeben – wir haben unseren Teil dazu beigetragen.“

Rinaldo Capello (Infineon Audi R8 #2): „Audi hat es geschafft, ein großartiges Team zusammenzustellen und die historische Trophäe mit einem eindrucksvollen Dreifachsieg endgültig mit nach Hause zu nehmen. Für mich war es allerdings ein eigenartiges Rennen. Ich habe alles gegeben, aber der Rückstand ist einfach nicht kleiner geworden. Dieses Rennen zu gewinnen, ist nicht leicht. Es genügt nicht, schnell zu sein – man braucht auch etwas Glück. Ich würde gerne noch einmal versuchen, Le Mans zu gewinnen – aber nur mit Audi.”

Johnny Herbert (Infineon Audi R8 #2): „Über die gesamten 24 Stunden war es ein phantastisches, enges, aber sauberes Rennen. Die vier Reifenschäden haben uns vielleicht den Sieg gekostet, aber das ist eben Pech. Ich bin stolz, einer von neun Fahrern auf dem Le Mans-Siegerpodest des Jahres 2002 gewesen zu sein. Aber das Lob sollte an das ganze Team, die Designer, Ingenieure, Techniker und Mechaniker gehen – an jeden bei Audi Sport und der Joest-Mannschaft.“

Christian Pescatori (Infineon Audi R8 #2): „Mit einem Audi muss man eigentlich gewinnen, deshalb bin ich natürlich etwas enttäuscht. Es war ein sehr schweres Rennen. Wir hatten zu Beginn einige Schwierigkeiten und nach sechs Stunden schon eine Runde Rückstand. Jetzt kann ich nur hoffen, dass mir Audi im nächsten Jahr eine weitere Chance gibt, den Sieg zu holen.“

Michael Krumm (Infineon Audi R8 #3): „Ich bin glücklich, dass wir nach dem anfänglichen Pech doch noch aufs Podium gefahren sind. Kompliment an meine beiden Teamkollegen Marco und Philipp: Sie waren zum ersten Mal hier und haben unter Druck hervorragende Rundenzeiten erzielt. Ich weiß genau, wie schwer das ist – ich selbst bin hier schon mal als Neuling im Kiesbett gelandet.“

Philipp Peter (Infineon Audi R8 #3): „Heute kommen so viele Emotionen zusammen: Ich bin zum ersten Mal in Le Mans, war vorher noch nicht einmal als Zuschauer da und habe dann die Chance, den besten Sportwagen der Welt zu fahren. Wir hatten uns vorgenommen, keine Fehler zu machen und vielleicht in Richtung Podium zu fahren. Dass wir das alles geschafft haben und mit Audi diesen Triumph feiern können, ist für mich ein einmaliges Erlebnis.“

Marco Werner (Infineon Audi R8 #3): „Für mich ist es ein kleiner Traum, als Rookie hier auf dem Podium zu stehen. Aber es war längst nicht so einfach, wie es vielleicht ausgesehen hat. Neben unseren Teamkollegen, die Le Mans ganz genau kennen, hatten wir gerade in der Anfangsphase viele Duelle mit anderen Fahrzeugen. Dass wir diesem Druck standgehalten haben und ganz ruhig unser Rennen gefahren sind, freut mich ganz besonders.“

Seiji Ara (Audi R8 #5): „Es war ein tolles Gefühl, hier in Le Mans über die Ziellinie zu fahren – und dann noch neben den drei siegreichen Audi. Es war mein Traum, der Schlussfahrer zu sein. Wir haben uns vorgenommen, 24 Stunden lang durchzuhalten, deshalb ist der siebte Platz ein toller Erfolg – und einfach ein wahnsinnig tolles Gefühl.“

Yannick Dalmas (Audi R8 #5): „Es war sehr wichtig für unser Team, das Rennen zu beenden. Trotzdem bin ich ein wenig traurig, dass wir wegen unseres Problems mit dem Kühler am Samstagabend so viel Zeit in der Box verloren haben. Die Mechaniker haben schnell gearbeitet – sie waren einfach klasse. Unser Ziel war, das Rennen zu beenden – das haben wir geschafft.“

Hiroki Katoh (Audi R8 #5): „Der Wechsel des Kühlers war das einzige Problem während der gesamten 24 Stunden, das uns aber leider viel Zeit gekostet hat. Trotzdem sollten wir stolz auf das sein, was wir hier in Le Mans erreicht haben. Alle Fahrer, Mechaniker und natürlich der phantastische Audi haben ein tolles Team gebildet. Der R8 ist ein starkes Auto: sehr schnell und sehr zuverlässig. Ich glaube, das haben wir mit unserer dritten Position zu Beginn des Rennens deutlich bewiesen.“

Reinhold Joest (Teamdirektor Audi Sport Team Joest): „Das war das schönste Rennen meiner Karriere. Zum einen natürlich, weil ich heute zum dritten Mal mit Audi gewinnen durfte. Und außerdem ist es insgesamt unser siebter Erfolg in Le Mans – und die Zahl sieben ist schon immer die Glückszahl unseres Teams gewesen. An diesem Wochenende hat sich wieder einmal gezeigt, dass Le Mans seine eigenen Gesetze hat und selbst eine noch so perfekte Vorbereitung keinen Sieg garantiert. Aber wir hatten bei den Reifenschäden immer das Glück auf unserer Seite und haben die Autos stets zurück an die Box gebracht.“

Dr. Wolfgang Ullrich (Audi Sportchef):
„Mit diesem Sieg ist ein Traum wahr geworden. Wir haben gewonnen, weil das ganze Team und unsere neun Fahrer hervorragende Arbeit geleistet haben. Unsere Autos liefen 24 Stunden lang trotz der hohen Temperaturen wie Uhrwerke. Die kleineren technischen Problemchen, die wir hatten, wurden in kürzester Zeit gelöst. Das Siegerauto stand nicht einmal 20 Minuten an der Box. Dieser Triumph ist für uns ein großer Erfolg.“

Ergebnisse

1. Biela/Kristensen/Pirro (Infineon Audi R8) 375 Runden
2. Capello/Herbert/Pescatori (Infineon Audi R8) - 1 Runde
3. Krumm/Peter/Werner (Infineon Audi R8) - 3 Runden
4. Wallace/Leitzinger/van de Poele (Bentley) - 13 Runden
5. Beretta/Lamy/Comas (Oreca-Judd) - 16 Runden
6. Sarrazin/Montagny/Minassian (Oreca-Judd) - 16 Runden
7. Ara/Dalmas/Katoh (Audi R8) - 17 Runden
8. Lammers/Hillebrand/Coronel (Dome-Judd) - 24 Runden
9. Taylor/Angelelli/Tinseau (Cadillac) - 30 Runden
10. Boullion/Lagorce/Bourdais (Courage-Peugeot) - 32 Runden