ALMS 2001
Emanuele Pirro im Infineon Audi R8 #2

Dass in der American Le Mans-Serie (ALMS) nicht immer das schnellste Auto gewinnt, bekam das Team Audi Sport North America beim nervenaufreibenden Rennen in Mid-Ohio zu spüren. Knapp zwei Stunden lang waren die beiden Infineon Audi R8 von Rinaldo Capello/Tom Kristensen und Frank Biela/Emanuele Pirro die dominierenden Fahrzeuge. Bei Halbzeit lag der drittplatzierte Panoz bereits eine volle Runde zurück. Trotzdem musste sich Audi am Ende der 2:45-Stunden-Distanz sogar den zweiten Platz noch hart erkämpfen.

Mehrere Safety-Car-Phasen ermöglichten es dem Panoz-Team, die verlorene Runde wieder aufzuholen. Als Rinaldo Capello zudem eine Stop-and-Go-Strafe absitzen musste, weil er während einer Gelbphase versehentlich das Safety Car überholt hatte, fiel der Infineon Audi R8 mit der Startnummer 1 auf den dritten Platz zurück. Capello arbeitete sich wieder auf Rang zwei nach vorne, blieb aber in der spannenden Schlussphase hinter dem überrundeten zweiten Panoz hängen. Das kostete dem Team Audi Sport North America endgültig die Chance auf den Sieg.

Die Gelbphasen schienen zwischenzeitlich für Frank Biela und Emanuele Pirro im anderen Infineon Audi R8 zu arbeiten. Dank guter Strategie übernahm Biela bei Halbzeit die Führung.
Kurz darauf musste er jedoch zu einem unplanmäßigen Stopp an die Box, um die Zündkerzenleiste auf der linken Seite des Motors zu wechseln. Biela überholte anschließend den führenden Panoz, rundete sich dabei zurück und schob sich mit schnellen Rundenzeiten noch vom sechsten auf den vierten Platz nach vorne.

Johnny Herbert und Andy Wallace kamen mit dem Vorjahres-R8 des Champion-Teams als Fünfte ins Ziel, obwohl sie zwei unplanmäßige Boxenstopps einlegen und zwei Stop-and-Go-Strafen absitzen mussten.

Stimmen nach dem Rennen

Rinaldo Capello (#1):
„Nach meinem Boxenstopp lag ich hinter Magnussen. Ich dachte, wir hätten unseren ganzen Vorsprung wegen der Gelbphasen verloren und habe nicht realisiert, dass er eine Runde Rückstand hatte. Als er am Pace Car vorbei gewinkt wurde, bin ich ihm gefolgt, weil ich dachte, ich wäre Dritter hinter ihm und Frank. Aber das war nicht der Fall. Am Ende habe ich alles versucht, an Lagorce vorbei zu kommen, aber nach sieben Runden waren meine Vorderreifen völlig fertig.“

Tom Kristensen (#1): „Am Anfang haben wir alles richtig gemacht. Wir hatten sogar eine Runde Vorsprung auf den Panoz. Die Reifen nicht zu wechseln, war die richtige Entscheidung. Selbst mit den alten Reifen fuhr ich noch die schnellsten Rundenzeiten. Aber am Ende waren wir sehr unglücklich. Auf diese Art und Weise zu verlieren, ist sehr hart.“

Frank Biela (#2): „Eigentlich lief alles ganz gut für uns. Unsere Boxenstopp-Strategie ging perfekt auf: Nach einem Stint haben wir einen vollen Service mit Fahrerwechsel, Tanken und Reifenwechsel gemacht, um beim nächsten Stopp unter Gelb eine kürzere Tankzeit zu haben. Danach war ich vorne, doch dann hatten wir das Problem mit den Zündkerzen. Der extra Boxenstopp hat uns sehr viel Zeit gekostet, vielleicht sogar den Sieg.“

Emanuele Pirro (#2): „So, wie das Rennen gelaufen ist, hätten wir eine gute Chance auf den Sieg gehabt. Unsere Strategie war gut, sie ist aber wegen des Elektrikproblems nicht aufgegangen. Mit meiner Leistung bin ich zufrieden, ich habe getan, was ich konnte.“

Johnny Herbert (#38): „Dass ich am Ende des Rennens in der Lage war, das Nummer eins-Auto zu überholen, zeigt, wozu wir fähig sind. Jetzt brauchen wir nur auch einmal das nötige Glück. Heute hatten wir etwas Pech. Mit dem neuen Reifensatz wurde das Handling viel besser, aber dann hat der Motor Leistung verloren. Wir haben die Blackbox gewechselt, mussten aber noch einmal an die Box kommen, um die Zündkerzenreihe zu wechseln. Anschließend war das Auto voll konkurrenzfähig.“

Andy Wallace (#38): „In der Anfangsphase hatte ich keinen Grip. Die Verhältnisse haben sich dieses Wochenende ständig geändert. Wir sind mit sehr hohem Reifendruck gestartet, das hat aber nicht funktioniert. Als wir die Reifen gewechselt haben, sind wir mit weniger Luftdruck gefahren. Das war besser.“

Reinhold Joest, Teamdirektor Audi Sport North America: „Das Überholen des Safety Cars hat uns den Sieg gekostet. Davon abgesehen sind Dindo und Tom aber ein gutes Rennen gefahren. Für Frank und Emanuele tut es mir leid, durch eine gute Boxenstrategie gingen sie in Führung, die Technik hat jedoch nicht ganz bis zum Ende des Rennens mitgespielt. Schade, jetzt schauen wir aber wieder nach vorne zum nächsten Rennen in Laguna Seca.“

Dr. Wolfgang Ullrich, Audi Sportchef:
„Unser Team hat nach dem Problem in Mosport wieder zwei gute Autos vorbereitet. Kompliment an die Mannschaft. Im Rennen fuhren wir sogar bis zu zwei Sekunden schneller als unsere Konkurrenten. Nicht viel Glück hatten wir mit den Zeitpunkten der Gelbphasen, und das Safety Car darf man natürlich auch nicht überholen. Aber in der Hektik des Renngeschehens kann so was mal passieren. Den möglichen Sieg in diesem Rennen haben wir verschenkt.“

Das Rennergebnis


1. Magnussen/Brabham (Panoz) 116 Runden
2. Capello/Kristensen (Infineon Audi R8) + 11,338 Sek.
3. Weaver/Leitzinger (Riley&Scott-Lincoln) + 37,169 Sek.
4. Biela/Pirro (Infineon Audi R8) + 58,741 Sek.
5. Herbert/Wallace (Audi R8) 1 Rd. zur.
6. Graf/Lagorce (Panoz) 1 Rd. zur.
7. Taylor/Angelelli (Cadillac) 2 Rd. zur.
8. Tinseau/Collard (Cadillac) 3 Rd. zur.
9. de Radigues/Lambert (Reynard-Judd) 7 Rd. zur.
10. Fellows/O`Connell (Chevrolet) 7 Rd. zur.