Auszubildende bauen eine elektrische Rikscha aus gebrauchten Audi Batterien

Neckarsulm, 21. Juli 2022 – Azubis aus Neckarsulm haben eine Rikscha mithilfe gebrauchter Audi-Batterien zu einer E-Rikscha umgebaut. Im Juni hat das Team sein Gefährt namens „Gaia“ auf dem Greentech Festival in Berlin der Öffentlichkeit präsentiert.

„Als ich bei Audi angefangen habe, hätte ich nicht gedacht, mal an einer E-Rikscha zu bauen“, sagt Till Barz lachend. Der angehende KFZ-Mechatroniker, Schwerpunkt System- und Hochvolttechnik, gehört zu einem vierzehnköpfigen Team von Auszubildenden, das in Neckarsulm eine elektrisch angetriebene Rikscha und eine Ladestation geplant und gebaut hat. Das Azubi-Projekt ist Teil einer Kooperation mit der Audi Stiftung für Umwelt und dem von ihr geförderten deutsch-indischen Start-up Nunam, das Anwendungsmöglichkeiten für Second-Life-Batterien erprobt. Die Projektpartner wollen gemeinsam ausloten, wie Module aus Hochvoltbatterien nach ihrem Einsatz im Auto weiterverwendet werden können. Auch sollen insbesondere die Erwerbschancen von Frauen in Indien gestärkt werden: Ihnen werden von Nunam in Indien umgebaute E-Rikschas für den Warentransport zur Verfügung gestellt.

Doch bis dahin gab es einiges zu tun: Anfang 2022 fiel der Startschuss für die Azubis, fast ein halbes Jahr lang arbeiteten sie im Neckarsulmer Werk an der E-Rikscha – ein Vollzeitjob. Die Berufseinsteiger_innen aus den Bereichen KFZ-Mechatronik für System- und Hochvolttechnik, Karosserie- und Fahrzeugbaumechanik, Lackierung und Werkzeugmechanik bauten gemeinsam das Fahrzeug. Automatisierungstechniker_innen und Fachinformatiker_innen nahmen sich der Ladestation an. Dank ihrer guten Leistungen während der Ausbildung hatten sich die Nachwuchskräfte für das außergewöhnliche Projekt qualifiziert. 

Freiraum für selbstständiges Lernen

Die Auszubildenden platzierten vier gebrauchte Audi e-tron Batterien unter dem Rikschasitz, bauten die Steuereinheit ein, zogen die Leitungen, lackierten die Karosserie oder fertigten neue Karosserieteile. Dabei lief nicht immer alles glatt. „Unser Lack hat nach drei Tagen Risse bekommen“, erzählt Marie Pillich, angehende Fahrzeuglackiererin. „Also haben wir ihn wieder komplett heruntergeschliffen und alles neu lackiert.“ Bei Fehlersuche und -behebung ließ ihnen Timo Engler, Leiter Ausbildung Fahrzeugtechnik/Logistik, den nötigen Freiraum. „Wichtig ist, auch mal etwas falsch machen zu dürfen. Aus Fehlern lernen unsere Nachwuchskräfte“, so Engler, der sich regelmäßig zum Entwicklungsstand erkundete, aber sich nur bei Bedarf einklinkte. „Der Lernprozess der Azubis war enorm.“

Über Elektromobilität lernten die jungen Männer und Frauen eine Menge hinzu, auch Umwelt- und Nachhaltigkeitsaspekte spielten eine große Rolle – Erfahrungen, die ihnen im weiteren Berufsleben helfen werden. Audi möchte diese Themen noch stärker in der Ausbildung verankern. „Ein Experte für Elektromobilität bin ich nach dem Projekt noch nicht“, meint Barz. „Aber viel fehlt dazu nicht mehr“, fügt er mit einem Augenzwinkern hinzu. 

Austausch über 7.000 Kilometer Entfernung

Währenddessen begannen die indischen Kolleg_innen von Nunam in Bangalore, ihre drei Elektro-Rikschas, powered by Audi Stiftung für Umwelt, zu bauen. In regelmäßigen Videocalls tauschten sie sich mit den mehr als 7.000 Kilometer entfernten Neckarsulmer_innen aus, fachsimpelten gemeinsam über Fahrzeugbau und Elektroantriebe. Die Azubis verbesserten dabei ihre Englischkenntnisse, die Inder_innen wiederum waren vom Wissensstand der Nachwuchskräfte aus Baden-Württemberg beeindruckt. Im kommenden Jahr sollen die E-Rikschas in Indien erstmals zum Einsatz kommen, über Solarpanels auf indischen Dächern aufgeladen werden und so weitestgehend lokal CO2-emissionsfreie Fahrten ermöglichen.

Stolze Azubis benennen ihr Fahrzeug nach griechischer Göttin

In Neckarsulm dokumentierten die Auszubildenden ihren Fortschritt regelmäßig mit Selfies, die sie breit grinsend vor ihrem elektrisch betriebenen Prototyp zeigen. „Wir sind so unglaublich stolz, dass das Ergebnis nach monatelanger harter Arbeit vor uns steht “, freut sich Pillich.

Sogar den Namen ihrer E-Rikscha haben sich die jungen Audianer_innen selbst überlegt. Sie ist nach der griechischen Göttin „Gaia“ benannt, die die Giganten – Gestalten der griechischen Mythologie – zur Welt brachte. Einen „Giganten“ haben die Azubis zwar nicht geboren, aber dafür eines ihrer bislang größten Projekte über und auf die Bühne gebracht.

Melanie David Melanie David
Pressesprecherin für Produktion und Anläufe am Standort Neckarsulm