Nur sechs Jahre nach ihrer Gründung hat sich die Formel E von einem hier und da belächelten Motorsport-Start-up zu einer offiziellen Weltmeisterschaft mit FIA-Prädikat und namhaften Herstellern entwickelt. Ein Erfolgsgeheimnis: Die Serie kombiniert spektakulären Sport mit nachhaltigen Botschaften.

Formel E, Mexico City E-Prix 2019

Als die Formel E im Herbst 2013 auf der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) in Frankfurt erstmals ihr Rennauto präsentierte, war die Skepsis, die Gründer Alejandro Agag und FIA-Präsident Jean Todt entgegenschlug, groß: Kann eine rein elektrische Rennserie, die ihre Läufe mitten in der Stadt austrägt und dabei viele völlig neue Wege geht, wirklich funktionieren? Wird es Teams, Sponsoren und Fahrer geben, die sich für diese neue Art des Motorsports begeistern?

Inzwischen ist aus der Idee, die Agag und Todt seinerzeit in einem italienischen Restaurant auf einer Serviette skizziert hatten, eine Erfolgsgeschichte geworden: Internationale Automobilhersteller und Sponsoren sowie namhafte Teams und Fahrer sind an Bord, bei Medien und Fans in aller Welt hat sich die Formel E zu einem der absoluten Hotspots in der Motorsportwelt und darüber hinaus entwickelt. Die Zuschauerzahlen am Fernseher, die Reichwerten auf den Social-Media-Kanälen sowie die Zahl der Artikel in On- und Offline-News steigen von Jahr zu Jahr.

Die Formel E geht in vielen Bereichen neue Wege. Das beginnt mit der Auswahl der Austragungsorte: Statt auf traditionellen Rennstrecken, die meist abseits von Ballungszentren liegen, startet die Formel E wann immer möglich auf temporären Kursen im Herzen von Städten. Dazu gehörten in der Vergangenheit schon faszinierende Metropolen wie Paris, Rom, New York, Hongkong, London oder Buenos Aires. Ergänzt wird der Kalender durch beliebte Rennstrecken wie die in Mexiko-Stadt, außergewöhnliche Schauplätze wie den ehemaligen Flughafen Tempelhof in Berlin oder exotische Locations wie das Ferienparadies Sanya in China.

Ein gutes Beispiel für die Flexibilität, den Einfallsreichtum und auch den Mut war der Auftritt der Formel E während der Saison 2019/2020. Während andere Serien ihre Kalender immer wieder durcheinanderwarfen, stoppte die Formel E die Rennen Ende Februar konsequent mit einer „roten Flagge“. Im August wurde die Saison dann mit sechs Rennen innerhalb von neun Tagen in Berlin beendet – begleitet von einem akribisch ausgearbeiteten Hygienekonzept und einer positiven Botschaft, die über alle Kanäle gestreut wurde und weiter besteht: #PositivelyCharged.

Die Zuschauer erleben bei der Formel E Motorsport hautnah und zeitgemäß kompakt präsentiert: Sie kommen zu Fuß, mit dem Fahrrad oder öffentlichen Verkehrsmitteln zu der Rennstrecke und erleben innerhalb weniger Stunden ein knackiges Programm: freies Training, Qualifying und Rennen werden nahezu direkt hintereinander ausgetragen. In den wenigen Pausen kommen die Fahrer zu Autogrammstunden und Interviews ins E-Village, wo die Besucher auch viele Attraktionen rund um die Themen Elektromobilität und Zukunftstechnologien präsentiert bekommen.

Überhaupt versteht es die Formel E wie niemand sonst, Spitzensport mit nachhaltigen Botschaften zu kombinieren: Die Formel E ist die einzige Sportserie weltweit, die seit ihrer Gründung 2014 netto CO2-neutral ist. Partnerschaften mit den Vereinten Nationen, deren Kinderhilfswerk UNICEF sowie weiteren Organisationen verleihen dem Kampf gegen den Klimawandel, dem sich die Formel E verschrieben hat, Nachdruck. Audi-Pilot Lucas di Grassi unterstützt die Aktivitäten in seiner Rolle als offizieller UN-Botschafter für saubere Luft bei vielen Anlässen.

Zum nachhaltigen Anspruch der Formel E gehört auch eine verlässliche Strategie für alle beteiligen Parteien: Um die Serie auch künftig attraktiv und bezahlbar zu halten, haben Promoter und FIA eine verbindliche Roadmap entwickelt, die die Leitplanken für die nächsten Jahre klar definiert. So soll sichergestellt werden, dass auch bei immer mehr beteiligten Herstellern zwei Dinge im Vordergrund stehen, ohne die Budgets zu sehr ansteigen zu lassen: der Sport und ausschließlich Entwicklungen, die auch für den Transfer in die Serienproduktion relevant sind.

So bleiben zentrale Bausteine wie Chassis, Batterie, Reifen oder Bremsen auch in den nächsten Jahren Einheitsteile für alle Teams und Hersteller. Lediglich der Antriebsstrang – bestehend aus Motor, Getriebe, Teilen der Aufhängung und der entsprechenden Software – ist auch künftig für eigene Entwicklungen geöffnet. Außerdem werden Parameter wie die erlaubte Leistung in Qualifying und Rennen oder die maximal zulässige Rekuperation sukzessive angehoben. Die Roadmap ist für die kommenden Jahre verbindlich und schafft damit Planungssicherheit für alle.