Die Formel E ist die erste rein elektrische Rennserie der Welt. Doch für Audi ist nicht nur das Antriebskonzept Neuland: Zum ersten Mal überhaupt engagiert sich die Marke mit den Vier Ringen im Formel-Sport.

Rallye, Trans-Am, IMSA-GTO, DTM, Supertourenwagen, Le-Mans-Prototypen, GT3, TT Cup, TCR – die Rallye- und Rennwagen von Audi Sport hatten bisher eines stets gemeinsam: geschlossene Radhäuser. Mit der Formel E erweitert Audi sein Motorsport-Programm nun um eine Rennserie mit Monoposto-Rennwagen und freistehenden Rädern, wie sie die Fans von der Formel 1 oder den IndyCars in Amerika kennen.

Kamen in der ersten Formel-E-Saison 2014/2015 noch komplett identische Elektro-Rennwagen zum Einsatz, durften die Teams für die Saison 2015/2016 erstmals selbst einzelne Umfänge entwickeln. So konnten zum Beispiel ein eigener Antriebsstrang verbaut und auch Modifikationen im Bereich des Fahrwerks vorgenommen werden. Dieses Prinzip wurde für die Saison 2016/2017 beibehalten.

Der ABT Schaeffler FE02 ist somit eine Weiterentwicklung des erfolgreichen Vorgängermodells, mit dem Daniel Abt und Lucas di Grassi bei den zehn Formel-E-Rennen der vergangenen Saison zehn Podiumsplatzierungen holten – darunter drei Siege. Der Fokus der Ingenieure lag vor allem darauf, die Kombination aus Elektromotor und Getriebe noch effizienter zu gestalten. Dazu zählten ein geringeres Gewicht und ein damit optimierter Schwerpunkt, schnellere Schaltzeiten und ein höheres Drehmoment.

Ähnlich wie in der DTM sind technische Veränderungen nach der Homologation der Rennwagen, die einmal pro Jahr erfolgt, nicht mehr gestattet. Während der Saison geht es für die Ingenieure und Fahrer dann in erster Linie darum, das Optimum aus dem vorhandenen Paket zu holen und das Auto perfekt an den jeweiligen Stadtkurs anzupassen. Den größten Spielraum bietet dabei die Software, welche in der Formel E vor allem in Sachen Energiemanagement eine entscheidende Rolle spielt.

Herz des Rennwagens ist ein rund 200 Kilogramm schwerer Energiespeicher (Rechargeable Energy Storage System - RESS), den Williams Advanced Engineering entwickelt hat und der bei allen Autos identisch ist. Die Lithium-Ionen-Batterie hat eine Kapazität von 34 kWh, von der 28 kWh genutzt werden dürfen.

Die Steuerung der Motor-Generator-Unit (MGU) erfolgt über ein einheitliches Steuergerät von McLaren Electronics. Die MGU selbst ist eine Entwicklung von Schaeffler. Sie darf im Qualifying maximal 200 kW (270 PS) leisten. In den Rennen ist die Leistung auf 170 kW (231 PS) begrenzt. Je drei Fahrer erhalten per Voting der Fans zusätzlich kurzfristig bis 200 kW (270 PS) Leistung, den sogenannten „FanBoost“.

Bei der Kraftübertragung setzt das Team ABT Schaeffler Audi Sport weiter auf ein 3-Gang-Getriebe, das sich in der vergangenen Saison als guter Kompromiss erwiesen hat. Der Fahrer kann die drei Gänge wie im Audi R18 oder im Audi RS 5 DTM über Wippen am Lenkrad schalten. Auch die Kupplung, die nur am Start und beim Boxenstopp zum Einsatz kommt, wird am Lenkrad bedient. Ein zentrales Display liefert alle wichtigen Informationen zum Zustand der MGU, vor allem auch die bei einem elektrisch betriebenen Rennwagen besonders wichtigen Systemtemperaturen.

Eine Besonderheit der Formel E sind die profilierten Allwetterreifen, die vom langjährigen Audi-Partner Michelin stammen und einen engen Bezug zur Serie haben. Die Boliden selbst ähneln Formel-1-Rennwagen. Zur besseren Unterscheidung haben sie für die Saison 2016/2017 einen markanten Doppel-Frontflügel erhalten, der sich deutlich von den Frontflügeln anderer Formel-Rennserien unterscheidet.

Wie in der Formel 1 sitzt der Fahrer in einem Monocoque aus Kohlefaser, das neuesten FIA-Sicherheitsstandards entspricht. Zwei Überrollbügel sowie CFK-Crash-Strukturen an Front und Heck sowie den Flanken sorgen für maximale Sicherheit. Das Mindestgewicht eines Formel-E-Rennwagens liegt bei 880 Kilogramm (mit Fahrer). Von 0 auf 100 km/h beschleunigt der Elektrorennwagen in 3,5 Sekunden. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 225 km/h.