Le Mans 2000
Christian Abt
  1. Dr. Wolfgang Ullrich, Audi Sportchef: „In Le Mans kommt es nicht darauf an, dass man am Anfang vorne steht, sondern dass man am Ende ganz vorne ist. Wir haben daher im Training hauptsächlich daran gearbeitet, die Fahrzeuge sauber für das Rennen vorzubereiten und eine gute Rennabstimmung zu finden. Wir wissen, dass Panoz sehr stark ist. Wir wissen, dass Cadillac immer mehr kommt und immer weiter vorne mitfährt. Wir sehen bei Cadillac in etwa eine Entwicklung, wie wir sie im letzten Jahr durchgemacht haben. Wir hatten letztes Jahr im Qualifying einen deutlich größeren Abstand zur Spitze und sind nach 24 Stunden aufs Podium gefahren. Das alles muss man ins Kalkül ziehen. Wenn nichts Unvorhergesehenes passiert, möchte ich trotzdem nicht in den sportlichen Ablauf eingreifen. Meiner Meinung nach sind die neun Fahrer so professionell und vernünftig, dass wir uns keine Sorgen machen müssen. Sie wissen, dass es darum geht, für die Marke Audi einen Erfolg herauszufahren. Wir haben uns jedoch eine Strategie überlegt, wie wir die Autos am Anfang vernünftig ohne einen Nachteil für ein Fahrzeug auseinanderziehen wollen, damit nicht alle drei Autos gleichzeitig an die Box kommen.“

    Michele Alboreto (#7): „Wir haben hart gearbeitet, um für Le Mans das bestmögliche Auto zu haben. Letztes Jahr ging es für uns vor allem darum, möglichst viele Daten zu sammeln. Das Auto war stabil, zuverlässig und recht schnell – aber nicht schnell genug, um auf Anhieb zu gewinnen. Dieses Jahr sind wir in allen Bereichen ans Limit gegangen. Das Auto ist schneller und viel einfacher zu fahren. Aber das Rennen ist sehr lang, selbst mit einem konkurrenzfähigen Auto muss man erst einmal ins Ziel kommen. Wir dürfen nie vergessen, was Le Mans ist: ein sehr hartes Rennen.“

    Rinaldo Capello (#7): „Wir haben die Teams gemäß den Größen der Fahrer zusammengestellt, weil so alle drei Fahrer mit demselben Sitz fahren können. Dadurch gewinnen wir beim Fahrerwechsel Zeit, denn letztes Jahr mussten wir noch den Sitz wechseln. Es hilft auch sehr, dass Michele, Christian und ich mehr oder weniger den gleichen Fahrstil haben. Denn das Setup muss für alle passen.“

    Christian Abt (#7): „Letztes Jahr bin ich Le Mans im geschlossenen Auto gefahren. Dieses Konzept mag zwar auf eine Runde schneller sein, aber auf die lange Distanz ist das offene Konzept besser. Es gibt mehrere Vorteile: Die Temperaturen für den Fahrer sind nicht so hoch, die Fahrerwechsel gehen schneller. Die Zusammenarbeit in unserem Team funktioniert sehr gut. Wir kommen gut miteinander aus.“

    Tom Kristensen (#8): „Ich bin in diesem Jahr neu bei Audi. Aber das Team macht es einem leicht, sich auf Anhieb zu Hause zu fühlen. Alle Techniker und Mechaniker haben seit dem letzten Jahr einen tollen Job gemacht. Um Langstreckenrennen zu gewinnen, braucht man erfahrene Leute an der Box, die genau wissen, was zu tun ist. Dass wir diese Leute haben, ist ein beruhigendes Gefühl für uns Fahrer.“

    Emanuele Pirro (#8): „Ich hatte die Ehre, den ersten Test mit dem neuen Auto zu absolvieren. Ich habe sofort gespürt, dass dieses Auto gut ist. Der Audi R8 war von Anfang an fantastisch, wir konnten in Sebring auf Anhieb gewinnen. Und seitdem haben wir am Auto noch einiges getan. Tom, Frank und ich arbeiten auch sehr gut zusammen, es gibt in unserem Team keinen schwachen Fahrer. Das gibt viel Selbstvertrauen für das Rennen.“

    Frank Biela (#8): „In Le Mans muss man den besten Kompromiss zwischen Topspeed auf den langen Geraden und Downforce in den Kurven finden. Ich denke, dass wir nach den acht Trainingsstunden auf einem sehr guten Stand sind. Es wird sich zeigen, wer das beste Renn-Setup gefunden hat und welche Fahrerpaarung am besten zusammenpasst. Nach dem dritten Platz im letzten Jahre wäre ich natürlich froh, wenn wir am Sonntagnachmittag zwei Stufen weiter oben stehen würden. Aber das möchten die anderen natürlich auch...“

    Allan McNish (#9): „Bei der Präsentation des Autos in Miami habe ich gesagt: Das ist das schnellste Cabrio von Miami Beach. Ich hoffe, dass wir am Sonntag um 16 Uhr auch sagen können: Das ist das schnellste Cabrio von ganz Frankreich. Wir haben bereits bewiesen, dass das Auto schnell und in der Lage ist, die Pole Position zu holen. Aber wir wissen alle ganz genau, dass es in Le Mans nicht darum geht, in der ersten Startreihe zu stehen. Wir Fahrer dürfen keine dummen Dinge machen. Wir müssen das Auto sicher ins Ziel bringen.“

    Stéphane Ortelli (#9): „Ich fahre erstmals seit sieben Jahren ein offenes Auto. Ich hatte mich schon an das Dach über dem Kopf gewöhnt und das Gefühl ist etwas ungewohnt. Aber das Auto ist sehr komfortabel, weil frische Luft ins Cockpit kommt. Das Team hat in den letzten Tagen fantastisch gearbeitet. Ich kann Audi nur danken, dieses tolle Auto fahren zu dürfen.“

    Laurent Aiello (#9):
    „Ich habe hier vor zwei Jahren gemeinsam mit meinen beiden Teamkollegen schon einmal gewonnen und hoffe, dass wir ein ähnlich gutes Ergebnis erzielen können. Wir haben uns im Training sehr ausgiebig mit der richtigen Reifenwahl beschäftigt. Die Zusammenarbeit mit Michelin ist sehr wichtig, denn die Reifen spielen in Le Mans eine große Rolle.“

    Reinhold Joest, Teamdirektor Audi Sport Team Joest: „Le Mans ist immer eine spezielle Herausforderung. Wir konnten schon viermal gewinnen und sind als Team bereits das 28. Mal in Le Mans. Ich habe einmal ausgerechnet, dass das 210 Arbeitstage sind, die wir hier bereits verbracht haben. Das heißt, dass wir eine ganze Menge an Erfahrung haben. Die gilt es umzusetzen. Vom letzten zu diesem Jahr fand eine riesengroße Weiterentwicklung statt. Der Audi R8 ist schön, schnell und zuverlässig. Natürlich träumen unsere Fahrer schon vom Sieg. Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg. Es wäre schön, wenn wir in diesem Jahr für Audi einen Sieg nach Hause bringen könnten. Aber es können viele Dinge passieren, die nicht kalkulierbar sind. Wir bekommen den Sieg ganz sicher nicht geschenkt und haben die Konkurrenz im Nacken.“