Le Mans 2002
Das Audi Team vor der Abreise nach Le Mans

Nach langen Monaten der Vorbereitung wird es jetzt ernst: Am 15. Juni starten zum 70. Mal die 24 Stunden von Le Mans – für Audi das wichtigste Rennen des Jahres. Der französische Langstreckenklassiker findet weltweit Beachtung, im vergangenen Jahr waren mehr als 2.500 Medienvertreter und rund 200.000 Zuschauer an der Rennstrecke.

Audi hat sich wie in den vergangenen Jahren intensiv auf den Saisonhöhepunkt vorbereitet. Ob 30-Stunden-Dauertest im französischen Magny-Cours, Hochgeschwindigkeitsversuche auf einer Konzern-eigenen Teststrecke oder ein zweitägiges Boxenstopptraining in der Nähe von Ingolstadt – die etwa 100-köpfige Mannschaft um Audi Sportchef Dr. Wolfgang Ullrich und Teamdirektor Reinhold Joest hat in den letzten Monaten nichts dem Zufall überlassen, um das ehrgeizige Ziel zu erreichen: den dritten Le Mans-Sieg in Folge.

Damit würde die AUDI AG ihre erfolgreiche Motorsportgeschichte um ein bedeutendes Kapitel erweitern, denn nur wenigen Herstellern ist es bisher gelungen, Le Mans dreimal hintereinander zu gewinnen und damit den historischen Pokal endgültig mit nach Hause zu nehmen. Frank Biela, Tom Kristensen und Emanuele Pirro, das Siegertrio der Jahre 2000 und 2001, können am 15./16. Juni ebenfalls Motorsportgeschichte schreiben: Nie zuvor hat dasselbe Fahrerteam dreimal hintereinander in Le Mans gesiegt.

Das wollen jedoch Rinaldo Capello, Johnny Herbert und Christian Pescatori im Infineon Audi R8 mit der Startnummer 2 verhindern. Bei ihrem ersten gemeinsamen Einsatz gewann das italienisch-britische Trio das 12 Stunden-Rennen von Sebring 2002. „Dindo“ Capello fuhr zudem beim Vortraining im Mai die schnellste Zeit auf der gegenüber dem letzten Jahr leicht modifizierten und etwas längeren Strecke in Le Mans.

Einen Platz auf dem Podium hat sich auch das rein deutschsprachige Audi Team zum Ziel gesetzt: Philipp Peter und Marco Werner sind Le Mans-Neulinge, Michael Krumm kennt das Rennen in der französischen Region Sarthe bereits aus zwei Teilnahmen.

Wie beim Dreifachsieg 2000 tragen die drei silbernen Infineon Audi R8 in Anlehnung an die deutsche Flagge die Zusatzfarben schwarz (#3), rot (#1) und gelb (#2). Alle drei Fahrzeuge sind in Details verbessert worden und starten mit einer gegenüber dem Vorjahr modifizierten Heckpartie, die für eine bessere Umströmung des Heckflügels sorgt und sich beim Vortraining im Mai bewährt hat.

Den größten Vorteil gegenüber der Konkurrenz verspricht sich Audi allerdings von der beim Le Mans-Doppelsieg im Vorjahr erstmals erfolgreich eingesetzten FSI-Technologie. Durch den geringeren Benzinverbrauch können während der rund 5000 Kilometer langen Distanz, bei normalem Rennverlauf, bis zu zwei Tankstopps eingespart werden. Dank der FSI-Technologie, die bei Audi in diesem Jahr auch in der Serie eingeführt wurde, schafft der Infineon Audi R8 mit einer Tankfüllung auf der 13,650 Kilometer langen Strecke etwa eine Runde mehr. Der FSI-Motor ist aber nicht nur sparsamer, er hat vor allem im unteren Drehzahlbereich mehr Leistung, ein besseres Ansprechverhalten und ein höheres maximales Drehmoment.

Für das Audi Sport Team Joest und das Kundenteam Audi Sport Japan Team Goh, das einen Vorjahres-R8, ebenfalls mit FSI-Technologie, für den vierfachen Le Mans-Sieger Yannick Dalmas und die beiden Japaner Seiji Ara und Hiroki Katoh einsetzt, beginnt Le Mans bereits am Dienstag Mittag mit der Technischen Abnahme. Das Rennen wird traditionell am Samstag um 16 Uhr gestartet. RTL und Eurosport berichten live vom „Rennen des Jahres“.

Die Audi Pressekonferenz mit der Audi Werksmannschaft und dem Audi Sport Japan Team Goh findet am Freitag, 14. Juni um 15.00 Uhr statt.

Stimmen vor dem Rennen in Le Mans

Frank Biela (Infineon Audi R8#1):
„Die 24 Stunden von Le Mans dreimal hintereinander zu gewinnen, wäre ein Traum. Am liebsten rede ich gar nicht darüber und denke nicht daran. Aber es geht einem doch immer mal wieder durch den Kopf. So eine Chance bekommt man wohl kein zweites Mal. In den letzten beiden Jahren war unsere Leistung gut, und wir hatten auch das nötige Glück. Vielleicht bleibt es uns noch ein drittes Mal treu. Aber im Vordergrund steht für mich als Audi Mann ohnehin, dass ein Audi gewinnt – fast egal, welcher. Wir haben den Auftrag, für Audi den dritten Le Mans-Sieg nach Hause zu fahren. In den letzten Jahren waren wir gut vorbereitet und sind es in diesem Jahr mindestens genauso. Le Mans ist das wichtigste Rennen des Jahres. Es stellt alles andere in den Schatten. Dort erneut erfolgreich zu sein, ist mir zehnmal wichtiger als bei jedem anderen Rennen.“

Tom Kristensen (Infineon Audi R8 #1): „Le Mans wäre nicht Le Mans, wenn nicht etwas Unerwartetes passieren würde. Letztes Jahr war es der große Regen, mal sehen, was uns dieses Jahr erwartet. Wir müssen einfach auf alles vorbereitet sein und das sind wir – Auto wie Fahrer. Ich habe Le Mans nun zweimal in Folge gewonnen, aber daran will ich gar nicht denken. Unser Ziel ist, gute Arbeit zu leisten. Die Erwartungshaltung ist natürlich hoch – vom Team genauso wie von mir selbst. Auch in meinem Heimatland Dänemark ist Le Mans sehr populär. Das komplette Rennen wird in Dänemark live im Fernsehen übertragen. Und dieses Jahr werden noch mehr dänische Fans unter den Zuschauern an der Strecke sein als letztes Jahr. Ich freue mich auf Le Mans.“

Emanuele Pirro (Infineon Audi R8 #1): „Alle Vorbereitungen sind getroffen, um ein gutes Resultat zu erzielen. Aber dass es in den letzten beiden Jahren bei uns so gut lief, heißt noch lange nicht, dass es auch dieses Jahr automatisch wieder so sein wird. Wir wissen, dass wir im Rennen keine Fehler machen und kein Pech haben dürfen. Das diesjährige Auto ist sehr, sehr gut. Das hat Dindo auch mit seiner Bestzeit beim Vortest im Mai gezeigt. Die Testergebnisse haben uns wichtige Informationen für die Abstimmung des Autos geliefert. Ich bin sehr optimistisch für das Rennen. Ich hoffe, es bleibt trocken, denn dann können wir zeigen, wie groß der Verbrauchsvorteil des FSI-Motors ist.“

Rinaldo Capello (Infineon Audi R8 #2): „Vierter, Dritter, Zweiter – dem Gesetz der Serie folgend hoffe ich dieses Mal auf Platz eins. Ich weiß aber, dass bei einem derart langen Rennen alles passieren kann. Von den vier Audi kann jeder gewinnen, ich hoffe, dass ich dieses Mal im Siegerauto sitze und am Ende die Nummer zwei vorne liegt. In Le Mans starten zu dürfen, ist für einen Fahrer eine großartige Sache und das dann auch noch mit dem besten Auto, ist ein ganz großes Glück. Auch wir Fahrer sind bestens vorbereitet, letzte Woche waren wir noch beim Fitness-Training im Elsass Hunderte von Kilometern auf dem Fahrrad unterwegs. Das war ein gutes Ausdauertraining für Le Mans.“

Johnny Herbert (Infineon Audi R8 #2): „Le Mans ist das wichtigste Sportwagen-Rennen des Jahres, ein Sieg ist für einen Fahrer sehr wertvoll. Anders als bei meinem ersten Sieg 1991, der etwas glücklich war, starte ich in diesem Jahr mit dem besten Auto. Ich bin beim 12-Stunden-Rennen in Sebring zum Audi Werksteam gestoßen und habe das Rennen gemeinsam mit Dindo und Christian gewonnen. Beim Vortraining haben wir im letzten Moment die schnellste Zeit erzielt. Es scheint für uns zu laufen. Aber dieses Rennen ist einzigartig, und wir wiegen uns keinesfalls in Sicherheit. Wir werden starke Konkurrenz haben, von unseren Audi Teamkollegen ganz zu schweigen. In einem Rennen, das 24 Stunden lang dauert, kann einfach alles passieren.“

Christian Pescatori (Infineon Audi R8 #2): „Ich kann es kaum erwarten, dass es endlich los geht. Le Mans ist für mich das Rennen schlechthin. Letztes Jahr bin ich bei meinem Audi Debüt Zweiter geworden, dieses Jahr werden wir alles daran setzen, uns um einen Platz zu verbessern. Ich bin optimistisch, dass wir es schaffen. Dindo, Johnny und ich haben ja schon die 12 Stunden von Sebring gewonnen, beim Vortraining war Dindo am schnellsten – also sind wir innerhalb des Audi Lagers so etwas wie die Favoriten. Ich habe mich sehr gut auf Le Mans vorbereitet und mittlerweile auch reichlich Kilometer mit dem Infineon Audi R8 abgespult, so dass ich das Auto nun viel besser als im Vorjahr kenne.“

Michael Krumm (Infineon Audi R8 #3): „Die Arbeit, die Audi in den letzten Jahren geleistet hat, ist sensationell. Der Infineon Audi R8 ist einfach perfekt. Man kann sich als neuer Fahrer in ein gemachtes Nest setzen und sich ganz auf seinen Job konzentrieren, sprich: fehlerfrei fahren und möglichst schnelle Boxenstopps absolvieren. Wir sind alle sehr gut vorbereitet, die Testfahrten verliefen positiv und an Motivation fehlt es ganz gewiss auch nicht. Jetzt brauchen wir noch ein bisschen Rennglück.“

Philipp Peter (Infineon Audi R8 #3): „Unser Ziel wird es sein, durchzukommen und – wenn möglich – auf das Podest zu fahren. Uns fehlt sicher noch etwas Erfahrung, was die 24 Stunden von Le Mans betrifft. Beim Vortraining war für mich vor allem der Verkehr ungewohnt, da muss ich mich erst herantasten. Ich freue mich auf das Rennen. Das Interesse in Österreich und auch in der italienischen Schweiz, wo ich meistens bin, ist immens. Der Trubel um dieses Rennen ist noch größer, als ich erwartet hatte.“

Marco Werner (Infineon Audi R8 #3): „Obwohl die Erwartungen an uns Fahrer natürlich hoch sind, machen wir uns selbst keinen zu großen Druck. Wir sagen nicht: ‚Wir müssen gewinnen!’, auch wenn wir mit dem Infineon Audi R8 dazu in der Lage wären. Wenn wir durchkommen und keine Probleme haben, sollte ein Platz auf dem Treppchen realistisch sein. Unsere Aufgabe ist, 24 Stunden lang aufzupassen und keinen Fehler zu machen. Wenn uns das gelingt, sollten wir vorne dabei sein. Uns fehlt noch etwas die Streckenkenntnis, vor allem im Dunkeln. Das werden wir am Mittwoch und am Donnerstag im Qualifying nachholen. Nach den letzten Testfahrten in Le Castellet bin ich sehr zuversichtlich. Da bin ich sehr gute Zeiten gefahren. Man darf nicht vergessen, dass ich von einem Cup-Auto in den Infineon Audi R8 umsteige. Das ist schon eine riesengroße Umstellung, in etwa so wie von einer Cessna auf eine F16.“

Reinhold Joest (Teamdirektor Audi Sport Team Joest): „Beim Vortraining hat alles perfekt geklappt. Wir sind bereit für das Rennen. Le Mans ist jedes Jahr eine neue Herausforderung. Man weiß nie, was auf einen zukommt. Den neuen Streckenverlauf haben wir beim Vortraining kennen gelernt, er kommt dem Infineon Audi R8 sehr entgegen. Es wäre natürlich schön, wenn alles so gut läuft wie in den letzten Jahren. Aber in Le Mans kann niemand einen Sieg garantieren – auch nicht bei einer noch so guten Vorbereitung. Wir haben alles getan, was man im Vorfeld tun kann, nun brauchen wir noch das nötige Quentchen Glück. Mit drei Fahrzeugen, wie schon bei unserem Dreifachsieg 2000, anzutreten, ist für das Team zwar eine etwas höhere Belastung, aber auch eine Chance mehr. Drei Le Mans-Siege in Folge zu schaffen, wäre sensationell.“

Dr. Wolfgang Ullrich (Audi Sportchef): „Unsere Vorbereitung für Le Mans war intensiv und akribisch wie in den letzten Jahren. Wir sind den bewährten Weg konzentriert gegangen und haben uns nicht auf den Erfolgen ausgeruht. Unsere Autos haben beim Vortraining Anfang Mai sehr gut funktioniert, ebenso wie anschließend in Le Castellet, wo wir – auf einer Strecke, die ähnlich schnell ist wie Le Mans – noch einmal an der Feinabstimmung der Aerodynamik und der Balance des Autos gefeilt haben. Wir haben den erfolgreichen Infineon Audi R8 behutsam weiterentwickelt, eine tolle Fahrermannschaft und ein Team, das für dieses Rennen besonders motiviert ist. Um den historischen Sieg in Le Mans zu erreichen, wünsche ich uns auch ein bisschen Glück, um 24 Stunden lang ohne unlösbare Probleme durchzufahren.


Der Zeitplan in Le Mans

Dienstag, 11. Juni
13.00 – 14.00 Uhr Technische Abnahme Audi Sport Team Joest und Audi Sport Japan Team Goh

Mittwoch, 12. Juni
19.00 – 21.00 Uhr 1. Zeittraining, Teil 1
22.00 – 24.00 Uhr 1. Zeittraining, Teil 2

Donnerstag, 13. Juni
19.00 – 21.00 Uhr 2. Zeittraining, Teil 1
22.00 – 24.00 Uhr 2. Zeittraining, Teil 2

Freitag, 14. Juni
15.00 Uhr Audi Pressekonferenz (Marketing Hospitality Parc du Raccordement)
18.00 – 19.00 Uhr Fahrerparade im Stadtzentrum von Le Mans

Samstag, 15. Juni
09.00 – 09.45 Uhr Warm-up
16.00 Uhr Start 24 Stunden von Le Mans

Sonntag, 16. Juni
16.00 Uhr Ziel 24 Stunden von Le Mans