Entstanden ist Rallycross in den 1960er-Jahren. Das britische Fernsehen war auf der Suche nach einem wetterunabhängigen Motorsport, um Programmlücken zu füllen – wenn ein Pferderennen dem Wetter zum Opfer fiel.

Der Ansatz beim Rallycross ist einfach und revolutionär: Auf Asphalt-Schotter-Kursen mit einer Länge von etwa einem Kilometer treten bis zu sechs Fahrer in vier Vorläufen und einem K.-o.-System mit Halbfinale und Finale gegeneinander an. Das Konzept verbindet Tür-an-Tür-Duelle von der Rundstrecke mit den spektakulären Drifts aus dem Rallyesport. Bei den eng getakteten Rennen mit einer Dauer von rund drei Minuten kommt es oft zu waghalsigen Manövern und Karosseriekontakt. Hinzu kommen die brachialen Autos mit bis zu 600 PS und einer Beschleunigung von 0 auf 100 km/h in 2,5 Sekunden – schneller als die Rennwagen in der Formel 1.

Als Geburtsstunde des Rallycross gilt der 4. Februar 1967. Auf dem Lydden Hill Race Circuit in der Grafschaft Kent fand der erste offizielle Wettbewerb statt. Sieger der Premiere war der spätere Formel-1-Fahrer und Rallye-Monte-Carlo-Sieger Vic Elford, der sich für das Rennen einen knallroten Porsche 911 ausgeliehen hatte. Obwohl oder gerade weil es bei den Rennen zu zahlreichen Kollisionen kam und am Ende nahezu alle Autos nur noch Schrottwert hatten, waren die Besucher vor Ort und das TV-Publikum begeistert. Ende der 1960er-Jahre verfolgten bis zu zehn Millionen Briten die Rennen im Fernsehen. 

So war es nur eine Frage der Zeit, bis Rallycross auch das europäische Festland eroberte. Die motorsportbegeisterten Niederländer machten den Anfang. Gleichzeitig stieg insbesondere in Skandinavien das Interesse rasant an. Noch heute sind Schweden, Norwegen und Finnland Rallycross-Hochburgen. Mit der Rallycross-Europameisterschaft feierte 1973 die erste paneuropäische Serie ihre Premiere. Teilweise gingen obskure Autos wie VW Käfer mit über 300 PS starken Porsche-Carrera-Motoren oder Ford Escorts mit BMW-Aggregaten aus der Formel 2 an den Start. In der heutigen Rallycross-WM haben die Boliden rund doppelt so viele Pferdestärken. „Die Autos sind übermotorisiert“, gesteht Ekström, der bei seinem Audi S1 EKS RX quattro 580 PS unter der Haube hat.

Mit dem wachsenden Interesse trat 1976 die FIA auf den Plan. Der Automobil-Weltverband schrieb den FIA-Europapokal für Rallycross-Fahrer aus und verschärfte das Reglement. Der Begeisterung tat das keinen Abbruch. Ganz im Gegenteil: Die späten 1980er- und frühen 1990er-Jahre gelten bis heute als die erste Blütezeit des Rallycross. In der Division 1 mit zweiradgetriebenen Gruppe-A-Autos dominierte der 14-malige Europameister Kenneth Hansen, der sich auch das ein oder andere packende Duell mit Mattias Ekströms Vater Bengt lieferte. 

Noch mehr Beifall löste die damalige Königsklasse des Rallycross aus: In der Division 2 starteten extrem modifizierte allradgetriebene Boliden mit einer ursprünglichen Homologation für die Gruppe A oder B und bis zu 750 PS starken Motoren. Einer der bestimmenden Akteure war „Mister Rallycross“ Martin Schanche. Der sechsfache Europameister gilt als der Michael Schumacher Norwegens und war über Jahre einer der gefeierten Superstars im Rallycross. Ab 1987 erlebten in der Division 2 die aus der Rallye-Weltmeisterschaft verbannten Gruppe-B-Autos ihre Renaissance. Rennwagen wie der Audi Sport quattro S1 fanden in der Rallycross-EM ein neues Zuhause und bestimmten in den Folgejahren das Bild. 

Nach dem Abgesang auf die Turbo-Boliden und einigen Reglement-Anpassungen Mitte der 1990er-Jahre wurde es um den Rallycross-Sport medial deutlich stiller. Kosteneinsparungen und fehlende Professionalität bei der Vermarktung führten dazu, dass die Rennserie in einen Dornröschenschlaf fiel. Erst seit dem Einstieg der Vermarktungsagentur IMG und der Aufwertung der EM- zur WM-Serie im Jahr 2014 erlebt Rallycross seinen zweiten Frühling.