Audi-Motorsportchef Dieter Gass über die Ziele für die DTM-Saison 2018, das Jahr eins nach Mattias Ekström, die neue Aerodynamik der DTM-Autos und über die Entwicklung der Serie allgemein.

2017 war die bisher erfolgreichste Saison von Audi in der DTM. Welche Ziele bleiben da für 2018?
Unser Ziel ist es, Titel zu gewinnen. Das ändert sich nicht durch den außergewöhn­lichen Erfolg der vergangenen Saison. Wir möchten auch 2018 wieder so viele Titel wie möglich holen – darunter natürlich den Fahrertitel, der in der DTM den größten Stellenwert besitzt.

Mattias Ekström war jahrelang eine der Speerspitzen von Audi in der DTM. In diesem Jahr konzentriert er sich ganz auf die FIA-Rallycross-Weltmeisterschaft. Wie sehr wird er Ihnen fehlen?
Mattias war lange Jahre Teil der DTM und ganz klar auch eines ihrer Aushängeschilder. Aus sportlicher Sicht konnten spätestens im vergangenen Jahr alle sehen, dass wir einen Fahrerkader auf extrem hohem Niveau haben. Wir sind nach wie vor top aufgestellt. René (Rast) und Jamie (Green) waren 2017 die stärkste Fahrerkombination in der DTM. Auch Mike (Rockenfeller) ist eine Bank. Bei Nico (Müller) ist es jetzt an der Zeit, dass der Knoten endgültig aufgeht. Ich denke, auch von Loïc (Duval) werden wir dieses Jahr mehr sehen. Und von unserem Neuzugang Robin (Frijns) verspreche ich mir einiges.

Zugunsten einer zehnten Rennveranstaltung wurden die Testfahrten vor Beginn der Saison 2018 noch weiter reduziert. Welche Auswirkungen hat das?
Weniger Testfahrten machen es in erster Linie für Robin (Frijns) schwierig. Deshalb haben wir versucht, ihn beim Test im italienischen Vallelunga wenigstens ein paar Runden lang das Auto fahren zu lassen – auch wenn die Bedingungen nicht optimal waren. René (Rast) ist im vergangenen Jahr Meister geworden, obwohl es auch da schon wenige Testgelegenheiten gab. Ein richtig guter Fahrer schafft es also auch so.

Was bedeuten weniger Testtage für die Saisonvorbereitung insgesamt?
Die Situation ist für alle gleich. Man muss das Beste daraus machen und strukturiert testen. Ich bin überzeugt, dass wir bis zum Saisonbeginn gut aussortiert sind.

In diesem Jahr haben in der DTM erstmals alle Autos eine nahezu identische Aerodynamik mit rund 25 Prozent weniger Abtrieb. Wie sehen Sie diesen Schritt?
Zunächst einmal finde ich es sehr gut, dass wir die unbeliebten Performance-Gewichte nicht mehr haben. Das wird zu absolut freiem Fahren in jeder Beziehung führen. Ich glaube, dass wir spannende und intensive Zweikämpfe zwischen allen Fahrern erleben dürfen. Wir alle hoffen, dass das Feld mit der einheitlicheren Aero­dynamik noch enger zusammenrückt als im vergangenen Jahr.

Was macht in der „neuen“ DTM überhaupt noch den Unterschied?
Erfolgsfaktoren sind ein gutes Team, ein gutes Setup und ein guter Fahrer. Und natürlich hat der Motor Einfluss auf die Performance.

Themawechsel: Mit Brands Hatch und Misano sind zwei neue Veranstaltungen im Kalender. Was sagen Sie dazu?
Ich freue mich auf die neuen Rennen. Ich fand es schade, dass wir in Brands Hatch immer auf dem Mickey-Maus-Kurs gefahren sind. Erwachsener Rennsport wie die DTM gehört für mich auf erwachsene Rennstrecken. Das ist in Brands Hatch ab sofort mit dem Grand-Prix-Kurs definitiv der Fall. Misano wird ein Nacht-Event – das ist eine Premiere für die DTM. Beide Veranstaltungen werden die DTM bereichern.

Im deutschsprachigen Raum überträgt die DTM-Rennen ab diesem Jahr SAT.1. Wie finden Sie den neuen TV-Partner der DTM?
Sehr gut! Wir spüren bei SAT.1 die Begeisterung für das Thema DTM. Ich hoffe, dass sich das in emotionaler Berichterstattung und entsprechenden Zuschauerzahlen niederschlägt.

Wie sehen Sie die jüngste Entwicklung der DTM?
Wir haben im vergangenen Jahr viele Schritte in die richtige Richtung gemacht. Das Finale in Hockenheim war in Sachen Zuschauerzuspruch und Umfeld ein High­light, auf das wir alle hingearbeitet haben. Ich wünsche mir, dass wir diese positive Energie mit in die neue Saison nehmen und uns auf diesem Niveau weiter verbessern.