Die zweite Generation des Audi R8 LMS knüpfte 2015 dort an, wo der Vorgänger aufgehört hat: Kommerziell und sportlich ist der GT3-Rennwagen ein weltweiter Erfolg. Seit dem Winter 2015/2016 wird er an Kunden ausgeliefert, bereits 2016 hat Audi seinen insgesamt 200. GT3-Sportwagen ausgeliefert.

Noch mehr Rennwagen-Technologie, Leichtbau par excellence, eine effizientere Aerodynamik und ein Niveau an Sicherheit, das die Anforderungen des Sportgesetzes übertrifft: Mit diesen Qualitäten knüpft der neue Audi R8 LMS an seinen erfolgreichen Vorgänger an. Zwischen 2009 und 2016 haben die Piloten mit beiden Generationen des Kundensport-Rennwagens weltweit 36 Fahrertitel, neun 24-Stunden-Rennen und fünf 12-Stunden-Rennen gewonnen.

Seit September 2015 baut die Audi Sport GmbH in den Böllinger Höfen das Chassis der aktuellen Rennwagengeneration. Die Endmontage erfolgt am Kundensportstandort Biberach. Der GT-Rennwagen ist eng mit dem Serienmodell verwandt, die Chassis beider Typen entstehen in derselben Anlage.

Eine Vorreiterrolle nimmt Audi im Bereich der Sicherheit ein, denn der aktuelle Audi R8 LMS übertrifft die Anforderungen des seit 2016 gültigen Reglements deutlich. So erfüllt der GT3-Sportwagen dank einer modifizierten Struktur des Vorderwagens und eines erstmals verwendeten Crashelements aus CFK (kohlenstofffaserverstärkter Kunststoff) im Heck die Crashtest-Anforderungen für Le-Mans-Prototypen (LMP). Der aufwendige Audi Protection Seat PS 3 setzt mit seiner strukturellen Steifigkeit und seiner Adaptionsfähigkeit an verschiedene Körperstaturen bereits seit Jahren Maßstäbe in der Sitztechnologie. Er ist fest mit dem Chassis verbunden, was die Steifigkeit erhöht. Ein einfach verstellbares Fußhebelwerk und eine in Höhe und Länge verstellbare Sicherheitslenksäule lassen sich vielseitig an den jeweiligen Fahrer anpassen. Erstmals gibt es in einem GT3-Rennwagen auch eine Bergeöffnung im Dach, wie sie von den DTM-Renntourenwagen bekannt ist: Sie erlaubt es, den Helm des Fahrers nach einem Unfall wirbelsäulenschonend nach oben hin abzunehmen und ein Rettungskorsett anzulegen.

Audi spielt seine Leichtbaukompetenz beim neuen R8 LMS konsequent aus: Trotz des zusätzlichen Gewichts, das die genannten Innovationen mit sich bringen, ist es gelungen, das Trockengewicht des Rennwagens deutlich zu verringern. Das um

25 Kilogramm reduzierte Homologationsgewicht kann von nun an selbst im Langstreckentrimm mit Zusatzscheinwerfern und Klimaanlage mühelos eingehalten werden. Der intelligente Materialmix aus Aluminium im Audi Space Frame (ASF), einer CFK-Strukturkomponente und dem Stahl-Überrollkäfig macht allein das Chassis um rund 30 Kilogramm leichter – es wiegt jetzt 252 Kilogramm. Zugleich ist die Torsionssteifigkeit des tragenden Rahmens um 39 Prozent gestiegen.

Obwohl der Materialmix beim Rennwagen komplexer ist, hat Audi die Produktion von Serien- und Rennwagen noch enger vernetzt. In einer Fertigungsanlage in den Böllinger Höfen in Heilbronn stellt die Audi Sport GmbH beide Chassisvarianten im Verbund her. Zwar erhält der Rennwagen zum Beispiel angepasste Gussknoten aus Aluminium und einen Stahl-Überrollkäfig. Trotzdem bleibt das Rennsport-Chassis des R8 LMS bis zum Aufbau des Daches und der kathodischen Tauchlackierung (KTL), einer Art Grundierung, in den grundlegenden Produktionsprozess integriert. Erst anschließend werden in Heilbronn-Biberach die Rennwagen komplettiert.

Motorrevision nach 20.000 Kilometern

Audi setzt beim neuen R8 LMS dort auf Serienbauteile, wo sie im Rennsport technisch und wirtschaftlich sinnvoll sind. So entsteht der V10-Motor mit 5,2 Liter Hubraum und bis zu 430 kW (585 PS) Leistung im Rennsport auf dem gleichen Fertigungsband wie das Serienaggregat. Er bleibt nahezu unverändert und setzt mit einem geplanten Revisionsintervall von 20.000 Kilometern Maßstäbe im Rennsport. Modifizierte oder vollständig neue Baugruppen setzen die Konstrukteure nur ein, wenn sie im Rennsport reglementbedingt notwendig sind oder wenn es die deutlich höheren Belastungen im Wettbewerb erfordern. So wird zum Beispiel das serienmäßige ASF-Chassis lediglich angepasst, während die neue Karosserie aus CFK besteht. Bei den Radaufhängungen sind erstmals reine Rennsport-Querlenker verbaut. Auch das Sechsgang-Getriebe mit Wippenschaltung wurde vollständig neu entwickelt. Es ist 25 Kilogramm leichter als sein Vorgänger, zugleich steigt seine Effizienz, denn der bisherige Radsatz für eine variable Gesamtübersetzung („drop gear“) entfällt. Die neue Elektronik MS 6.4 umfasst die Motorelektronik, die Traktionskontrolle und die Software für die elektrohydraulische Schaltung. Der leistungsstarke Prozessor erlaubt höhere Rechengeschwindigkeiten und damit schnellere Reaktionen. Neu ist auch eine Powerbox. Sie ersetzt den traditionellen Sicherungskasten des Bordnetzes. So können die Ingenieure die Belastungen des Bordnetzes einfach überwachen und es gegen Überlastung funktionsgebunden absichern.

Das neue Aerodynamik-Konzept des Audi R8 LMS umfasst erstmals einen voll verkleideten Unterboden und einen konzeptionell integrierten hinteren Diffusor. Dadurch wird das Heckflügelprofil um 25 Prozent kleiner als beim Vorgänger, und der von der FIA festgelegte Maximalabtrieb wird dennoch erreicht. Als Konsequenz sinkt der Luftwiderstand um 20 Prozent, und die Höchstgeschwindigkeit steigt bei gleicher Motorleistung und gleichem Verbrauch um 6,5 Prozent. Die Radhäuser der Vorderräder sind über einen größeren Querschnitt nach hinten geöffnet und tragen so ihren Teil zur Verbesserung des Luftflusses bei. Luftdurchsatz und Kühlfläche des Wasserkühlers im Vorderwagen fallen um zehn Prozent größer aus, um auf höchste Außentemperaturen vorbereitet zu sein. Damit sich die Rennfahrer noch besser auf ihre Aufgaben konzentrieren können, ist die Frischluftzirkulation im Cockpit intensiver als zuvor. Bei einem Tempo von 200 km/h beträgt der Luftdurchsatz 250 Liter pro Sekunde. Audi hat diese Verbesserungen erzielt, obwohl die aerodynamischen Freiräume im Reglement seit 2016 deutlich geringer ausfallen.

So präsentiert sich der Audi R8 LMS als Allround-Rennwagen für den Kundensport. Er besteht auf Rennstrecken in allen Klimazonen, ist hochleistungsfähig und kann durch die langen Serviceintervalle wirtschaftlich betrieben werden. Er bietet ein größtmögliches Maß an Sicherheit und ist für Sprints wie Langstrecken-Rennen gleichermaßen geeignet.