Audi-Standort Győr

Die AUDI HUNGARIA Zrt. entwickelt und produziert im ungarischen Győr Antriebe für die AUDI AG und weitere Gesellschaften des Volkswagen Konzerns. Das Unternehmen produziert mehr als 170.000 Audi Fahrzeuge im Jahr sowie Karosseriebauteile für die Exklusiv- und Sportmodelle des Audi und Volkswagen Konzerns. Darüber hinaus bietet Audi Hungaria verschiedene kompetenzorientierte Dienstleistungen für den gesamten Volkswagen Konzern an.

Seit der Gründung im Jahre 1993 hat sich Audi Hungaria zu einem der größten Exporteure und profitabelsten Unternehmen des Landes entwickelt. Gleichzeitig ist Audi Hungaria einer der größten ausländischen Investoren in Ungarn und mit 11.663 Beschäftigten zum 31. Dezember 2023 auch größter Arbeitgeber in der Region.

Antriebsproduktion

Der Standort fertigt seit 1994 Antriebe für den Audi und den Volkswagen Konzern. Das Unternehmen hat sich seit der Gründung zum größten Antriebswerk der Welt entwickelt.
Audi Hungaria hat 2023 insgesamt 1.660.425 Antriebe für 35 Produktionsstandorte des Volkswagen Konzerns in Győr produziert.

  • Von den 2023 gefertigten Motoren waren 1.164.289 Drei- und Vierzylinder-Benzin- und -Dieselmotoren.
  • Zusätzlich fertigten die Mitarbeitenden 19.734 Fünfzylinder-Ottomotoren sowie 277.0081 Sechszylinder-Ottomotoren und 78.905 Sechszylinder-Dieselmotoren sowie 6.216 Zehnzylinder-Motoren. Darüber hinaus sind 114.058 elektrische Achsantriebe in Győr gebaut worden.

In Summe baute Audi Hungaria 2023 fünf verschiedene Otto- und zwei verschiedene Dieselmotorvarianten sowie zwei E-Antriebsfamilien mit einem Leistungsspektrum von 90 kW (122 PS) bis 180 kW (244 PS).

Elektrische Achsantriebe werden seit 2018 in Győr produziert. Deren Anteil am gesamten Produktionsvolumen ist seitdem stark gestiegen. Die E-Motoren werden in den Audi Q8 e-tron, Audi Q5 e-tron und Porsche Macan verbaut.

Ebenfalls aus Győr werden künftig die neuen Elektroantriebe für die vollelektrischen Modelle des Konzerns geliefert, die auf der gemeinsam mit Porsche entwickelten „Premium Platform Electric (PPE)“ basieren. Für deren Produktion wurde 2023 ein komplett neuer Fertigungsbereich eingerichtet.

Auch für die Produktion der neuen MEBeco(Modularer E-Antriebs-Baukasten)-Antriebe wird ein neuer Produktionsbereich eingerichtet. Audi Hungaria stellt die neue E-Motoren-Familie dann in größerer Fertigungstiefe her: So wird das Blechpaket für den E-Motor erstmals in Serie von Audi Hungaria hergestellt. Auch die Produktion des Rotors und der Leistungselektronik erfolgt künftig in Győr. Die Antriebe kommen später in elektrischen Kleinwagen des Volkswagen Konzerns zum Einsatz.

Automobilproduktion

Seit nunmehr 26 Jahren werden in Győr Automobile produziert. Die Automobilproduktion bei Audi Hungaria begann 1998 mit der Serienproduktion des Audi TT Coupé. Aktuell produziert das Unternehmen die Modelle Audi Q3 und Q3 Sportback. In der Automobilproduktion erzielte das Unternehmen 2023 ein Rekordergebnis: Insgesamt fuhren 176.493 Audi Modelle vom Band.

  • Die höchste Zahl erreichten die Audi Q3-Modelle mit insgesamt 94.283 Einheiten. Daneben wurden 73.806 Audi Q3 Sportback-Modelle gebaut. Von den Audi TT-Modellen wurden 6.850 TT Coupés und 2.681 TT Roadster gefertigt.
    Von der TT-Fertigung nahm Audi im Jahr 2023 nach 25 Jahren Fertigung Abschied. Aber deren Erbe lebt in Form von 662.762 ikonischen Fahrzeugen weiter.

Neben den sportlichen Q-Varianten, dem Audi RS Q3 und Audi RS Q3 Sportback, finden sich im Produktportfolio von Audi Hungaria die Modelle Q3 und Q3 Sportback mit Mild-Hybrid-Antriebsstrang (MHEV, Mild Hybrid Electric Vehicles). In beiden Modellen arbeitet ein 1,5-Liter-TFSI-Motor im Zusammenspiel mit einem 48-Volt-Hauptbordnetz und einem Riemen-Starter-Generator (RSG). Das erste Plug-in-Hybrid-Fahrzeug der Audi Hungaria, ein Audi Q3 Sportback, fuhr Anfang Dezember 2020 vom Band, im Mai 2022 fuhr bei Audi Hungaria das 100.000. Modell mit Hybridantrieb vom Band.

Unter den 2023 produzierten Q3- und Q3-Sportback-Modellen waren 24.579 Plug-in-Hybride und 5.393 Mild-Hybride. Die Fertigung der Plug-in-Hybride hat das Unternehmen in die bestehende Produktion integriert. Dafür wurden rund 1.500 Beschäftigte vorbereitet und geschult. Darüber hinaus konnten zahlreiche ungarische Beschäftigte bei der Produktion des Audi e-tron in Brüssel, des Volkswagen ID.3 in Zwickau und beim Anlauf des Seat Leon PHEV in Martorell unterstützen und Erfahrungen sammeln.

2023 feierte die Produktion gleich mehrere Jubiläen: 2.000.000 Fahrzeuge insgesamt, darunter 700.000 Q3/Q3 SB fuhren vom Band.

Technische Entwicklung

Audi Hungaria eröffnete die Technische Entwicklung 2001. Die mit 673 Fachleuten besetzten Bereiche der Entwicklung Fahrsystem und Entwicklung Gesamtfahrzeug sind mittlerweile die drittgrößte Technische Entwicklungseinheit der AUDI AG und versorgen nahezu den gesamten Volkswagen Konzern mit Entwicklungsleistungen.

In der Fahrsystementwicklung werden komplette Entwicklungsprojekte von diversen konventionellen und elektrischen Antriebsmodulen durchgeführt. Darüber hinaus gehören die Fahrzeugintegration von Antriebsmodulen, die Antriebsstrangapplikation sowie die Fahrwerkssystementwicklung zu dem Entwicklungsportfolio des Bereiches. Von der Konstruktion über die Thermodynamik und die numerische Simulation bis hin zur Erprobung auf dem Prüfstand und im Fahrzeug deckt Audi Hungaria das gesamte Entwicklungsspektrum ab. Hierzu kann die Fahrsystementwicklung unter anderem auf 18 Verbrennungsmotoren- und vier elektrische Achsantriebsprüfstände zurückgreifen. Davon sind zwei Akustikprüfstände sowie vier klimatisierte Prüfstande für eine simulierte Umwelterprobung.

Im Rahmen von Entwicklungstypführerschaften werden internationale Antriebsprojekte verantwortet und die entwicklungsseitige Betreuung der Serienproduktion von diversen Antrieben sichergestellt. In der Zukunft werden sogar ganze Fahrsysteme entwickelt und damit maßgeblich die Dynamik und das Erleben der Fahrzeuge bestimmt.

Die Gesamtfahrzeugentwicklung arbeitet projektbezogen von der Konzept- bis zur Serienbetreuungsphase an Fragestellungen bezüglich Akustik, Thermo-, Energie-, Wassermanagement, Bodenfreigang und Betriebsfestigkeit sowie Produktdatenmanagement und Technische Konformität. Der Schwerpunkt liegt hierbei in der virtuellen Entwicklung von Gesamtfahrzeugeigenschaften mit Hilfe numerischer Simulationen sowie der E/E-Integration mit Hardware-in-the-Loop(HiL)-Anwendungen. Darüber hinaus sind Aggregate- und Fahrzeugerprobungen im Testzentrum sowie Fahrversuche unter kundennahen Betriebsbelastungen wichtige Bestandteile des Kompetenzportfolios.

In den kommenden Jahren wird die Technische Entwicklung im Zeichen der Elektromobilität erweitert: Audi Hungaria investiert in den nächsten zwei Jahren einen zweistelligen Euromillionenbetrag in die TE (Technische Entwicklung) in Győr; der Fokus liegt auf der Realisierung eines weiteren Prüfstandes für die Entwicklung elektrischer Achsantriebe und deren Getriebe sowie auf der Modernisierung bereits bestehender Prüfstandsinfrastruktur.

Werkzeugbau

Der Werkzeugbau wurde 2005 gegründet. Mit seinen drei Geschäftsfeldern „Presswerkzeugbau“, „Anlagen- und Vorrichtungsbau“ sowie „Exklusivserienfertigung“ beschäftigt der Werkzeugbau mittlerweile rund 700 Mitarbeitende und zählt auf rund 60.000 Quadratmetern Hallenfläche zu den größten seiner Art in Mittel- und Osteuropa. Das Leistungsportfolio des Bereichs erstreckt sich heute über ein breites Spektrum: von der Design- und Machbarkeitsbeurteilung sowie der Fertigungssimulation über die Methodenplanung und Konstruktion bis hin zur Betriebsmittelherstellung, Inbetriebnahme und Serienübergabe sowie der Fertigung von Karosseriebauteilen.

Insbesondere die Fertigung von Karosseriebauteilen in der „Exklusivserienfertigung“ verzeichnete die letzten Jahre einen deutliches Volumenwachstum und erreichte 2023 mit 41.375 ausgelieferten Anbauteilesätzen ein Rekordergebnis.

Kern der Exklusivserienfertigung ist ein flexibles Fertigungskonzept, das die wirtschaftliche Produktion von Karosserieanbauteilen in Kleinserienstückzahlen mit hohem Qualitätsanspruch ermöglicht. Die Wertschöpfungsbreite umfasst hier die Herstellung der anspruchsvollen Einzelteile und den Zusammenbau der Einzelteile zum einbaufertigen Bauteil, zum Beispiel zu einer Tür oder Heckklappe.

Zu den Hauptkunden zählt Audi Sport mit den RS-Modellen, dem Sportwagen Audi R8 und dem Audi e-tron GT quattro. Mehr als 10.000 Anbauteilesätze entfielen auf den e-tron GT quattro. Der vollelektrische Gran Turismo ist damit das volumenstärkste Fahrzeugprojekt, das vom Werkzeugbau beliefert wird. Die Exklusivserienfertigung in Győr stellt für den e-tron GT quattro alle Aluminiumanbauteile, die Türen, Kotflügel und Klappen her.

Zu den weiteren Kunden des Werkzeugbaus zählt der italienische Sportwagenhersteller Lamborghini: Der SUV Lamborghini Urus, der Sportwagen Huracán sowie der Supersportwagen Lamborghini Revuelto werden mit Aluminiumanbauteilen beliefert. Als neuer Kunde konnte die Marke Bentley gewonnen werden. So werden auch für den Bentley Bentayga Karosserieteile in Győr angefertigt.

Tochterunternehmen AUDI HUNGARIA AHEAD Kft. gegründet

Außer auf die 30-jährige Erfahrung im Antriebs- und Fahrzeugbau legt Audi Hungaria einen zunehmenden Schwerpunkt auf die Entwicklung von Dienstleistungen, die auf Kompetenzen der Mitarbeitenden basieren und dem gesamten Volkswagen Konzern angeboten werden. Dies sind in erster Linie Dienstleistungen, die in die Wertschöpfungskette der Kunden einfließen. Mit ihrer Hilfe können Prozesse und Tätigkeiten einheitlicher und effizienter gestaltet werden, sodass innerhalb des Konzerns mehr Synergien realisiert werden. All diese Dienstleistungen bilden das Shared Competence Portfolio, das sich organisatorisch aus der virtuellen Sparte des Shared Competence Center der AUDI HUNGARIA Zrt. und der AUDI HUNGARIA AHEAD Kft. zusammensetzt.

Die AUDI HUNGARIA AHEAD Kft. wurde 2023 als 100-prozentige Tochtergesellschaft der AUDI HUNGARIA Zrt. gegründet und nahm ihre Tätigkeit mit rund 400 Mitarbeitenden auf. Das Portfolio umfasst einen Teil der Dienstleistungen, die nicht eng mit der Produktion in Győr verbunden sind, wie die gesamte Beschaffung und bestimmte Teile von IT und Finanz.

Die SCC Virtuelle Sparte der AUDI HUNGARIA Zrt. besteht aus den Bereichen Technische Entwicklung (Antriebsentwicklung und Gesamtfahrzeugentwicklung), Finanzen (Controlling, Steuern/Zoll/Staatliche Beihilfen), Produktionsnahe Dienstleistungen und weitere Dienstleistungen (Recht).

Flexible und effiziente Logistik

  • Das Unternehmen setzt auf smarte Lösungen – nicht nur in der Produktion, sondern auch im Bereich Logistik. Für den reibungslosen Betrieb der Produktion baute Audi Hungaria eine moderne Logistikinfrastruktur auf. Die logistischen Prozesse werden dabei auch durch integrierte smarte Lösungen, wie etwa moderne fahrerlose Transportsysteme und -fahrzeuge, sowie digitale Hilfsmittel unterstützt. Fahrerlose Transportfahrzeuge (FTF) transportieren die Bauteile selbstständig zu Arbeitsstationen – etwa in der fließbandlosen Elektroantriebfertigung der Audi Hungaria. Sie orientieren sich mit Laserscannern in der Halle und suchen den optimalen Weg. Dieser hochflexible Ablauf ist möglich durch Algorithmen und maschinelles Lernen, gesteuert von einem smarten IT-System im Leitstand.
  • Audi Hungaria setzt holografische Displays ein, um Produktionsprozesse auf eine in der Automobilindustrie einzigartige Weise effizienter zu gestalten. Das Gerät zeigt ein holografisches Video und eine Warnmeldung für Mitarbeitende an der Produktionslinie an, wenn Plug-in-Hybridmodelle ankommen.
  • Audi Hungaria verfügt über zwei Logistikzentren mit einer Fläche von insgesamt 160.000 Quadratmetern

Unternehmensqualität

Das Qualitätsmanagementsystem der Audi Hungaria basiert auf der DIN EN ISO 9001:2015, die Wirksamkeit wurde vom TÜV mit sehr gutem Ergebnis bestätigt. Die Unternehmensqualität wirkt „embedded“ in allen Unternehmensbereichen: von der Entwicklung und Planung über die Fertigung bis zum Serviceprozess. Dabei wird das hohe Qualitätsniveau der am Standort Győr gefertigten Antriebe mit Hilfe modernster Prüftechnik weiterentwickelt.

Eine konsequente Prüfprozessplanung bildet die Grundlage für die Konformität der Fahrzeuge im Vervielfältigungsprozess. Die Wirksamkeit des Qualitätsmanagements zeigt sich in der hohen Kundenzufriedenheit, die etwa bei der Kundenzufriedenheitsstudie J.D. Power 2023 in den USA bestätigt wurde.