Das Projekt Dakar: Von der Rundstrecke in die Wüste
Zurück zur ÜbersichtAudi Sport hat seine Wurzeln im Rallyesport. Der Audi quattro revolutionierte Anfang der 1980er-Jahre die Rallye-Weltmeisterschaft. Poster, Fotos und Aufkleber bei Audi Sport in Neuburg erinnern noch an diese Zeit.
Von der damaligen Mannschaft ist heute allerdings niemand mehr aktiv und der Marathon-Rallyesport für Audi Sport Neuland.
Die einzige Offroad-Erfahrung stammt vom Rallycross-Projekt mit dem Team von Mattias Ekström in den Saisons 2017 und 2018. Dort gab es zwar bis zu 50 Prozent Schotteranteil, doch der Marathon-Rallyesport in der Wüste ist eine andere Dimension.
Zunächst arbeitete bei Audi Sport ein kleines Kernteam an einer Machbarkeitsstudie für das alternative Antriebskonzept. Im Juni 2020 begann die Design- und Konzeptphase. Richtig los ging es im August.
Audi Sport entwickelt seit mehr als vier Jahrzehnten neue Rennfahrzeuge. Das vielfältige Know-how half auch bei der Entwicklung des Audi RS Q e-tron. Der Prozess ist immer derselbe, nur die Ziele waren dieses Mal andere. Die Zuverlässigkeit ist bei der Rallye Dakar besonders wichtig. Jede Komponente muss in der Wüste 14 Tage lang unter härtesten Bedingungen halten.
Die Zuverlässigkeit hat für Audi Sport beim ersten Einsatz bei der Rallye Dakar im Januar 2022 oberste Priorität. In der Wüste muss Audi auf Sand, Geröll, raue Schotterpisten, aber auch Matsch, Regen und extreme Hitze vorbereitet sein. Für den Elektroantrieb sind diese Bedingungen besonders hart.
Zudem entstand der Audi RS Q e-tron unter Pandemiebedingungen. Wegen COVID-19 fand ein großer Teil der Entwicklung im Homeoffice statt. Virtuelle Meetings ersetzten reale Treffen. Auch die Planung von Reisen und Testfahrten ist komplizierter als zu normalen Zeiten.
In die Entwicklung des Audi RS Q e-tron waren bei Audi Sport alle relevanten Abteilungen involviert. Hatten die Ingenieure bei den Projekten für die Rundstrecke immer eine gewisse Basis, starteten sie beim RS Q e-tron bei null. Audi Sport hat alle Parameter auf einem weißen Blatt Papier definiert. Mit Q Motorsport hatte die Marke von Anfang an einen starken Partner an ihrer Seite, der viel Erfahrung im Marathon-Rallyesport hat.
Ein großes Thema bei Elektrofahrzeugen ist generell das Gewicht. Beim Audi RS Q e-tron kommt noch der Energiewandler hinzu – eine Kombination des TFSI-Motors aus der DTM mit einer MGU. Der Prototyp für die Wüste steckt voller Technik. Deshalb war es ein Vorteil, dass vorhandene Komponenten bereits gewichtsoptimiert waren. Denn auch bei der Rallye Dakar gilt: je leichter, desto schneller.
Bis zum Januar 2022 hat Audi so viele Testkilometer abgespult wie möglich und die Systeme aufeinander abgestimmt, um das Auto schnell und zuverlässig zu machen. Im Unterschied zum Rundstrecken-Rennsport gibt es während der Tagesetappen keine Crew, die das Auto reparieren kann. Nur die Fahrer und andere Teilnehmer können am Auto arbeiten. Je zuverlässiger das Auto im rauen Gelände funktioniert, desto geringer die Gefahr eines Zeitverlustes. Erst am Abend kann sich das Serviceteam im Biwak um den RS Q e-tron kümmern.