ALMS 2002
Christian Pescatori, Johnny Herbert und Rinaldo Capello

Vor der Rekordkulisse von mehr als 150.000 Zuschauern hat Audi zum dritten Mal in Folge die 12 Stunden von Sebring und damit eines der schwierigsten Autorennen gewonnen. Der amerikanische Langstrecken-Klassiker gilt aufgrund der welligen Strecke als besonderer Härtetest, der bei der 50. Ausgabe des berühmten Sportwagen-Rennens noch eine Stufe extremer ausfiel als in den Jahren zuvor: Glühende Hitze von bis zu 34 Grad im Schatten ließen beim Saisonauftakt der American Le Mans-Serie (ALMS) sogar den Asphalt der Strecke aufbrechen, der zu Beginn des letzten Renndrittels ausgebessert wurde.

Dem siegreichen Infineon Audi R8 konnten die enormen Temperaturen und die hohe Luftfeuchtigkeit dagegen nichts anhaben. Nach der „Regenschlacht“ in Le Mans im vergangenen Jahr meisterte der erfolgreichste Rennsportwagen der Gegenwart nun auch die „Hitzeschlacht“ in Florida. Audi ist damit erst der vierte Hersteller, dem drei Sebring-Siege in Folge gelangen.

Während Rinaldo Capello seinen Vorjahressieg wiederholte, schafften Johnny Herbert und Christian Pescatori das seltene Kunststück, den Langstrecken-Klassiker gleich bei ihrem ersten Einsatz zu gewinnen. Für das italienisch-britische Trio gab es nur einen Zwischenfall, der den späteren Sieg gefährdete: Bei einer Kollision im dichten Verkehr der hektischen Anfangsphase wurde die linke Hinterradaufhängung des R8 beschädigt. Durch die Reparatur fielen Capello/Herbert/Pescatori vorübergehend auf den dritten Platz zurück.

Auch ihre Teamkollegen Frank Biela, Tom Kristensen und Emanuele Pirro, die Sebring-Sieger des Jahres 2000, wurden in eine Kollision verwickelt, die mehrere außerplanmäßige Boxenstopps zur Folge hatte. Der Wechsel der Lenkung raubte dem Infineon Audi R8 mit der Startnummer eins endgültig die Chance auf den Sieg. Von Position neun kämpften sich Biela/Kristensen/Pirro noch auf den fünften Platz nach vorne.

Für Spannung sorgte während des gesamten Rennens das Audi Kundenteam Champion. Stefan Johansson, Jan Lammers und Andy Wallace blieben mit ihrem Vorjahres-R8 immer in Schlagdistanz zu den späteren Siegern. Weil auch der Champion-Audi wie ein Uhrwerk lief, betrug ihr Rückstand auf das Werksteam nie mehr als eine Runde. Nach zwölf Stunden sorgte die Champion-Mannschaft trotz eines Drehers in der Zielkurve mit Platz zwei hinter dem Team Audi Sport North America für einen Audi Doppelsieg.

Stimmen nach dem Rennen

Rinaldo Capello (Infineon Audi R8 #2):
„Das war ein großartiges Rennen, so hart wie immer. Es war unglaublich heiß. Wir sind von Anfang an drei Stints am Stück gefahren, was gerade unter diesen Bedingungen wirklich sehr schwierig war. Im Vergleich zum Nummer-eins-Auto hatten wir heute natürlich etwas mehr Glück.“

Johnny Herbert (Infineon Audi R8 #2): „Wir haben für diesen Sieg hart gearbeitet. Es ist fantastisch, dass es geklappt hat. Der Audi R8 ist noch immer das Auto, das es zu schlagen gilt. Gegen Ende des Rennens habe ich nur noch darauf geachtet, Benzin zu sparen und die Bremsen zu schonen. Ich bin ein angenehmes Tempo gefahren, und das hat auch noch Spaß gemacht hat.“

Christian Pescatori (Infineon Audi R8 #2): „Ich bin so stolz, dass wir dieses Rennen gewonnen haben. Letztes Jahr hat Michele hier seinen letzten Sieg gefeiert. Dindo und ich wollten dieses Rennen unbedingt für ihn gewinnen. Dass es uns gelungen ist, freut mich wirklich sehr. Das Rennen war sehr hart, vor allem am Anfang, als die Strecke noch sehr voll und das Überholen sehr schwierig war.“

Stefan Johansson (Audi R8 #38): „Unser Audi wurde mit jeder Runde besser. In meinem zweiten Stint konnte ich mich richtig austoben und aggressiv fahren. Nachdem wir wieder in der selben Runde mit dem Führenden waren, hätte es eine Safety-Car-Phase am Ende noch einmal richtig interessant gemacht, aber dazu ist es nicht gekommen. Einerseits freue ich mich, andererseits mag ich es überhaupt nicht, Zweiter zu werden!“

Jan Lammers (Audi R8 #38): „Dass ich mich in der letzten Kurve der letzten Runde gedreht habe, zeigt, dass ich noch immer viel lernen muss! Das Auto war während des ganzen Rennens extrem gut, ich habe mich rundum wohl gefühlt, und das Team hat die ganze Woche extrem hart gearbeitet. Wir haben den Sieg nur knapp verpasst.“

Andy Wallace (Audi R8 #38): „Am Anfang des Rennens war das Handling nicht perfekt. In meinem zweiten Stint war das Auto aber super. Alle drei von uns sind wirklich hart gefahren. Wir haben zwar alles gegeben, aber das hat nicht ganz gereicht.“

Frank Biela (Infineon Audi R8 #1): „Für Audi ist dieser Sieg eine tolle Sache, für unser Auto ist es leider nicht so gut gelaufen. Aber daran sieht man, dass nicht immer alles 100-prozentig funktionieren kann. Trotzdem waren wir die ganze Woche schnell, deshalb gehe ich auch optimistisch in die nächsten Rennen.“

Tom Kristensen (Infineon Audi R8 #1): „Ich bin zweimal drei Stints hintereinander gefahren - bei diesen heißen Temperaturen ist das wirklich ein harter Start in die Saison. Schade, dass wir dafür nicht belohnt wurden. Bis zum Renntag lief alles bestens, aber solche Zwischenfälle können immer passieren.“

Emanuele Pirro (Infineon Audi R8 #1): „Vielleicht waren wir alle ein bisschen verwöhnt, weil wir in den vergangenen drei Jahren nie einen technischen Defekt hatten. Wirklich schade ist nur, dass unser Auto hier in Sebring in fast jeder Trainingssitzung vorne war und wir nur im Rennen so unglaublich viel Pech hatten. Hoffentlich ist es beim nächsten Mal anders.“

Reinhold Joest, Teamdirektor Audi Sport North America: „Das war heute eine wichtige Standortbestimmung für Le Mans. Natürlich ist der Sieg in Sebring ein großer Erfolg, aber wir haben auch deutlich gesehen, dass noch eine Menge Arbeit vor uns liegt. Das werden wir jetzt mit ganzer Kraft umsetzen.“

Dr. Wolfgang Ullrich, Audi Sportchef: „Dieser erneute Sebring-Sieg ist ein toller Erfolg für das ganze Team, der unter extremen Bedingungen erzielt wurde. Hitze und Speed waren enorm, das war ein guter Test für Le Mans. Es ist heute allerdings nicht alles so gelaufen, wie wir uns das vorgestellt haben, vor allem mit der Startnummer eins. Die Schwierigkeiten waren aber irgendwie eine Folge des Crashs in der Anfangsphase, der das Auto doch ziemlich mitgenommen hat. Die Mannschaft hat einen tollen Job gemacht, das Auto überhaupt ins Ziel zu bringen. Heute hat sich gezeigt, wie wichtig es ist, zwei gleichwertige Fahrerteams zu haben.“

Das Rennergebnis

1. Capello/Herbert/Pescatori (Infineon Audi R8) 346 Runden
2. Johansson/Lammers/Wallace (Audi R8) 1 Rd. zur.
3. Mathews/Smith/Goossens (R&S-Elan) 9 Rd. zur.
4. Weaver/Leitzinger/Forbes-Robinson (R&S-Lincoln) 16 Rd. zur.
5. Biela/Kristensen/Pirro (Infineon Audi R8) 19 Rd. zur.
6. Collins/Vann/Wilson (Ascari) 23 Rd. zur.
7. Field/Dayton/Durand (MG Lola) 23 Rd. zur.
8. Herta/Donohue/Auberlen (Panoz) 27 Rd. zur.
9. Fellows/O´Connell/Gavin (Chevrolet) 29 Rd. zur.
10. Konrad/Seiler/Borcheller (Saleen) 37 Rd. zur.