ALMS 2000
Michele Alboreto im Audi R8 #77

In einem dramatischen Finale hat sich Audi beim „Petit Le Mans“, dem neunten Lauf zur American Le Mans-Serie (ALMS), den vierten Doppelsieg der Saison erkämpft. Der Audi R8 von Michele Alboreto, Rinaldo Capello und Allan McNish gewann das 1000-Meilen-Rennen in Road Atlanta deutlich. Ihre Teamkollegen Frank Biela, Tom Kristensen und Emanuele Pirro im anderen R8 mussten bis zur letzten Kurve der insgesamt 394 Runden um ihren Erfolg zittern: Bei einer Kollision mit dem Panoz zur Halbzeit des Rennens wurde der Diffusor der Startnummer 78 beschädigt. Dennoch verteidigte das Audi Trio mit dem angeschlagenen Auto einen Vorsprung von nur fünf Zehntelsekunden vor dem schnellsten Panoz ins Ziel.

Nach seinem vierten Sieg in der ALMS hat der Schotte Allan McNish die Führung in der Fahrerwertung erobert, gleichzeitig baute Audi seinen Vorsprung im Hersteller-Championat drei Rennen vor Saisonende auf 21 Punkte aus. Mit dem „Petit Le Mans“-Erfolg hat Audi in diesem Jahr bei den drei Langstrecken-Klassikern in Sebring und Road Atlanta Doppelsiege, in Le Mans sogar einen Dreifach-Triumph errungen.

60.000 Zuschauer in Road Atlanta erlebten einen aufregenden Kampf um die Spitze. Die verteidigte zunächst Pole-Mann Allan McNish, der die Führung in den ersten Stunden nur kurzzeitig während der Boxenstopp-Phasen abgab. Der andere Audi R8 erwischte einen schwierigen Auftakt: Eine Stop-and-Go-Strafe und ein Wechsel der Fronthaube kosteten wertvolle Zeit.

Trotzdem kämpften sich Emanuele Pirro, Frank Biela und Tom Kristensen an ihre Teamkollegen heran, eroberten nach fünf Stunden die Führung. Die endgültige Entscheidung zu Gunsten des gelb-silber lackierten Audi R8 fiel wenige Minuten später, als ein überrundeter Panoz das Heck von Tom Kristensens rot-silber lackiertem R8 touchierte, der das Rennen dann ohne Diffusor beenden musste. Trotz des schwierigeren Handlings fuhr das Trio konstante Zeiten, hielt sich in der Spitzengruppe und komplettierte den Audi Triumph am Ende mit Platz zwei.

Stimmen nach dem Rennen

Michele Alboreto (#77):
„Ich freue mich sehr, dass wir hier den Sieg geholt haben. Es war für mich sehr wichtig, wenigstens einmal mit diesem Auto zu gewinnen, weil ich für dieses Projekt so hart gearbeitet habe. Heute war es leicht, Fehler zu machen, denn die Konkurrenz war sehr stark. Ich hatte etwas Sorgen, denn nach so vielen Monaten ohne Rennen ist es nicht leicht, zurückzukehren. Aber ich denke, ich habe einen guten Job gemacht.“

Rinaldo Capello (#77): „Während meines ersten Stints hatte ich einige Probleme, aber der zweite Stint war gut. Am Ende musste ich das Auto nur noch auf der Strecke halten und mich weiter konzentrieren. Es war ein sehr hartes Rennen, weil das Überholen auf dieser Strecke extrem schwierig ist, vor allem in der Nacht. Man kann schnell auf Öl geraten, ohne es zu sehen. Wir haben erlebt, dass erfahrene Fahrer dumme Fehler gemacht haben – das galt es zu vermeiden.“

Allan McNish (#77): „Wir haben ein weiteres Rennen gewonnen und einen weiteren Doppelsieg für Audi geholt. Es war ein sehr langes und hartes Rennen, das bis zum Ende nach neun Rennstunden spannend war. Aber das macht die American Le Mans-Serie eben so einzigartig.“

Frank Biela (#78): „In den letzten beiden Runden habe ich nur noch das grelle Licht des Panoz im Rückspiegel gesehen. Da blieb keine Zeit mehr, viel nachzudenken. Ich hatte in der letzten Runde noch drei langsamere Autos vor mir – eines konnte ich auf der Geraden überholen, an den anderen beiden musste ich in der Schikane vorbei. Als das geschafft war, war ich mir sicher, dass wir es packen würden.“

Tom Kristensen (#78): „Ich habe diesen Erfolg besonders genossen, weil ich in diesem Jahr nur drei Rennen mit dem Team fahre. Es war ein harter Kampf, das Auto nach unseren Schwierigkeiten wieder nach vorne zu bringen – das Ergebnis einer tollen Teamarbeit und einer guten Strategie. Der Zwischenfall mit Jan Magnussen war ein Rennunfall über den wir beide unglücklich waren, weil er uns beiden das Rennen sehr schwer gemacht hat. Der zweite Platz ist heute wie ein Sieg für uns.“

Emanuele Pirro (#78): „Am Anfang haben wir etwas Zeit verloren. Als wir die Runde aufgeholt hatten, dachte ich, jetzt läuft es gut für uns. Doch dann hatten wir Pech mit dem Panoz. Nachdem wir keinen Heckdiffusor mehr hatten, ging es für uns nur noch darum, ins Ziel zu kommen. Die Balance des Autos war nicht schlecht, aber wir hatten weniger Abtrieb, und das Auto war schwieriger zu fahren. Ich denke, wir haben das bestmögliche Ergebnis herausgeholt."

Dr. Wolfgang Ullrich, Audi Sportchef: „Wir haben in diesem Jahr bei allen bedeutenden Langstrecken-Rennen mindestens einen Doppelsieg errungen – eine tolle Leistung. Ich möchte mich bei allen, die daran mitgearbeitet haben, bedanken. Wie hatten keinerlei technische Probleme, außer der Kollision zwischen Jan Magnussen und Tom, bei der die Halterung des Diffusors so stark zerdrückt wurde, dass wir ihn nicht tauschen konnten. Hut ab vor den Jungs, die anschließend ohne Diffusor noch diese Rundenzeiten gefahren sind. Es war ein tolles Mannschaftsergebnis."

Reinhold Joest, Teamdirektor Audi Sport North America:
„Heute hat sich bestimmt niemand gelangweilt. Wir können stolz sein, dass wir so ein tolles Auto haben und dazu noch Fahrer, die damit perfekt umgehen können und wissen, wie man sich ein Langstrecken-Rennen einteilt. Die letzten drei Runden waren natürlich sehr heiß. Aber wir haben die Nerven behalten und den zweiten Platz gerettet.“

Ergebnis


1. Alboreto/Capello/McNish (Audi R8) 394 Runden
2. Biela/Kristensen/Pirro (Audi R8) 3 Rd. zur.
3. Brabham/Magnussen (Panoz) 3 Rd. zur.
4. O`Connell/Katoh/Graf (Panoz) 5 Rd. zur.
5. Lehto/Müller (BMW) 11 Rd. zur.
6. Bernard/Collard (Cadillac) 14 Rd. zur.
7. Angelelli/Taylor/van de Poele (Cadillac) 22 Rd. zur.
8. Wallace/Lagorce/Leitzinger (Cadillac) 35 Rd. zur.
9. Pilgrim/Collins/Freon (Chevrolet) 36 Rd. zur.
10. Archer/Huisman/Derichebourg (Chrysler) 36 Rd. zur.