Mission:Zero
Weiterdenken: von der Dekarbonisierung zur Zirkularität der Produktion
Audi hat sich das Ziel gesetzt, bis zum Jahr 2050 über das gesamte Unternehmen hinweg bilanziell CO₂-neutral1 zu sein. Die Vier Ringe stehen dabei am Anfang einer großen Transformation und haben bereits verschiedene Maßnahmen entlang der gesamten Wertschöpfungskette implementiert, um dieses Ziel zu erreichen. Die Audi-Produktionsstandorte sollen bereits bis 2025 weltweit bilanziell CO2-neutral arbeiten. Im Umweltprogramm „Mission:Zero“ hat Audi sämtliche Ansätze zur Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks in Produktion und Logistik gebündelt. Das Umweltprogramm geht dabei über die Dekarbonisierung hinaus und adressiert auch die Handlungsfelder effiziente Wassernutzung, Ressourceneffizienz sowie den Schutz und Erhalt biologischer Vielfalt. Die Vision des Unternehmens ist die Schaffung einer zirkulären Produktion, in der eingesetzte Ressourcen wie Kunststoffe, Wasser und andere Rohstoffe in geschlossenen Kreisläufen genutzt werden. Pilotprojekte sollen dabei den Weg zu einem langfristig zirkulären System ebnen.
1Unter bilanzieller CO₂-Neutralität versteht Audi einen Zustand, bei dem nach Ausschöpfung anderer in Betracht kommender Reduktionsmaßnahmen in Bezug auf verursachte CO₂-Emissionen durch die Produkte oder Tätigkeiten von Audi weiterhin vorhandene und/oder im Rahmen der Lieferkette, Herstellung und des Recyclings der Audi Fahrzeuge aktuell nicht vermeidbare CO₂-Emissionen durch freiwillige und weltweit durchgeführte Kompensationsprojekte zumindest mengenmäßig ausgeglichen werden. Während der Nutzungsphase eines Fahrzeugs, das bedeutet ab Übergabe eines Fahrzeugs an Kund_innen, anfallende CO₂-Emissionen werden hierbei nicht berücksichtigt.
Hotspotbasierter Ansatz
Audi Hungaria hat das Ziel der bilanziellen CO2-Neutralität 2020 erreicht, Audi Brussels als erster Standort bereits 2018. Bis 2025 sollen alle weiteren Audi-Standorte weltweit folgen. Eine besondere Herausforderung ist die Integration erneuerbarer Energien in die gewachsenen Infrastrukturen an den Standorten. Etwa soll der Einsatz von Photovoltaikanlagen intensiviert und der Anteil der eigenen regenerativen Wärmeversorgung aufgebaut werden. Bei der Nutzung von Wasser verfolgt Audi einen hotspotbasierten Ansatz und setzt gerade dort an, wo die Verfügbarkeit kritisch oder der Bedarf besonders hoch ist. Deshalb hat beispielsweise am Standort San José Chiapa in Mexiko das Thema Wasser Priorität, weil Wasser dort ohnehin ein rares Gut ist.
Das „Mission:Zero“-Team besteht aus Expert_innen aller Standorte, die unternehmensweit im engen Austausch stehen. Gemeinsam analysieren sie, wo besonderer Handlungsbedarf besteht, welcher der Standorte in einzelnen Bereichen jeweils Benchmark ist und welche Lösungen auf andere Standorte übertragen werden können. Pilotprojekte ermöglichen dabei, die Wirksamkeit und Umsetzbarkeit zu überprüfen und gewonnene Erkenntnisse zu übertragen.
Brüssel: weltweit erste CO2-neutrale Großserienfertigung
Das Werk in Brüssel setzte für die Dekarbonisierung an verschiedenen Stellhebeln an und konnte sich so als die weltweit erste CO2-neutrale Großserienfertigung im Premiumsegment zertifizieren lassen. Die erste Säule ist das Umstellen auf grünen Strom, das bereits 2012 erfolgte. Audi Brussels hat dafür unter anderem mit 107.000 Quadratmetern eine der größten Photovoltaik-Anlagen der Region auf dem Werkgelände installiert. Sie erzeugt jährlich circa 9.000 Megawattstunden Strom. Die zweite Säule ist die Wärmeversorgung des Standorts mit erneuerbaren Energien. In Brüssel sind das Biogas-Zertifikate. Beide Säulen decken etwa 95 Prozent des Energiebedarfs ab. Emissionen, die derzeit noch nicht durch erneuerbare Energieträger vermieden werden können, gleicht das Unternehmen mit sogenannten Carbon-Credit-Projekten aus. Diese Säulen sind – flankiert von weiteren Maßnahmen – Blaupause für die Dekarbonisierung auch der anderen Standorte, natürlich individuell je nach den regionalen Möglichkeiten und Bedingungen.
Standort Győr: größter industrieller Nutzer von Geothermie in Ungarn
Der erste Schritt für Audi Hungaria in Richtung CO2-Neutralität war die komplette Umstellung auf Grünstrom, die unter anderem mit Inbetriebnahme der größten Photovoltaik-Dachanlage Europas auf rund 160.000 Quadratmetern erfolgte. Die Anlage verfügt über eine Spitzenleistung von zwölf Megawatt. Der zweite Schritt war die Wärmeversorgung durch Erdwärme: Das Unternehmen deckt seit 2015 seinen Wärmeenergieverbrauch zu mehr als 70 Prozent durch erneuerbare, geothermische Energie. Damit ist Audi Hungaria der größte Nutzer industrieller Geothermie in Ungarn. Das System liefert dem Standort Győr jährlich mindestens 82.000 Megawattstunden Wärmeenergie. Den verbleibenden Wärmebedarf deckt Audi Hungaria im dritten Schritt mit Biomethan-Zertifikaten. Derzeit nicht vermeidbare CO2-Emissionen, etwa aus den Motorenprüfständen, werden durch international anerkannte und zertifizierte Carbon Credits kompensiert. Das ist der vierte Stellhebel, der für rund fünf Prozent der CO2-Emissionen steht. Darüber hinaus setzt das Unternehmen in seinen Logistikprozessen klimaneutrale, „grüne Züge“ ein und hat 2021 den Aluminium Closed Loop, einen geschlossenen Kreislauf für die Wiederverwertung von sekundärem Aluminium, implementiert.
Wertvolles Wasser
Etwa 2,5 bis 5 Kubikmeter Wasser werden heute an den Standorten für die Produktion eines Elektrofahrzeugs verbraucht. Um Wasser bewusst und sparsam zu verwenden, setzt Audi auf effiziente Prozesse, geschlossene Wasserkreisläufe und die verstärkte Nutzung von Regenwasser. Gerd Walker, Vorstand Produktion und Logistik der AUDI AG, sagt: „Wir wollen unseren gewichteten Frischwasserverbrauch massiv reduzieren und bis 2035 den Wasserverbrauch pro produziertem Auto halbieren. Dafür nutzen wir bereits heute nach Möglichkeit recyceltes Wasser, das im Kreislauf mehrfach verwendet und wiederaufbereitet wurde. Unsere Vision sind geschlossene Wasserkreisläufe an all unseren Produktionsstandorten.“
Audi Brussels stellt seine Wassernutzung im Jahr 2024 um und will kein Trinkwasser mehr in der Fahrzeugproduktion verwenden.
In Neckarsulm wird in einem Pilotprojekt eine neue Anlage für die Wasserversorgung getestet und ein geschlossener Wasserkreislauf zwischen dem Werk und der benachbarten kommunalen Kläranlage des Abwasserzweckverbands Unteres Sulmtal etabliert. Probeleitungen leiten das Wasser aus der Endkontrolle der Kläranlage in den Pilotcontainer und wieder zurück. In dem Container wird das Wasser mithilfe von Filteranlagen und Membranen aufbereitet. Die Anlage misst dabei kontinuierlich die Wasserqualität. Zusätzlich analysiert alle zwei Wochen ein Labor das Wasser auf seine Eigenschaften.
Im Werk in Ingolstadt ist seit 2019 ein Betriebswasser-Versorgungszentrum im Einsatz. In Verbindung mit der bisherigen Aufbereitungsanlage kann dadurch rund die Hälfte des entstehenden Abwassers in einen Kreislauf zurückgeführt und zur Wiederverwendung aufgefrischt werden.
Audi México ist Vorreiter
Audi México produziert bereits seit 2018 als weltweit erster Premiumhersteller Automobile vollständig abwasserfrei. Eine wichtige langfristige Maßnahme zum Schutz der knappen natürlichen Ressourcen war im Jahr 2014 die Errichtung eines Regenwasserreservoirs mit einer Rückhaltekapazität von 234.000 Kubikmeter auf dem Werksgelände in San José Chiapa. Damit kann der Grundwasserverbrauch des Werks um 25 Prozent reduziert werden. Das gesammelte Wasser kommt in verschiedenen Prozessen sowie bei der Bewässerung von Grünflächen zum Einsatz.
Das in den Produktionsprozessen genutzte Wasser durchläuft je nach Verunreinigung im Werk ein mehrstufiges Aufbereitungsverfahren. Zum Beispiel wird das in der Lackiererei anfallende Abwasser zunächst vollständig in einer chemisch-physikalische Anlage vorbehandelt. Anschließend wird dieser vorbehandelte Teilstrom zusammen mit dem restlichen Abwasser des Standorts weiter aufbereitet.
2015 ging in Mexiko eine biologische Kläranlage mit einer täglichen Kapazität von 1.800 Kubikmetern in Betrieb. Hier werden organische Bestandteile in einem aeroben Prozess durch Bakterien abgebaut. Auch das vorbehandelte Wasser aus dem Lackierprozess durchläuft diese Anlage. Zusätzlich zur biologischen Wasseraufbereitung wurde 2018 eine Umkehrosmose-Anlage mit einer jährlichen Kapazität von 320.000 Kubikmetern errichtet, aus der in nur gut zwei Jahren 130.000 Kubikmeter, das entspricht 130 Millionen Liter Wasser, in die Produktion zurückgeführt wurden.
Biodiversität ist Leben
Als Mitglied der Initiative „Biodiversity in Good Company“ setzt Audi an allen Standorten Biodiversitätsprojekte um. Leuchtturmprojekt sind die naturnah gestalteten Freiflächen der Audi-Fertigung in Münchsmünster. Der Komplex nahe Ingolstadt bietet dank gezielter ökologischer Gestaltung besonders wertvollen Lebensraum für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten.
Auf dem Fertigungsgelände in Münchsmünster hat Audi 17 Hektar Land in naturnahe Lebensräume für Tiere und Pflanzen umgewandelt. Bisher haben sich dort mehr als 160 Pflanzenarten entwickelt und rund 100 Wildbienenarten angesiedelt. Von einer gesunden Biodiversität profitiert auch der Mensch, sie ist seine Lebensgrundlage. Beispielsweise Wildbienen zu schützen ist für Natur und Mensch besonders bedeutend: Sie bestäuben Wild- und Nutzpflanzen und sorgen damit letztendlich für die Ernährung der Menschen.
Um den Schutz der Artenvielfalt strategisch angehen zu können, hat Audi analog zum Dekarbonisierungsindex einen Biodiversitätsindex entwickelt. Anhand spezieller Kennzahlen bewertet Audi jeden Standort und definiert verbindliche Ziele. Darin fließen Fragen ein wie: Gibt es Fassaden- oder Dachbegrünung? Wie sind die Freiflächen gestaltet? Werden die Mitarbeitenden für das Thema beispielsweise mittels Schulungen sensibilisiert? Dadurch lässt sich feststellen, wie biodivers die Standorte sind, eine Strategie für eine bessere Naturbilanz ausarbeiten und deren Erfolg messen.
Stand: August 2023