WEC Silverstone 2015
Marcel Fässler, André Lotterer, Benoît Tréluyer

Mehr als 45.000 Zuschauer erlebten in Silverstone einen faszinierenden Auftakt der FIA-Langstrecken-Weltmeisterschaft (WEC). Der siegreiche Audi R18 e-tron quattro legte dabei eine Rekorddistanz von 201 Runden zurück. Die Stimmen nach dem Saisonstart.

Dr. Wolfgang Ullrich (Audi-Motorsportchef): „Die gesamte Mannschaft hat über den Winter hart gearbeitet, deshalb ist es schön, diesen Sieg beim Auftakt in Silverstone erkämpft zu haben. Man hat im Rennen gesehen, dass wir ein sehr gutes Auto auf die Beine gestellt und damit eine gute Basis für diese Saison haben. Es war ein toller Start für die WEC, und die Zweikämpfe, die wir gesehen haben – absolut beeindruckend. Ich glaube, spannenderen Motorsport kann man kaum bieten. Heute Abend gibt es Grund zum Feiern, aber wir schauen auch bereits nach vorn: Für das nächste Rennen in Spa und den Saisonhöhepunkt in Le Mans gibt es noch viel Arbeit.“

Chris Reinke (Leiter LMP bei Audi Sport): „Der Saisonstart war ein Spektakel von der ersten bis zur letzten Minute – einfach gigantisch! Wir hatten dieses Umfeld aber auch erwartet. Es sind drei Hersteller am Start, die unbedingt gewinnen wollen. Alle drei haben im Winter hart gearbeitet. Das Resultat ist ein sehr eng zusammenliegendes Feld, das uns die gesamte Saison über extrem viel abverlangen wird. Der Sieg in Silverstone war für uns natürlich ein toller Schritt und eine wichtige Bestätigung für alle Beteiligten: für die Mannschaft in Neuburg und Neckarsulm, die den Winter über hart gearbeitet hat und für das Team, das sich nachhaltig auf dieses Rennen vorbereitet hat. Wir hatten das ganze Wochenende über eine starke Performance und soviel Potenzial in unserem R18 e-tron quattro, dass er am Ende nicht einmal durch eine fragwürdige Entscheidung der Rennleitung zu stoppen war.“

Ralf Jüttner (Teamchef Audi Sport Team Joest): „Das war ein tolles Rennen! Dass es sehr eng werden würde, war uns klar. Aber heute war es ein Sprintrennen über sechs Stunden. Absolut verrückt! Normalerweise hat man bei so einem Rennen zwischendurch mal etwas ruhigere Phasen. Dieses Mal ist so viel passiert, dass man nie relaxed sein konnte. Am Anfang haben wir viel Zeit hinter den Toyota verloren. Aber es hat gereicht – trotz der Stop-and-Go-Strafe. Der Zeitverlust hat mir dabei weniger Sorgen bereitet, sondern vielmehr die Tatsache, dass Marcel (Fässler) zweimal hintereinander an die Box kommen musste. Dabei kühlen die Reifen ab. Marcel hatte damit dann auch zu kämpfen. Uns war klar, dass der Porsche vorbei kommt, wenn er zu dicht hinter uns ist. Aber Marcel hat den Vorsprung toll verwaltet.“

Marcel Fässler (Audi R18 e-tron quattro #7): „So oft wie Neel (Jani) und ich uns gegenseitig überholt haben, hat man das bei einem Sportwagen-Rennen bisher sicher selten gesehen. Es war ein sehr fairer Fight, der für uns beide toll war. Ich habe von Neel gleich nach dem Rennen eine SMS bekommen, in der er das bestätigt hat. Teilweise war nicht mehr viel Platz zwischen unseren Autos, aber wir haben uns nie berührt und uns gegenseitig Raum gelassen. Das erlebt man heute leider nicht mehr so oft. Natürlich hat man dabei auch gesehen, wo der Porsche seine Stärke hat. Ich musste mich auf den Geraden mit Händen und Füßen wehren und hatte im Verkehr auch nie Glück, dass ein GT-Auto als Puffer zwischen mich und ihn kam. So kam er auf der Geraden immer wieder relativ leicht vorbei. Trotzdem hat es Spaß gemacht. Es war auch eine Freude, meinen beiden Teamkollegen zuzusehen. Es war ein super Wochenende. Der Sieg ist toll und wir hatten das schnellste Auto. Das zeigt, dass unsere Leute in Neuburg und Neckarsulm im Winter einen klasse Job gemacht haben.“

André Lotterer (Audi R18 e-tron quattro #7): „Es war ein unglaublich aufregendes Rennen – im Cockpit, aber auch beim Zuschauen, als meine beiden Teamkollegen gefahren sind. Eine tolle Werbung für die WEC und für Audi. Für uns ist es super, nach einer längeren Zeit mit einem Sieg zurückzukommen. Audi Sport hat alle seine Ressourcen für das Update unseres R18 e-tron quattro genutzt. Wir hatten in Silverstone das schnellste Auto, deshalb haben wir gewonnen. Wir müssen damit leben, dass wir auf den Geraden langsamer sind. Das heißt, wir müssen in den Kurven überholen und dann versuchen, schnell davonzufahren, um nicht auf den Geraden wieder eingeholt zu werden. Das ist mir in Silverstone gut gelungen. Ich glaube auch, dass unser Auto am meisten Spaß macht: Es liegt einfach wie ein Brett.“

Benoît Tréluyer (Audi R18 e-tron quattro #7): „Ich kann mich noch gut an mein erstes Rennwochenende hier erinnern: Es war 2012 und ich habe die Pole-Position geholt, ausgerechnet vor dem Lokalmatador Allan McNish. Es ist immer gut, wenn man mit solch guten Erinnerungen an eine Strecke zurückkehrt. Heute war ein perfekter Tag: Alle waren aussortiert, extrem fokussiert und haben gemeinsam an dem großen Ziel gearbeitet. Es war einfach toll. Jetzt haben wir den ersten Sieg in der Tasche und werden alles dafür tun, die positive Energie und den Teamgeist mit nach Spa zu nehmen.“

Lucas di Grassi (Audi R18 e-tron quattro #8): „Ich habe eine ganz besondere Beziehung zu Silverstone, denn ich habe lange in Oxford und später in London gelebt und in meiner frühen Karriere viele Testfahrten und Rennen hier absolviert. Der Ort hat so viel Tradition, das mag ich sehr. Dieses Wochenende war unglaublich: So viele Fans und so ein spannendes Rennen gleich zu Beginn der Saison ist ein perfekter Start in ein neues WM-Jahr. Gratulation an die Organisatoren für diesen tollen Event. Sportlich haben wir gesehen, wie eng es dieses Jahr wird. Gut für Audi, denn wir lieben Herausforderungen.“

Loïc Duval (Audi R18 e-tron quattro #8): „Für mich war der Winter ein wenig zu lang, deshalb freue ich mich, dass die Saison jetzt endlich begonnen hat. Mit Großbritannien verbindet man oft schlechtes Wetter und schwierige Bedingungen, aber dieses Mal haben wir einen tollen Renntag mit vielen Fans erlebt. Wir sind mit hohen Erwartungen angereist, aber natürlich auch mit ein paar Fragezeichen, weil man nie genau weiß, wo man im Vergleich zur Konkurrenz steht. Wir waren vom ersten Training an gut aussortiert. Das Wetter während des Rennens sah gut aus, aber den starken Wind hat man sogar im Auto gespürt. Audi hat gewonnen, das ist unser erstes Ziel. Natürlich wäre ich selbst auch gern auf dem Podium gewesen, aber das Glück war heute nicht auf unserer Seite.“

Oliver Jarvis (Audi R18 e-tron quattro #8): „Die Tage vor meiner ersten kompletten WEC-Saison und auch das Rennwochenende selbst waren eine fantastische Erfahrung. Es hat viel Spaß gemacht, mit Lucas (di Grassi) und Loïc (Duval) zusammenzuarbeiten, zu lernen und gemeinsam den Auftakt zu bestreiten. Samstagabend sind wir alle mit einem Lächeln eingeschlafen, weil wir ein gutes Qualifying hatten und das Maximum aus unserem Auto herausgeholt haben. Der Sonntag war für uns nicht ganz so perfekt. Ich möchte nicht alles Pech nennen, denn wir waren selbst nicht ganz fehlerfrei. Der fünfte Platz ist nicht das, was wir uns erwartet hatten. Aber es gibt auch viele positive Aspekte: Audi hat gewonnen, sodass sich die harte Arbeit der ganzen Mannschaft im Winter ausgezahlt hat. Dieses Wochenende war mein Heimrennen, aber seltsamerweise bin ich auf dieser Strecke in den vergangenen neun Jahren nur ein einziges Mal gefahren – ich habe tatsächlich in Oschersleben mehr Erfahrung als in Silverstone.“

– Ende –