ALMS 2001
Rinaldo Capello im Infineon Audi R8 #1

Selten zuvor war die Freude im Team Audi Sport North America über eine Trainingsbestzeit in der American Le Mans-Serie (ALMS) derart groß: Der Infineon Audi R8, mit dem Tom Kristensen die Pole Position für das Rennen in Mid-Ohio eroberte, fuhr erst 24 Stunden zuvor seine ersten Meter. Nach dem Unfall von Mosport am vergangenen Wochenende wurde ein neues Monocoque aus Ingolstadt in die USA transportiert. Innerhalb eines einzigen Tages bauten die Audi Mechaniker den Infineon R8 in einer Werkstatt in der Nähe der Rennstrecke von Mid-Ohio wieder neu auf.

Ein verregneter Test am Donnerstag bedeutete, dass das 60-minütige freie Training am Freitagmorgen reichen musste, den Audi auf die schwierige Strecke von Mid-Ohio abzustimmen. Rinaldo Capello, Tom Kristensen und ihrer Crew gelang dies perfekt: Mit knapp vier Zehntelsekunden Vorsprung auf den schnellsten Panoz stellte Kristensen den Infineon Audi R8 auf die Pole Position.

Emanuele Pirro hielt im Schwesterauto bis kurz vor Ende des Zeittrainings Rang zwei, wurde in letzter Sekunde aber noch vom Panoz auf den dritten Startplatz verdrängt. Johnny Herbert fuhr mit dem Vorjahres-R8 des Audi Kundenteams Champion die viertbeste Zeit. Auch das Champion-Team hatte nach dem Unfall von Mosport seinen R8 in der kurzen Zeit zwischen den beiden Rennen wieder komplett neu aufgebaut.

Das Rennen in Mid-Ohio findet bereits am Samstag statt (Start 13 Uhr Ortszeit, 19 Uhr MESZ). Als Startfahrer der beiden Infineon Audi R8 sind Tom Kristensen (#1) und Emanuele Pirro (#2) vorgesehen.

Stimmen nach dem Zeittraining

Rinaldo Capello (#1):
„Tom hat im Qualifying gezeigt, dass wir im freien Training gute Arbeit geleistet haben. Er ist sehr schnelle Rundenzeiten gefahren und hat das Auto wieder einmal auf die Pole gestellt. Ich hoffe, dass wir morgen ein trockenes Rennen haben. Wir müssen zu unserem Standard zurückfinden und vergessen machen, was in Mosport geschehen ist. Die einzigen beiden Fehler, die wir bisher gemacht haben, passierten gleich in einem Rennen - das müssen für den Rest der Saison nun aber auch die einzigen Fehler bleiben.“

Tom Kristensen (#1): „Hier die Pole Position zu haben, ist sehr wichtig, weil das Überholen extrem schwierig ist. Nach dem, was in Mosport passiert ist, ist diese Trainingsbestzeit aber auch gut für die Moral. Die Jungs haben hart gearbeitet, um mit den Teilen, die aus Ingolstadt gekommen sind, das Auto wieder aufzubauen. Deshalb hatten sie keine Zeit, auf dem Weg nach Mid-Ohio die Niagara Fälle zu sehen. Es ist schön, sie damit zu entschädigen, indem wir das Auto auf die Pole gestellt haben.“

Frank Biela (#2): „Ich habe schon befürchtet, dass wir in den letzten Minuten noch Platz zwei an Panoz verlieren würden. David Brabham sah vor allem am Ende der Gegengeraden in die Kurvenkombination hinein sehr schnell aus. Wir haben an unserem Auto für das Qualifying ein paar Änderungen vorgenommen, vielleicht ging das in die falsche Richtung. Das müssen wir jetzt genau analysieren.“

Emanuele Pirro (#2): „Heute morgen war ich mit dem Auto nicht glücklich. Wir haben einiges bis zum Nachmittag geändert, so ganz zufrieden sind wir aber noch nicht. Wir haben zwar gegenüber dem Vormittag Fortschritte gemacht, aber ich bin doch ziemlich weit von der Pole Position entfernt. Wir müssen uns für morgen etwas einfallen lassen.“

Johnny Herbert (#38): „Im Regen fühlte sich unser Auto sehr gut an, deshalb waren wir gestern sehr zufrieden. Nach dem Training heute morgen haben wir ein paar Veränderungen vorgenommen, die das Auto im Zeittraining verbessert haben. Mit der Balance des R8 sind wir sehr glücklich. Jetzt müssen wir im Rennen beständig sein.“

Andy Wallace (#38): „Für uns alle ist die Strecke mit diesen Autos neu. Unser R8 wurde nach dem letzten Rennen komplett neu aufgebaut, am Auto funktioniert alles prima. Wir hatten lediglich etwas Untersteuern, deshalb waren wir nicht ganz so schnell. Wir werden über Nacht an der Abstimmung arbeiten. Das Untersteuern ist nur ganz leicht, aber trotzdem verliert man damit hier sehr viel Zeit.“

Reinhold Joest, Teamdirektor Audi Sport North America: „Es wäre natürlich phantastisch gewesen, wäre in den letzten Sekunden nicht noch der Panoz zwischen unsere beiden Autos gefahren. Aber dennoch sind wir mit dem Ergebnis sehr zufrieden, denn weder unsere Fahrer, noch die Ingenieure haben Erfahrung mit dieser Strecke. Morgen gibt es bestimmt ein interessantes Rennen, weil sowohl Brabham, als auch Magnussen diese Strecke bestens kennen, und zudem scheint der Panoz hier besonders gut zu liegen.“

Dr. Wolfgang Ullrich, Audi Sportchef: „Schön, dass wir einmal mehr vorne stehen. Um ein Haar wäre es sogar gelungen, gleich beide Autos in der ersten Startreihe zu haben. Dafür, dass diese Strecke für uns völliges Neuland war, haben wir für das Rennen eine gute Fahrzeugabstimmung gefunden, so dass die Ausgangsposition recht gut ist.“

Die Startaufstellung in Mid-Ohio

1. Capello/Kristensen (Infineon Audi R8) 1.14,537 Min.
2. Magnussen/Brabham (Panoz) 1.14,910 Min.
3. Biela/Pirro (Infineon Audi R8) 1.15,150 Min.
4. Herbert/Wallace (Audi R8) 1.15,921 Min.
5. Graf/Lagorce (Panoz) 1.16,116 Min.
6. Tinseau/Collard (Cadillac) 1.16,419 Min.
7. Weaver/Leitzinger (Riley&Scott-Lincoln) 1.16,551 Min.
8. Field/Field/Field (Lola-Judd) 1.17,119 Min.
9. Taylor/Angelelli (Cadillac) 1.17,403 Min.
10. de Radigues/Lambert (Reynard-Judd) 1.19,403 Min.