ALMS 2002
Frank Biela im Infineon Audi R8

Sechsmal trat er in dieser Saison im Zeittraining an, sechsmal fuhr er auf die Pole Position – Frank Biela bleibt mit dieser außergewöhnlichen Serie unumstrittener Qualifying-König der American Le Mans-Serie (ALMS). Mit seiner Bestzeit in Road Atlanta erhält sich der dreimalige Le Mans-Sieger zudem seine Chancen auf den Titel: Vor dem Finale liegt Biela jetzt noch 13 Punkte hinter Tom Kristensen, der im Schwesterauto die zweitschnellste Runde fuhr und neben seinem Teamkollegen aus der ersten Reihe startet.

Die beiden Piloten des Teams Audi Sport North America wählten für das Zeittraining im US-Bundesstaat Georgia unterschiedliche Taktiken: Während Biela mit seinem Infineon Audi R8 gleich zu Beginn des 20 Minuten langen Abschlusstrainings auf die Strecke ging und seine schnellste Runde fuhr, wartete Kristensen in der Boxengasse, ließ sich die Zeiten seines Teamkollegen durchsagen und ging erst in der zweiten Hälfte des Trainings auf die Jagd nach der Pole Position. Dabei verfehlte er die Bestzeit des Neussers um lediglich eine Zehntelsekunde. Der Vorjahres-R8 des Kundenteams Champion Racing belegte mit Johnny Herbert am Steuer die vierte Startposition.

Bereits vor dem Saisonfinale, das das Feld am Samstag über 1000 Meilen oder zehn Stunden führt, ist klar, dass auch der neue ALMS-Champion ein Audi Pilot sein wird. Die besten Chancen hat Tabellenführer Tom Kristensen, der aber noch von Frank Biela gejagt wird. Nur noch theoretische Möglichkeiten auf den Titel haben Rinaldo Capello, Titelverteidiger Emanuele Pirro und Johnny Herbert. Schon vor einer Woche hatte sich Audi in Miami mit Saisonerfolg Nummer sieben den Sieg in der Herstellerwertung gesichert und das Team Audi Sport North America die Teamwertung gewonnen.

Beim Start, der um 11:30 Uhr Ortszeit (17:30 Uhr MESZ) erfolgt, werden Frank Biela und Tom Kristensen in den beiden Infineon Audi R8 sitzen. Dabei nehmen die Audi Piloten in Road Atlanta eine besondere Herausforderung an: Im Gegensatz zu den meisten anderen der insgesamt 50 Teams verzichtet Audi in Road Atlanta auf Verstärkung im Cockpit durch einen dritten Piloten, sondern startet mit den gewohnten Zweier-Paarungen in das zweitlängste Rennen der American Le Mans-Serie.

Stimmen nach dem Zeittraining

Frank Biela (Infineon Audi R8 #1)
: „Sechsmal gefahren, sechsmal vorne – das ist eine super Sache. Ich hatte schon Angst, dass meine schöne Serie hier in Road Atlanta reißen könnte. Der Extrapunkt, den es für die Pole Position gibt, hält meine Titelhoffnung am Leben, auch wenn die Chance wohl nur noch klein ist.“

Emanuele Pirro (Infineon Audi R8 #1): „Bei einem zehn Stunden langen Rennen ist die Pole Position natürlich eher eine Prestige-Sache. Eigentlich wäre ich heute mit dem Zeittraining an der Reihe gewesen, aber ich habe Frank die Chance gegeben, seinen Rückstand auf die Spitze zu verkürzen. Das hat er mit Bravour umgesetzt. Jetzt hoffe ich, dass wir so weiter machen und auch das Rennen gewinnen.“

Rinaldo Capello (Infineon Audi R8 #2): „Wir haben die Chance verpasst, uns mit dem Extrapunkt noch etwas mehr Luft an der Spitze zu verschaffen. Aber wie schon so oft in diesem Jahr ist der Abstand vorne sehr knapp, und Frank hat wieder einmal seine Stärke gezeigt. Aber wir werden uns jetzt nicht unter Druck setzen lassen, sondern ganz cool unser Rennen fahren.“

Tom Kristensen (Infineon Audi R8 #2): „Gratulation an Frank. Ich kannte seine Zeit, als ich auf die Strecke ging und habe mir eigentlich sehr gute Chancen ausgerechnet. Aber ich habe nicht das Maximum aus dem Auto herausgeholt, vielleicht hat auch der Reifendruck nicht ganz optimal gestimmt. Jetzt werden wir uns konzentriert auf morgen vorbereiten. Denn die Pole Position ist zwar weg, aber das Rennen noch lange nicht.“

Johnny Herbert (ADT Champion Audi R8 #38): „Nachdem wir in allen Test- und Trainingssitzungen in den Top drei waren, ist der vierte Platz in der Startaufstellung natürlich etwas enttäuschend. Unser Audi hatte im Zeittraining etwas zu viel Untersteuern. Dennoch glaube ich, dass Stefan und ich morgen aufs Podium fahren können.“

Stefan Johansson (ADT Champion Audi R8 #38): „Wir fahren hier in Road Atlanta zum ersten Mal mit dem neuen Aerodynamik-Paket. Und obwohl wir damit erst seit Mittwoch testen konnten, fühlt sich unser R8 schon sehr gut an. Er ist jetzt noch leichter zu fahren und macht uns damit noch stärker. Zwar starten die beiden Werks-Autos als Favoriten – aber das Rennen ist lang, und in zehn Stunden kann sehr viel passieren.“

Ralf Jüttner, Technischer Direktor Team Audi Sport North America: „Unsere Mannschaft mit der Startnummer eins versucht natürlich alles, um das Unmögliche noch möglich zu machen. Den ersten Schritt hat Frank heute getan, er scheint in diesem Jahr im Zeittraining wirklich unschlagbar zu sein. Beide Autos in der ersten Startreihe zu haben, ist eine tolle Ausgangsposition. Jetzt versuchen wir, ein sauberes Rennen zu fahren und beide R8 auch auf den ersten beiden Plätzen ins Ziel zu bringen.“

Dr. Wolfgang Ullrich, Audi Sportchef:
„Die Spannung für das Rennen ist nach diesem Zeittraining voll geblieben. Emanuele hat Frank die Chance gegeben, sich diesen Punkt zu holen. Und Frank hat seine wohl einmalige Serie fortgesetzt und die Gelegenheit genutzt. Die Zuschauer können sich freuen, denn jetzt erwarten uns am Samstag zehn wirklich spannende Stunden.“


Die Startaufstellung in Road Atlanta


1. Biela/Pirro (Infineon Audi R8) 1.10,939 Min.
2. Capello/Kristensen (Infineon Audi R8) 1.11,070 Min.
3. Weaver/Leitzinger/Wallace (MG Lola) 1.11,883 Min.
4. Herbert/Johansson (Audi R8) 1.12,083 Min.
5. Magnussen/Brabham/Donohue (Panoz) 1.12,147 Min.
6. Matthews/Goossens/Ave (Riley & Scott) 1.12,155 Min.
7. Bernard/Collard/Taylor (Cadillac) 1.12,303 Min.
8. Field/Dayton/Durand (MG Lola) 1.12,343 Min.
9. Lehto/Angelelli/Tinseau (Cadillac) 1.12,579 Min.
10. Nielsen/Elgaard (Reynard) 1.12,726 Min.