Audi wiederholt Le Mans-Triumph
Zum zweiten Mal in Folge hat Audi das härteste Autorennen der Welt gewonnen: die 24 Stunden von Le Mans. Nach der großen Hitze des Vorjahres musste der Audi Rennsportwagen seine Qualitäten dieses Mal bei sintflutartigem Regen unter Beweis stellen. „Dieser Erfolg ist noch höher zu bewerten als der letztjährige“, erklärte der Vorstandsvorsitzende der AUDI AG, Dr. Franz-Josef Paefgen. „Unter diesen extrem widrigen Witterungsbedingungen beide Autos auf den ersten beiden Plätzen ins Ziel zu bringen, ist alles andere als eine Selbstverständlichkeit.“
Die 69. Auflage des französischen Langstrecken-Klassikers ähnelte phasenweise einem Motorboot-Rennen und wird als große „Regenschlacht“ in die Geschichte eingehen. „Während des gesamten Rennens war von den Fahrern höchste Konzentration gefordert“, sagte Audi Sportchef Dr. Wolfgang Ullrich. Audi Werksfahrer Tom Kristensen sprach stellvertretend für seine Fahrerkollegen vom „härtesten Rennen, das ich je gefahren bin“.
Stundenlang regnete es so stark, dass auf den langen Geraden von Le Mans nur mit Halbgas gefahren werden konnte. Auch für die Technik war das Wetter ein besonderer Härtetest. Die beiden Infineon Audi R8 erwiesen sich jedoch als „wasserdicht“ und kamen ohne größere Probleme über die 321-Runden-Distanz.
Dabei lieferten sich die beiden Infineon Audi R8 von der ersten bis zur letzten Stunde einen harten Kampf um den Sieg, bei dem sich auch eine neue Audi Technologie bewährte: Beide Werkswagen wurden von einem V8-Biturbomotor mit Benzindirekteinspritzung angetrieben, einer Neuheit bei den Le Mans-Prototypen.
Wie im vergangenen Jahr überquerten Frank Biela, Tom Kristensen und Emanuele Pirro die Ziellinie als Sieger. Das Schwesterauto mit Laurent Aiello, Rinaldo Capello und Christian Pescatori sorgte für einen Audi Doppelsieg.
Schnell, aber glücklos waren die Audi Kundenteams Champion und Johansson: Die beiden Vorjahres-R8 schieden bereits in der Anfangsphase aus.
Mit dem neuerlichen Le Mans-Triumph setzte Audi seine eindrucksvolle Siegesserie im Langstrecken-Sport fort: In Le Mans feierte der R8 seinen 13. Sieg in Folge. Seit fast einem Jahr ist der erfolgreiche Rennsportwagen nun schon ungeschlagen.
Stimmen nach dem Rennen
Frank Biela (#1): „Le Mans zu gewinnen, ist schwierig. Es ein zweites Mal zu schaffen, noch schwieriger. Wir wussten, dass wir ein konkurrenzfähiges Auto haben, aber man muss auch sicher stellen, dass es zuverlässig ist und 24 Stunden hält. Das ist uns gelungen. Wir mussten häufig Entscheidungen im richtigen Moment treffen. Dabei waren wir sehr gut. Die Strategie des Teams war großartig.“
Tom Kristensen (#1): „Das war das schwierigste Rennen meiner Karriere. Es war mental für alle da draußen sehr hart. Bevor Frank Biela und ich auf das Siegerpodest geklettert sind, hat Jacky Ickx uns gesagt, dass er in Le Mans noch nie ein derart hartes Rennen erlebt hat. Und wenn er das sagt, hat es wirklich etwas zu bedeuten.“
Emanuele Pirro (#1): „Einfach fantastisch. Wegen des Wetters war es für uns alle ein sehr schwieriges Rennen. Beide Autos auf dem ersten und zweiten Platz ins Ziel zu bringen, ist ein großartiger Erfolg für uns alle. Natürlich freue ich mich, dass am Ende unser Auto vorne lag. Wir haben viel Glück gehabt, vor allem in der Nacht. Und schließlich sind meine Gedanken bei Michele. Ich wünschte, er hätte hier bei uns sein können.“
Laurent Aiello (#2): „Solche Verhältnisse habe ich in Le Mans noch nie erlebt. Das war eine neue Erfahrung, die mir im nächsten Jahr helfen wird. Unsere Teamkollegen haben das Rennen gewonnen, weil sie keine Fehler gemacht haben und ein genauso großartiges Auto hatten wie wir selbst. Der R8 war unter allen Bedingungen unglaublich gut.“
Rinaldo Capello (#2): „Das war das härteste Rennen meines Lebens. Weil wir mit so wenig Abtrieb gefahren sind, war es unmöglich, auf der Geraden Vollgas zu geben. In den Kurven war es okay, aber sonst konnte man einfach nichts gegen das Aquaplaning unternehmen. Ich habe viele Autos gesehen, die sich auf der Geraden gedreht haben oder Unfälle hatten. Ich muss Emanuele, Frank und Tom gratulieren. Bei diesen Bedingungen keinen Fehler zu machen, ist eine fantastische Leistung.“
Christian Pescatori (#2): „Mein Ziel war ein gutes Resultat, daher habe ich mich darauf konzentriert, keinen Fehler zu machen. Das ist mir gelungen, und so hoffe ich, dass das Team zufrieden mit mir ist. Mit all diesem Wasser in der Nacht waren die Bedingungen wirklich schwierig.“
Johnny Herbert (#3): „Als ich das Auto an Didier übergeben habe, war noch alles in Ordnung. Ich denke, wir hätten den Audi mit der Startnummer 2 einholen und uns einen schönen Zweikampf liefern können. Das Champion-Team hat hervorragend gearbeitet – das war einfach Pech.“
Ralf Kelleners (#3): „In Le Mans auszufallen, ist nie schön. Besonders weh tut es aber, wenn man so weit vorne liegt wie wir. Das Auto war trotzdem gut.“
Didier Theys (#3): „Als ich aus der Box fuhr, fühlte sich das Kupplungspedal härter an als sonst. Dann begann das Auto zu ruckeln und blieb schließlich ganz stehen. Ich habe noch versucht, es zu reparieren, aber ich hatte keine Chance.“
Tom Coronel (#4): „Solche Witterungsbedingungen wie in der ersten Stunde habe ich noch nie erlebt. Wir waren einfach unglücklich. Stefan ist super gefahren und war unglaublich schnell.“
Stefan Johansson (#4): „Als der heftige Regen begann, habe ich sofort das Tempo gedrosselt und fühlte einen Stoß von hinten. Dank tollem Teamwork konnte ich weiterfahren, und der Audi war unglaublich gut, ehe der Motor ausging. Ich habe über eine Stunde lang versucht, das Auto wieder zum Laufen zu bringen, aber der Motor sprang wegen eines Problems mit der Elektrik nicht mehr an.“
Patrick Lemarie (#4): „Nach dem Unfall war Stefan sehr schnell, und wir hatten uns bereits auf eine Aufholjagd in der Nacht vorbereitet, um in die Top 3 zu fahren. Auf ein derartiges Wetter konnte man sich nicht vorbereiten.“
Reinhold Joest (Team Direktor Audi Sport Team Joest): „In der ersten Stunde kam etwas Unruhe in unser System, aber das hat sich schnell geregelt, weil wir nach alter Manier gearbeitet haben. Wir haben uns durch die Nacht gekämpft, was nicht einfach war, und am Morgen konnten wir schon beruhigter sein. Die Boxenstopps waren super, das Team besser denn je. Gott sei Dank hat es keinen schweren Unfall geben – aber vielleicht hat da oben ja auch einer aufgepasst.“
Thierry Boutsen (Projektleiter Champion Racing): „Ralf hat sich gleich am Anfang gedreht, fiel auf Platz 27 zurück, übergab das Auto aber auf Rang drei an Johnny. Zeitweise war unser Auto das schnellste auf der Strecke. Es ist sehr enttäuschend für mich und vor allem für das Champion-Team, das sich so gut auf den ersten Le Mans-Einsatz vorbereitet hatte.“
Mike Earle (Team Direktor Johansson Motorsport): „Stefan glaubt, dass er von hinten angeschoben wurde und deshalb von der Strecke rutschte. Wir haben es geschafft, das Auto in nur 13 Minuten zu reparieren. Stefan fuhr starke Zeiten und arbeitete sich vom 40. auf den 16. Platz nach vorne, ehe die Motorelektronik streikte.“
Dr. Wolfgang Ullrich (Audi Sportchef): „Durch das häufig wechselnde Wetter war es für uns ein wirklich schwieriges und extremes Rennen, das viel stressiger war als im letzten Jahr. Es war unheimlich wichtig, in allen Situationen schnell und richtig zu reagieren und kein Risiko bei der Reifenwahl einzugehen. Wir haben uns stets für die sichere Seite entschieden und nie versucht, mit aller Gewalt auf Slicks zu wechseln, auch wenn es vielleicht möglich gewesen wäre. Das war richtig, denn so sind uns einfach keine Fehler passiert.“
Rennergebnis
1. Biela/Kristensen/Pirro (Infineon Audi R8) 321 Rd.
2. Aiello/Capello/Pescatori (Infineon Audi R8) - 1 Rd.
3. Wallace/Leitzinger/van de Poele (Bentley) - 15 Rd.
4. Beretta/Wendlinger/Lamy (Chrysler) - 23 Rd.
5. Deletraz/Fabre/Gene (Reynard-VW) - 37 Rd.
6. Rosa/Babini/Drudi (Porsche) - 38 Rd.
7. Jeannette/Dumas/Haezebrouck (Porsche) - 39 Rd.
8. Fellows/O´Connell/Pruett (Chevrolet) - 43 Rd.
9. Perrier/Neugarten/Smith (Porsche) - 46 Rd.
10. Chereau/Dumez/Goueslard (Porsche) - 47 Rd.