ALMS 2001
Emanuele Pirro beim Zieleinlauf in Mosport

Auf diesen Moment mussten Frank Biela und Emanuele Pirro fast zehn lange Monate warten: Erstmals seit Oktober 2000 gewannen die zweifachen Le Mans-Sieger wieder ein Rennen der American Le Mans-Serie (ALMS). Beim turbulenten Kanada-Gastspiel der ALMS in Mosport behielten die beiden Audi Piloten einen kühlen Kopf und überquerten nach spannenden 115 Runden die Ziellinie als klare Sieger vor dem in Portland siegreichen Panoz.

Die Entscheidung in Mosport fiel erst 15 Minuten vor Rennende, als Johnny Herbert mit dem Vorjahres-R8 des Audi Kundenteams Champion von der Strecke rutschte und aufgeben musste. Zuvor hatte sich der ehemalige Formel 1-Pilot, der das Rennen gemeinsam mit seinem Partner Andy Wallace phasenweise angeführt hatte, bis auf 2,6 Sekunden an Spitzenreiter Emanuele Pirro heran gearbeitet.

Pirro hatte nach dem letzten Routinestopp dank perfekter Strategie des Teams Audi Sport North America die Führung übernommen. Während die Champion-Mannschaft beim letzten Tankstopp noch einmal die Reifen wechselte, verzichtete das Audi Werksteam darauf und gewann so die entscheidenden Sekunden an der Box.

Wie schon im vergangenen Jahr sorgten heftige Regenschauer in Mosport für viel Action. Sie verwandelten den ehemaligen kanadischen Grand Prix-Kurs in der Anfangsphase in eine Rutschbahn. Schon in der ersten Runde drehten sich Rinaldo Capello und Andy Wallace mit ihren R8, ebenso ein Panoz, von der Strecke. Während Wallace das Glück hatte, nicht heftig anzuschlagen und das Feld mit dem Champion R8 in der Folge von hinten aufrollte, dauerten die Reparaturarbeiten am Infineon R8 von Capello sieben Runden. Das endgültige „Aus“ kam kurz nach dem Fahrerwechsel, als Tom Kristensen auf Slicks beim Überrunden auf der inzwischen abtrocknenden Strecke auf den noch feuchten Teil ausweichen musste und vehement gegen die Streckenbegrenzung prallte.

Frank Biela fuhr als Startfahrer des Infineon Audi R8 mit der Startnummer 2 in der Anfangsphase vor allem im heftigen Regen überaus besonnen und legte damit den Grundstein zum späteren Sieg, den Biela/Pirro trotz einer 10-Sekunden-Zeitstrafe einfahren konnten.

Zeit zum Feiern bleibt dem Team Audi Sport North America nach dem Triumph in Mosport allerdings nicht: Da das nächste ALMS-Rennen bereits am kommenden Samstag in Mid-Ohio ausgetragen wird, muss der beschädigte Infineon R8 von Capello/Kristensen in Rekordzeit repariert werden. Ähnlich geht es der Champion-Mannschaft, die das Fahrzeug von Johnny Herbert und Andy Wallace ebenfalls wieder aufbauen muss.

Stimmen nach dem Rennen

Frank Biela (#2):
„Es war hart, so lange auf einen Sieg in der ALMS warten zu müssen. Auch das Rennen heute war hart, aber am Ende hat es gereicht. Entscheidend war, das Auto in den ersten Runden auf der Strecke zu halten. Am Anfang zu sehr zu pushen und abzufliegen, hätte nichts gebracht. Man muss den goldenen Mittelweg finden - und das ist uns heute gelungen.“

Emanuele Pirro (#2): „Ich habe dieses Rennen genossen. Mein Auto war gut, und ich hatte das Gefühl, das Rennen kontrollieren zu können. Der Schlüssel zum Erfolg war, dass wir beim letzten Boxenstopp entschieden haben, mit demselben Satz Reifen weiterzufahren. Ich habe die Reifen etwas geschont, damit sie durchhalten, und das hat funktioniert.“

Rinaldo Capello (#1): „Dieses Mal war es kein Vorteil, von der Pole Position zu starten. Ich lag vor Magnussen und habe gar nicht viel riskiert. Nach den Runden hinter dem Pace-Car habe ich aber nicht erwartet, an dieser Stelle der Strecke derart starkes Aquaplaning zu bekommen. Es war so rutschig, dass ich komplett die Kontrolle über das Auto verloren habe. Ich konnte nichts tun. Es tut mir sehr leid für das Team.“

Tom Kristensen (#1): „Mein Ausrutscher hat einen schlechten Tag noch schlechter gemacht. Ich war auf Slicks unterwegs und bin auf eine Viper aufgelaufen. Ich dachte, der Fahrer würde mich sehen und habe entschieden, am Kurvenausgang außen vorbeizugehen. Aber offenbar hat er mich nicht gesehen und mich abgedrängt. Ich bin auf den nassen Teil der Strecke gekommen und habe dort das Auto verloren.“

Johnny Herbert (#38): „Ich musste zwei Nachzügler überholen, um weiter Druck auf Emanuele ausüben zu können, der nur 2,6 Sekunden vor mir lag. Wir sind zu dritt nebeneinander in Turn 2 eingebogen. Als ich auf die schmutzige Seite musste, habe ich Grip verloren, bin ins Gras gekommen und habe den Reifenstapel sehr hart getroffen. Das ist wirklich schade, Andy ist sehr gut gefahren und der Audi war großartig. Ich war sehr zuversichtlich, Pirro schlagen zu können.“

Andy Wallace (#38): „Das war ein dramatisches Rennen vom Start bis zum Ende, und Johnny und ich sind so hart gefahren, wie wir konnten. Das Champion Audi Team sollte stolz sein, unabhängig davon, was am Ende passiert ist. Ich bin überzeugt, dass wir noch ein ALMS-Rennen gewinnen werden.“

Reinhold Joest, Teamdirektor Audi Sport North America: „Frank und Emanuele sind ein sauberes Rennen gefahren, haben keine Fehler gemacht und das war schon die halbe Miete. Die beiden haben das Auto schnell und sicher ins Ziel gebracht. Ganz großen Anteil am Sieg hatte aber auch unsere Boxenstrategie. Schade für Dindo und Tom, aber Ausrutscher passieren nun mal im Rennsport.“

Das Rennergebnis

1. Biela/Pirro (Infineon Audi R8) 115 Runden
2. Magnussen/Brabham (Panoz) 2 Rd. zur.
3. Tinseau/Collard (Cadillac) 3 Rd. zur.
4. Taylor/Angelelli (Cadillac) 3 Rd. zur.
5. Weaver/Leitzinger (Riley&Scott-Lincoln) 3 Rd. zur.
6. de Radigues/Lambert (Reynard-Judd) 4 Rd. zur.
7. Fellows/O`Connell (Chevrolet) 6 Rd. zur.
8. Konrad/Borcheller (Saleen) 7 Rd. zur.
9. Pilgrim/Collins (Chevrolet) 8 Rd. zur.
10. Lehto/Müller (BMW) 8 Rd. zur.