• Audi R10 TDI triumphiert in Road Atlanta
  • Gesamtsieg und Fahrertitel für Capello/McNish
  • Lucas Luhr mit eindrucksvoller Leistung
ALMS 2007
Allan McNish, Dindo Capello und Dr. Wolfgang Ullrich

Nach dem 12-Stunden-Rennen in Sebring und den 24 Stunden von Le Mans hat der Audi R10 TDI auch das dritte große Langstrecken-Rennen des Jahres für Le Mans-Sportwagen gewonnen: In Road Atlanta (US-Bundesstaat Georgia) triumphierten Dindo Capello (Italien) und Allan McNish (Schottland) beim 1000-Meilen-Rennen „Petit Le Mans“. Damit gelang Audi mit dem revolutionären Diesel-Sportwagen zum zweiten Mal in Folge der Gesamtsieg in Sebring, Le Mans und Road Atlanta.

Während des gesamten Rennens bestimmten die beiden Audi R10 TDI des Teams Audi Sport North America das Tempo. Trotzdem erlebten die Zuschauer an der Rennstrecke eines der spannendsten Rennen in der Geschichte der American Le Mans-Serie, in dem Capello/McNish nach 9 Stunden und 19 Minuten ganze 0,923 Sekunden vor dem zweitplatzierten LM P2-Porsche lagen.

Insgesamt neun Gelbphasen machten den Vorsprung, den sich die Audi Piloten erarbeiteten, immer wieder zunichte. Zudem wurden beide R10 TDI nach rund drei Stunden fast zeitgleich in Kollisionen verwickelt: Allan McNish verlor eine Runde, als sich in Turn 1 unmittelbar vor ihm drei (!) Fahrzeuge gleichzeitig drehten. Während der Schotte mit dem Wechsel der Frontpartie noch glimpflich davonkam, hatte Marco Werner im Schwesterauto weniger Glück: Der Deutsche wurde von einem GT1-Fahrzeug von der Strecke gedrängt. Die daraus resultierenden Reparaturen dauerten fast eine Stunde und warfen den Audi R10 TDI mit der Startnummer 2 aussichtslos zurück.

Der Audi mit der Startnummer 1 musste wegen eines schleichenden Plattfußes einen weiteren außerplanmäßigen Boxenstopp einlegen. 19 Minuten vor Rennende gelang es Dindo Capello, den führenden LM P2-Porsche zu überholen und während der verbleibenden 15 Runden hinter sich zu halten. Damit beendete Audi die seit acht Rennen andauernde Erfolgsserie der wesentlich leichteren LM P2-Sportwagen.

Mit ihrem achten Saisonsieg in der LM P1-Klasse sicherten sich Dindo Capello und Allan McNish erneut den Titel in der Fahrerwertung der American Le Mans-Serie. Die Hersteller- und Teamwertung hatten Audi und das Team Audi Sport North America bereits vorzeitig gewonnen.

Eine eindrucksvolle Leistung zeigte in Road Atlanta auch Lucas Luhr. Der Deutsche sprang kurzfristig für Emanuele Pirro ein, der sich bei einem Unfall am Donnerstag ein Schleudertrauma zugezogen hatte. Die offiziellen Rennärzte rieten von einem Start des Italieners ab.

Luhr musste vom Ende des Feldes starten, ohne mit dem Audi R10 TDI zuvor trainiert zu haben. Nach wenigen Runden kam er in einen sehr guten Rhythmus und übergab das Auto an zweiter Stelle liegend an Marco Werner. Auch bei seinen weiteren Stints konnte der DTM-Pilot das Tempo seiner Teamkollegen mitgehen.

Stimmen nach dem Rennen

Dr. Wolfgang Ullrich (Audi Motorsportchef):
„Was für ein Herzschlagfinale! Das war ein unheimlich tolles Rennen für die Fans und natürlich auch für Audi. Obwohl viele Dinge gegen uns gelaufen sind, haben wir am Ende gewonnen – und das ist das Einzige, das zählt. Wir sind stolz, dass wir bei diesem Rennen weiter ungeschlagen sind. Glückwunsch an Dindo (Capello) und Allan (McNish) zum Sieg und zur erfolgreichen Titelverteidigung. Schade ist, dass das zweite Fahrzeug wegen des Unfalls nicht zeigen konnte, was möglich gewesen wäre. Aber das gehört zum Motorsport.“

Dindo Capello (Audi R10 TDI #1): „Die Schlussphase hat meinen vierten Petit Le Mans-Sieg einzigartig gemacht – Allan (McNish), Audi und ich werden diesen Erfolg hier so schnell nicht vergessen. Allan und ich haben den Titel erfolgreich verteidigt, aber im Augenblick freue ich mich viel mehr über den heutigen Sieg. Dass Audi die leichteren Porsche geschlagen hat, die sehr schnell waren, ist phantastisch. Am Ende musste ich zeigen, dass ich dem Druck standhalten kann. Es wäre leicht gewesen, einen Fehler zu machen. Vier Runden vor dem Ziel habe ich ein langsameres Auto touchiert und dachte, das war’s. Aber mein Audi war wieder einmal robust und schnell und hat uns diesen Sieg ermöglicht.“

Allan McNish (Audi R10 TDI #1): „Dieser Sieg macht mich sehr stolz, wenn ich bedenke, wie hart wir für ihn kämpfen mussten und welche Steine uns in den Weg gelegt wurden – eine perfekte Art und Weise, erneut den Fahrertitel zu holen. Petit Le Mans ist ein langes Rennen, nicht nur für das Auto und die Fahrer, sondern für das ganze Team. Jeder hat bei diesem knappen Sieg eine Rolle gespielt. Zwei unplanmäßige Boxenstopps haben uns zurückgeworfen. Dindo (Capello) und ich haben trotzdem eine Runde Vorsprung herausgefahren, als eine Gelbphase nach sieben Stunden den Porsche wieder an uns herangebracht hat – so sind Langstrecken-Rennen. Audi steht wieder ganz oben auf dem Podium. Schöner hätten Dindo und ich unseren zweiten Titel in Folge nicht feiern können.“

Lucas Luhr (Audi R10 TDI #2): „Ich war vor dem Rennen ziemlich aufgeregt und nervös. Ich kannte das Auto zwar ein bisschen und auch die Strecke. Aber sich direkt im Rennen ohne Training reinzusetzen, das ist schon ungewöhnlich. Ich habe nach ein paar Runden jedoch schnell gemerkt, dass ich einen guten Rhythmus habe. Es war ein ziemlich hartes Rennen für mich, weil ich mit Emanueles Sitz fahren musste. Mir tut alles weh und ich hatte unterwegs Krämpfe. Es hat trotzdem unheimlich viel Spaß gemacht und ich denke, ich habe Emanuele gut vertreten. Marcos Unfall war natürlich schade, denn bis zu diesem Zeitpunkt lagen wir auf Platz zwei.“

Marco Werner (Audi R10 TDI #2): „Glückwunsch an Audi und an Allan (McNish) und Dindo (Capello). Es war wichtig, dass Audi den Gesamtsieg geholt hat – das war unser Ziel. Natürlich ist es schade, dass wir nicht beide Autos vorne hatten. Wir hatten alles Pech an diesem Wochenende auf unserer Seite. Was die Corvette mit mir gemacht hat, war absolut unnötig. Ich habe auch danach wieder andere Autos an dieser Stelle ohne Probleme überholt. Ich verstehe nicht, dass man nicht vom Gas geht, wenn der Andere schon daneben ist.“

Dave Maraj (Teamdirektor Audi Sport North America): „Ich bin überglücklich, dass Audi seine hundertprozentige Erfolgsquote beim Petit Le Mans-Rennen behalten hat. An dieses Rennen werde ich mich noch lange erinnern. Es war einfach unglaublich. Bei den letzten Rennen haben wir kurz vor Schluss jeweils den Gesamtsieg verloren. Dieses Mal hat es endlich geklappt. Audi und Audi Sport North America hatten bereits die Hersteller- und die Team-Wertung gewonnen. Dass Dindo und Allan mit so einem phantastischen Rennen ihren Titel verteidigt haben, freut mich sehr. Leider hatte der Audi mit der Startnummer zwei sehr viel Pech, nicht nur im Rennen, sondern auch im Training. Beide Crews haben hier extrem hart gearbeitet und verdienen Respekt – das war eine tolle Teamleistung.“

Das Ergebnis in Road Atlanta

1. Capello/McNish (Audi R10 TDI) 394 Rd. in 9:18.58,275 Std.
2. Dumas/Bernhard/Long (Porsche) + 0,923 Sek.
3. Dyson/Smith (Porsche) - 8 Rd.
4. Mücke/Watts/Charouz (Zytek) - 11 Rd.
5. Campbell-Walter/Primat/Tinseau (Creation-Judd) - 17 Rd.
6. Wallace/Leitzinger/Lally (Porsche) - 22 Rd.
7. Maassen/Briscoe/Collard (Porsche) - 24 Rd.
8. Brabham/Johansson/Kerr (Acura/Honda) - 29 Rd.
9. Beretta/Gavin/Papis (Chevrolet) - 30 Rd.
10. von Overbeek/Bergmeister/Lieb (Porsche) - 41 Rd.
...
17. Luhr/Werner (Audi R10 TDI) - 64 Rd. (4. LM P1)