• Mike Rockenfeller krönt starke Saison mit vorzeitigem Titelgewinn
  • Landleben entschleunigt den Audi-Werksfahrer
  • Audi-Motorsportchef Ullrich: „Jeder gönnt ihm den Titel von Herzen“
DTM
Mike Rockenfeller

Mike Rockenfeller hat seine Biografie beim vorletzten Lauf der DTM-Saison 2013 in Zandvoort (Niederlande) um einen entscheidenden Punkt erweitert: Der 29 Jahre alte Audi-Werksfahrer eroberte vorzeitig den Titel in der populärsten internationalen Tourenwagenserie DTM. „Rocky“ im Porträt.

„Mein Ziel ist in diesem Jahr einfach: Ich will natürlich Meister werden“, hatte Mike Rockenfeller Anfang der Saison gesagt. Das Ausbleiben des sonst oft in seinem Gesicht zu findenden spitzbübischen Lächelns zeigte: keine Floskel, purer Ernst. Und nach sechs DTM-Jahren hat er es 2013 tatsächlich geschafft: Mike Rockenfeller aus dem Audi Sport Team Phoenix bejubelte bereits ein Rennen vor dem Finale in Hockenheim am 20. Oktober seinen ersten DTM-Titel. Nach Triumphen im Porsche Carrera Cup (2004) und in der FIA-GT-Meisterschaft (2005) sowie Siegen bei den 24-Stunden-Klassikern von Le Mans und Daytona (2010) ist es der nächste Erfolg in der Vita.

Ein Überraschungs-Champion? Eher nicht. Bereits im Vorjahr, seinem zweiten mit einem DTM-Auto des aktuellen Jahrgangs, war er als Tabellenvierter bester Audi-Pilot und damit endgültig in den Kreis der Titelfavoriten gerückt. In der aktuellen Saison untermauerte er seine Meisterschaftsambitionen früh: Mit einem Sieg beim zweiten Lauf in Brands Hatch (GB) eroberte der Pilot des gelb-grünen Schaeffler Audi RS 5 DTM erstmals die Tabellenspitze und punktete bisher als einziger Pilot in allen neun Saisonrennen – Konstanz war einer der Schlüssel zum Triumph.

Denn selbst wenn Rockenfeller einmal nicht auf dem Podest jubelte wie nach seinem zweiten Platz in der Lausitz und seinem historischen Sieg bei der DTM-Premiere in Moskau, setzte er rennfahrerische Ausrufezeichen: Auf dem Red Bull Ring kämpfte sich „Rocky“ vom 13. auf den vierten Platz nach vorn. Das Stadtrennen auf dem Norisring nahm er nach einem Getriebewechsel aus der letzten Startreihe in Angriff und belegte am Ende einen starken fünften Platz. Auf dem regennassen Nürburgring musste Rockenfeller in der ersten Kurve einem Konkurrenten ausweichen und fand sich am Ende des Feldes wieder. Dank eines taktischen Schachzugs seiner Mannschaft am Kommandostand boxte sich „Rocky“ erneut nach vorn und wurde als Vierter abgewinkt.

Cool und locker bleiben, auch wenn alles verloren scheint. Nie den Kopf verlieren. Nie aufgeben. Eine außerordentlich hohe Grundschnelligkeit, dazu ein gesundes Selbstvertrauen und ein Optimismus, der das Team auch in schwierigen Zeiten mitzieht – neben seinem großen Maß an technischem Verständnis, einem ausgeprägten Teamgeist und natürlich jeder Menge Talent sind das die großen Stärken des neuen DTM-Champions.

„Rocky hat nicht nur den Speed, den man für den Titel in der DTM braucht, er fährt auch unglaublich clever“, lobt Teamchef Ernst Moser die Besonnenheit seines schnellen Schützlings. „Klar, auch er will am liebsten immer gewinnen. Aber Mike weiß nicht zuletzt dank seiner großen Erfahrung, wann es klüger ist, auch mal zurückzustecken.“ Einen weiteren Baustein des Erfolgs hat Moser in dem perfekten Zusammenspiel zwischen Rockenfeller und den Ingenieuren von Audi Sport und dem Audi Sport Team Phoenix ausgemacht. „Rocky kann sehr präzise beschreiben, wie sich der Audi RS 5 DTM in verschiedenen Streckenabschnitten verhält und so mit den Technikern das Optimum aus dem Auto herauskitzeln“, sagt der Teamchef und nennt damit gleich eine von Rockenfellers Schwächen. „Manchmal übertreibt er seinen Hang zum Perfektionismus und macht sich selbst nervös. Sein Ingenieur Jürgen Jungklaus holt ihn aber schnell zurück auf den Boden der Tatsachen.“

Erste Erfahrungen im Auto sammelte Mike Rockenfeller im zarten Alter von acht Jahren, als er mit einem VW Käfer auf dem Gelände des großelterlichen Bauernhofs umherfuhr. Als er mit zehn Jahren aus Spaß erstmals in Kart kletterte, war für ihn sofort klar: „Rennfahren ist meine große Leidenschaft.“ Nach sechs Jahren im Kart wechselte Rockenfeller in die Formel König und trumpfte sofort auf: Pole-Position und Platz vier im ersten Autorennen seines Lebens. Wenig später sicherte sich Porsche die Dienste des aufstrebenden und gerade volljährig gewordenen Talents. Mit den Schwaben startete „Rocky“ auch in den USA und entwickelte eine bis heute wehrende Sympathie für das Land und seine traditionellen Rennstrecken wie Laguna Seca. Im Dezember 2006 begann für Rockenfeller ein neues Karriere-Kapitel: Audi-Motorsportchef Dr. Wolfgang Ullrich verpflichtete den Deutschen und ebnete ihm damit den Weg zu den größten Erfolgen seiner Laufbahn.

„Mike ist nicht nur ein schneller Rennfahrer, sondern passt auch abseits des Cockpits perfekt zu Audi“, sagt Dr. Wolfgang Ullrich. „Mit seinen Leistungen auf der Strecke – allen voran natürlich sein Sieg in Le Mans und jetzt sein DTM-Titel – hat er alle Hoffnungen, die wir in ihn gesetzt haben, mehr als erfüllt. Mike hatte in seinen Jahren bei Audi den einen oder anderen Rückschlag zu verkraften. Umso größer ist jetzt unsere Freude über seinen Titel. Jeder bei Audi Sport gönnt ihm seinen Erfolg von Herzen.“

Als Ausgleich zum turbulenten Rennfahreralltag schätzt Rockenfeller die entschleunigende Wirkung des Landlebens. Im rheinland-pfälzischen Neuwied mit zwei Landwirtsehepaaren als Großeltern aufgewachsen, wohnt Rockenfeller mittlerweile mit Lebensgefährtin Susanne in Landschlacht am schweizerischen Bodensee-Ufer. Gut Essen gehen, einen Kinofilm schauen oder einfach nur in Shorts, T-Shirt und Flip-Flops in den Tag hineinleben – so tankt er in seiner knappen Freizeit am liebsten Kraft für die nächsten Rennen. Eine gewohnte Umgebung, ein Zuhause – das ist ihm sehr wichtig. Daher nimmt er wann immer es geht seine eigenen „vier Wände“ in Form eines Wohnmobils mit an die Rennstrecke. Die Sache hat nur einen Haken: Er hat nicht den passenden Führerschein, um das große Gefährt bewegen zu dürfen. Diesen endlich zu machen, stand neben dem Gewinn des DTM-Titels ganz oben auf seiner Agenda für das Jahr 2013. Das nächste Ziel ist also schon im Visier.   

– Ende –