Es ist wie verhext: 16 DTM-Rennen hat Jamie Green in seiner Karriere bereits gewonnen. Zuletzt hatte er dreimal in Folge gute Chancen, den DTM-Titel einzufahren. Doch jedes Mal kam kurz vor Saisonende etwas dazwischen.

In der DTM war Green in den vergangenen drei Jahren jeweils bis kurz vor Saisonende Titelkandidat, musste sich am Ende aber mit der Vizemeisterschaft 2015 und jeweils Platz drei in den Jahren 2016 und 2017 begnügen. „Dreimal in Folge in die Top Drei zu kommen, ist eine starke Leistung und ein gutes Zeichen“, sagt der Brite, der mit der Startnummer 53 antritt, mit der schon sein Vater Rennen fuhr. „Wir hatten immer die Chance, Meister zu werden.“

Besonders knapp war es 2017. Damals schien Green auf dem besten Weg, seinen großen Traum endlich zu verwirklichen. Auf dem Red Bull Ring in Spielberg fuhr er am vorletzten Rennwochenende der Saison einem sicheren Sieg entgegen, als er kurz vor Rennende plötzlich nicht mehr schalten konnte und in der Gesamtwertung infolge­dessen hinter seinen Teamkollegen René Rast und Mattias Ekström auf den dritten Platz zurückfiel. Obwohl er in Hockenheim eines der beiden Finalrennen gewann, musste er sich am Ende mit dem dritten Platz begnügen und zusehen, wie sich sein neuer Teamkollege René Rast im ersten Jahr auf Anhieb zum DTM-Champion krönen ließ. „Natürlich war das hart für mich. Doch René hat einen tollen Job gemacht und ich habe mich sehr für das Team Rosberg gefreut. Der Team-Titelgewinn war mehr als überfällig. Ich hoffe, dass meine Stunde auch noch schlägt, der DTM-Titel ist und bleibt mein großes Ziel.“

Mit seiner Frau Ginny und den drei Kindern lebte Janie Green viele Jahre in Monte Carlo an der Côte d’Azur. In den Winter- und Sommerferien zog es die fünf Greens regelmäßig in die Heimat nach England. Dabei reifte der Plan, wieder nach England zurückzuziehen, was die Familie inzwischen in die Realität umgesetzt hat. „In Leicester genießen wir nun unseren großen Garten, den wir in Monaco leider nicht hatten.“ Für Green begann damit ein neuer Lebensabschnitt, denn das Leben in Großbritannien ist speziell im Winter anders als an der Côte d’Azur, wo er vor allem Radtouren mit Rennfahrerkollegen wie Paul Di Resta, Lucas di Grassi, Alex Wurz oder David Coulthard genoss. „Radfahren ist nach wie vor mein liebstes Cardio-Training“, sagt Green. „Dazu gehe ich zweimal die Woche ins Fitnessstudio. Wenn ich unterwegs bin, jogge ich.“

Auch mit Kartfahren hält sich der Audi-Pilot fit. Sein ältester Sohn ist inzwischen acht Jahre alt und erhielt vor einem Jahr ein Bambini-Kart. Jamie Green nutzte diese Gelegenheit, um auch sich selbst ein Rennkart zu kaufen, und trainiert nun regelmäßig gemeinsam mit Zachary. Green ist überzeugt, dass er von seinem Hobby auch in der DTM profitiert: „Kartfahren ist das perfekte Training für mich. Die Strecken sind klein und mein Kart sehr schnell. Es ist eine große physische und mentale Herausforderung, weil alles extrem schnell passiert. Das schärft die Fitness und die Sinne.“

Im Motorsport ist Green inzwischen vielseitiger unterwegs. Konzentrierte er sich jahrelang ganz auf die DTM, bestritt er im vergangenen Jahr erste Rennen mit dem Audi R8 LMS im GT-Sport. Auch die Lizenz für die legendäre Nürburgring-Nordschleife nahm er mit dem Ziel in Angriff, irgendwann einmal das 24-Stunden-Rennen auf dem Nürburgring zu bestreiten.

Seine Motorsport-Laufbahn begann Green rund um seine Heimat Leicester. Nach den ersten Versuchen bei Stock-Car-Rennen folgte eine klassische Kart- und Formel-Karriere. Der Titel in der Formel 3 Euro Serie 2004 war schließlich das Sprungbrett zur DTM, in der er sich unter anderem mit vier Siegen auf dem Norisring einen Namen machte. Seit 2013 startet er für Audi und wird in der DTM-Mannschaft nicht nur wegen seiner Schnelligkeit, sondern auch wegen seines technischen Verständnisses geschätzt. Deshalb war Jamie Green bei Entwicklungstests mit dem Audi RS 5 DTM in den vergangenen Jahren jeweils gesetzt. Der Titelgewinn seines Teamkollegen René Rast geht so zum Teil auch auf sein Konto.

Im Alltag schwört der Brite auf den Audi Q7 und den Audi RS 6 Avant. „Der Audi Q7 ist mit drei Kindern einfach die beste Wahl und der RS 6 ist ein fantastisches Auto“, sagt er.

Dass die DTM 2018 nach fünf Jahren erstmals wieder in Brands Hatch startet, freut Jamie Green ganz besonders: „Ich habe in meiner Heimat noch kein DTM-Rennen gewonnen. Es wäre großartig, das in diesem Jahr zu ändern!“

Biografie

Jamie Green (GB)

Geburtsdatum: 14. Juni 1982
Geburtsort: Leicester (GB)
Wohnort: Leicester (GB)
Familienstand: verheiratet mit Ginny, eine Tochter (Georgiana), zwei Söhne (Zachary und William)
Größe/Gewicht: 1,78 m/67 kg
Motorsport seit: 1992 (Audi-Fahrer seit 2013)

Karriere
1992–1993 
Stock-Car
1994–2000 Kart
2001 Britische Formel-Renault-Winterserie
2002 2. Platz Britische Formel-Renault-Meisterschaft
2003 2. Platz Britische Formel-3-Meisterschaft
2004 1. Platz Formel 3 Euro Serie
2005 6. Platz DTM
2006 5. Platz DTM
2007 4. Platz DTM, 2 Siege
2008 4. Platz DTM, 2 Siege
2009 7. Platz DTM, 1 Sieg
2010 6. Platz DTM, 1 Sieg
2011 5. Platz DTM, 1 Sieg
2012 3. Platz DTM, 1 Sieg
2013 11. Platz DTM (Audi RS 5 DTM)
2014 10. Platz DTM (Audi RS 5 DTM)
2015 2. Platz DTM (Audi RS 5 DTM), 4 Siege
2016 3. Platz DTM (Audi RS 5 DTM), 1 Sieg
2017 3. Platz DTM (Audi RS 5 DTM), 3 Siege
2018 18. Platz DTM (Audi RS 5 DTM)

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