Im Interview erläutert der Leiter DTM bei Audi Sport die Neuerungen am DTM-Format und die Ziele von Audi für die Saison 2015.

Herr Gass, hinter den Kulissen hat man lange am neuen Format der DTM-Rennwochenenden gefeilt. Nun stehen die Eckdaten fest. Sind Sie als Leiter DTM bei Audi Sport mit dem Ergebnis zufrieden?

Wir Hersteller haben gemeinsam mit dem Serienvermarkter ITR und dem Deutschen Motor Sport Bund (DMSB) intensiv und lange über das neue Format diskutiert. Es gab zahlreiche konstruktive Ideen und Vorschläge. Ich denke, dass wir einen guten Weg gefunden haben. Die DTM-Fans dürfen sich auf eine spannende Saison und DTM-Wochenenden mit hohem Unterhaltungswert freuen. Es geht Schlag auf Schlag und unsere Teams haben speziell nach dem Samstagsrennen eine Menge Arbeit vor sich.

Das müssen Sie uns erklären ...

Wir fahren in diesem Jahr zwei Rennen pro Wochenende – eines am Samstag und eines am Sonntag. Nach dem ersten Rennen bleibt nicht viel Zeit, um die Autos für den nächsten Tag vorzubereiten – vor allem dann, wenn es im ersten Rennen zu Unfällen kommt. Das wird logistisch eine große Herausforderung. Wir müssen jede Minute noch besser nutzten.

Das erste Rennen an den DTM-Wochenenden führt über 40 Minuten ohne Boxenstopp, das zweite über 60 Minuten mit Boxenstopp. Was bedeutet das?

Zum einen müssen die Reifen im ersten Rennen 40 Minuten lang durchhalten – das ist prinzipiell kein Problem, auf der einen oder anderen Rennstrecke aber durchaus eine kleine Herausforderung. Außerdem sind insbesondere beim ersten Rennen das Qualifying und die Startposition besonders wichtig, denn ohne Boxenstopp können die Fahrer nur auf der Strecke überholen. Deshalb dürfen sie in diesem Jahr das DRS, also den Klappflügel, dreimal pro Runde betätigen. Das soll zu möglichst vielen Überholmanövern führen – natürlich auch beim zweiten Rennen am Sonntag.

Auch das Qualifying wurde geändert: Q1, Q2, Q3 oder gar Q4 sind DTM-Geschichte ...

Die Devise lautet: „Keep it simple.“ Pro Rennen gibt es jetzt nur noch ein 20-minütiges Qualifying – der Schnellste steht vorne. Bei nun 24 Autos und so knapper Zeit sind Konflikte vorprogrammiert. Es kommt darauf an, im richtigen Moment auf die Strecke zu gehen und nicht in Verkehr zu geraten. Während sich die Fahrer früher im Q1 noch einfahren konnten, muss jetzt jeder sofort die volle Leistung bringen. Die Fans können sich also auf sehr intensive 20 Minuten freuen, in denen fast immer alle 24 Autos auf der Strecke zu sehen sein werden. Ich bin jetzt schon gespannt, ob sich jemand traut, nur einmal rauszufahren, um sich einen Reifensatz für das Rennen aufzusparen; dafür ist die Startposition eigentlich zu wichtig. Es wird spannend für die Zuschauer.

Was bedeutet die Aufstockung von zehn auf 18 Rennen?

Dass ein oder zwei Null-Punkte-Rennen nicht gleich dazu führen, dass man keine Chance mehr auf die Meisterschaft hat. Ich gehe davon aus, dass wir künftig mehr Fahrer länger im Titelkampf sehen. Ich hoffe, dass wir bei Audi davon profitieren, schließlich haben wir einen besonders homogenen Fahrerkader, mit dem wir im vergangenen Jahr den Herstellertitel geholt haben. Wir sind die einzige Marke, die 2015 keinen neuen Fahrer in der Aufstellung hat. Das werte ich als Vorteil für Audi.

Technisch ist der Audi RS 5 DTM aufgrund der Homologation unverändert. Worauf haben sich Ihre Ingenieure im Winter konzentriert?

Auf jedes noch so kleine Detail. Wir haben uns ganz genau angesehen, wo es 2014 vielleicht noch ungenutztes Potenzial gab. Bei den Testfahrten im Winter haben wir ein neues Basis-Set-up für die Saison 2015 erarbeitet, über das sich alle unsere Fahrer bisher sehr positiv geäußert haben. Aber auch unsere Wettbewerber waren natürlich aktiv. Ich gehe davon aus, dass das gesamte Starterfeld ähnlich eng zusammenliegen wird wie im vergangenen Jahr.

Und wie lautet das Ziel für die Saison 2015?

Das ist bei Audi Sport immer dasselbe: Wir wollen um Siege und um die Meisterschaft kämpfen und am Ende die Nummer „1“ zurückholen. Die DTM ist für Audi sehr wichtig. Wir treten gegen BMW und Mercedes-Benz an – unsere beiden Haupt-Wettbewerber in der Premium-Klasse. Und in der DTM erkennt man auf der Rennstrecke sofort die sportlichen Basismodelle wie unseren RS 5. Die Ergebnisse in der DTM haben direkte Auswirkung auf das Produkt.