Mit einem innovativen Prototyp startet Audi 2022 erstmals bei der Rallye Dakar. Der Renneinsatz bei der härtesten Marathon-Rallye der Welt erfolgt in Zusammenarbeit mit der neu gegründeten Q Motorsport GmbH mit Sitz im hessischen Trebur.

„Durch die Zusammenarbeit mit Q Motorsport bleiben wir unserer Philosophie treu, die sich bei Audi über viele Jahre bewährt hat“, sagt Julius Seebach, Geschäftsführer der Audi Sport GmbH und verantwortlich für den Motorsport bei Audi. „Die Entwicklung des Dakar-Prototyps mit seinem innovativen Antriebskonzept erfolgt inhouse bei der Audi Sport GmbH. Den Renneinsatz bestreiten wir gemeinsam mit einem erfahrenen Partner. Das Team von Q Motorsport bringt dabei enorm viel spezifisches Know-how aus dem Marathon-Rallyesport mit ein.“

Gegründet wurde die Q Motorsport GmbH von Sven Quandt und seinen beiden Söhnen Thomas und Tobias Quandt. Als Fahrer gewann Sven Quandt 1998 den T1 Marathon Cup. Im selben Jahr feierte sein Team GECO Raid einen Dreifacherfolg in der T1-Wertung der Rallye Paris–Dakar. Von November 2002 bis Ende 2004 fungierte Quandt als Motorsportchef von Mitsubishi Motors. Parallel begann er, das Team X-raid aufzubauen, das sechs Siege bei der Rallye Dakar feierte und elfmal den FIA-Weltcup für Marathon-Rallyes gewann.

„Mit Q Motorsport wollen wir im Marathon-Rallyesport unabhängig von und parallel zu X-raid ganz neue Wege gehen“, sagt Sven Quandt. „Die Welt verändert sich, und auch die Dakar muss beweisen, dass sie zukunftsfähig und weiter richtungsweisend sein kann. Genau das will Q Motorsport gemeinsam mit Audi aufzeigen.“

„Audi hat im Rennsport schon immer neue, mutige Wege gewählt, aber ich glaube, das ist eines der komplexesten Autos, die ich je gesehen habe“, sagt Quandt. „Durch den E-Antrieb müssen sehr viele unterschiedliche Systeme miteinander kommunizieren. Neben der Zuverlässigkeit, die bei der Rallye Dakar an erster Stelle steht, ist das in den nächsten Monaten unsere größte Herausforderung.“

Quandt vergleicht das Dakar-Projekt von Audi mit der ersten Mondlandung: „Damals wussten die Ingenieure nicht wirklich, was auf sie zukommt. Das ist bei uns ähnlich. Wenn wir beim ersten Dakar-Einsatz ins Ziel kommen, ist das schon ein Erfolg.“

Für Sven Quandt ist die Rallye Dakar eine der größten Herausforderungen, die es im Motorsport gibt – und der beste Test für alltagstaugliche Technologien. „Man hat all das, worauf es auch bei einem Serienfahrzeug ankommt: unterschiedliche Terrains, harte Bedingungen, hohe und niedrige Temperaturen, Regen, Sonne und viele Kilometer pro Tag. Die Dakar ist der beste Test: Wenn die Technik die Dakar übersteht, wird sie überall erfolgreich sein.“

Audi Sport hat viel Know-how aus dem Rundstrecken-Rennsport inklusive Le Mans mit in die Partnerschaft mit Q Motorsport eingebracht. „In einigen Bereichen ist der Audi RS Q e-tron mehr ein Rundstreckenauto“, sagt Quandt. „Die Frage ist: Was kann man von der Rundstrecke in ein Marathon-Rallyeauto einbringen? Was ist der beste Kompromiss? Wir lernen beide voneinander.“

Die größte Unbekannte ist für den erfolgreichen Dakar-Teamchef die Elektronik. „Jeder weiß, wie oft man einen Computer neu starten muss“, sagt Quandt. „Das Auto ist mit all seinen Komponenten sehr komplex. Sie alle müssen miteinander kommunizieren. Das ist so, als würde man zwölf Leute in einen Raum setzen, jeder von ihnen spricht eine andere Sprache, aber alle sollen an derselben Aufgabe arbeiten. Es werden zwischen den einzelnen Komponenten unheimlich große Datenmengen ausgetauscht. Von MGU zu MGU, von der Batterie zu den Motoren, vom Energiewandler. Das macht es sehr schwierig. Komponenten können wir wechseln und reparieren. Wenn es ein Software-Problem gibt, haben die Fahrer keine Chance. Deshalb wird möglichst viel redundant ins Auto eingebaut.“

Die Fahrer und Beifahrer werden in speziellen Trainingslagern genauso auf die Besonderheiten des Elektroantriebs vorbereitet wie die Mechaniker und Techniker. Bei der Rallye selbst werden im Januar zusätzliche Ingenieure vor Ort sein, die sich speziell um den Elektroantrieb und die Software kümmern.

Quandt weiß: „Du kannst das schnellste Auto haben. Du wirst die Dakar trotzdem nicht gewinnen, wenn die Zuverlässigkeit nicht da ist. Um zu gewinnen, musst du erst einmal ins Ziel kommen. Bei unserem Projekt geht es erst einmal nur ums Ankommen. Den Rest müssen wir zunächst ausblenden.“

„Das ganze Team ist extrem motiviert“, sagt Quandt. „Sie können es kaum erwarten, dass es losgeht. Sie freuen sich wie Kinder auf ihr neues Spielzeug. Jeder möchte seinen Teil dazu beitragen, dass dieses Projekt erfolgreich wird.“

Auch Quandt selbst freut sich auf die Zusammenarbeit mit Audi. „Ich bin 65“, sagt er. „Nicht viele wagen in so einem Alter noch einmal eine Challenge. Ich finde es cool, Teil von etwas völlig Neuem zu sein. Mit diesem Projekt haben wir die Chance, die Technologie für zukünftige Serienfahrzeuge zu verändern. Wir wollen bei der Dakar beweisen, was mit dieser Technologie möglich ist.“