Der Audi-Motorsportchef über den Einstieg von Audi in die Formel E.

Warum engagiert sich Audi in der Formel E?

Die Formel E passt als rein elektrische Motorsport-Serie perfekt zu Audi. Elektromobilität ist für uns ein wichtiges Thema. Wir haben das Ziel, Audi auf diesem Gebiet zum führenden Premiumanbieter zu entwickeln. 2025 soll jeder vierte Audi ein Elektroauto sein. Da ist es nur konsequent, dass wir die Formel E in unser Motorsport-Engagement integrieren.

Audi hat den Motorsport schon immer konsequent dazu genutzt, neue Technologien für den späteren Serieneinsatz zu erproben und weiterzuentwickeln. Ist das nun auch bei der Formel E der Fall?

Davon bin ich überzeugt. Mit dem quattro-Antrieb haben wir den Rallyesport revolutioniert und später auch auf der Rundstrecke Maßstäbe gesetzt. Bei den 24 Stunden von Le Mans war Audi der erste Hersteller, dem Siege mit einem TFSI-Motor, einem TDI und einem Hybrid-Rennwagen gelungen sind und der damit mehrfach Motorsport-Geschichte geschrieben hat. Daran wollen wir nun beim rein elektrischen Fahren anknüpfen.

Wie sehen Sie die Entwicklung der Formel E?

Sehr positiv. Die Formel E ist Wegbereiter für elektrifizierten Motorsport. Wir haben uns bei Audi mit diesem Thema schon lange vor der Formel E beschäftigt und waren dieser Rennserie gegenüber deshalb von Anfang an positiv aufgeschlossen. Dank unserer Partnerschaft mit dem Team ABT Schaeffler und unserem Werksfahrer Lucas di Grassi hatten wir vom ersten Tag an einen Fuß in der Formel E. Nachdem wir gesehen haben, dass sich die Serie in eine spannende Richtung weiterentwickelt, machen wir nun den nächsten Schritt.

Spielt dabei auch eine Rolle, dass die Formel E in Metropolen wie Hongkong oder New York fährt?

Absolut. Die Formel E ist mit ihren Rennen im Herzen von Metropolen eine ideale Bühne, die Themen Elektromobilität und Urbanisierung einem breiten Publikum zu präsentieren. Die Formel E ist derzeit die einzige Motorsport-Serie, die es schafft, alle ihre Rennen in Städten auszutragen. Das heißt, wir bringen mit der Formel E den Motorsport zu den Menschen und nicht umgekehrt. Dass so viele Städte Formel-E-Rennen ermöglichen, geht natürlich nur deswegen, weil die Formel-E-Autos durch den Elektroantrieb lokal emissionsfrei und auf einem niedrigen Geräuschniveau fahren. Wir haben zudem den Eindruck gewonnen, dass das Publikum bei der Formel E nicht unbedingt identisch mit den typischen Motorsport-Fans ist. Es kommen viele junge Leute zu den Events, die an vielen modernen Dingen interessiert sind – auch das passt perfekt zur Strategie unseres Unternehmens.


Wie sehen die nächsten Schritte für Audi in der Formel E aus?

Zunächst sind wir Partner des Teams, das schon seit zwei Jahren erfolgreich in der Formel E aktiv ist. In der Saison 2016/2017 treten wir in erster Linie als Sponsor und Partner auf. Im Verlauf dieser Saison werden wir dann beginnen, die Unterstützung des Teams zu steigern. Für die Saison 2017/2018 werden wir unsere Aktivität gemeinsam mit ABT und unserem technischen Entwicklungspartner Schaeffler zu einem vollen Werksprogramm ausweiten.

Welche Rolle spielt Audi Sport in Neuburg bei der Entwicklung?

Der FE02 wurde federführend von ABT und Schaeffler entwickelt. In Zukunft werden wir die Entwicklung schrittweise dahin verlagern, wo alle unsere werksseitigen Motorsportprojekte laufen: nach Neuburg. Bei Audi Sport in Neuburg gibt es schon seit längerer Zeit unterstützende Aktivitäten zum Thema Formel E. Auch Roll-outs und Prüfstandversuche hat das Team ABT Schaeffler Audi Sport bereits in Neuburg absolviert. Diese Zusammenarbeit intensivieren wir nun. Auch hier hat die Formel E einen Vorteil: Durch das niedrige Geräuschniveau kann man in Neuburg problemlos fahren – da sind eher die Restriktionen der Serie in Bezug auf Testtage eine Hürde.

Derzeit koordiniert Allan McNish das Formel-E-Projekt bei Audi Sport. Bleibt es dabei?

Allan hat übergangsweise die Leitung des Formel-E-Projekts übernommen, kommt einmal die Woche nach Neuburg und wird auch bei den Rennen vor Ort sein. Wir müssen erst die notwendige Basis für die Formel E schaffen, auch personell. Ich gehe davon aus, dass wir spätestens Anfang 2017 einen Leiter Formel E benennen können und Allan sich dann wieder ganz auf seine Aufgaben als Motorsport-Koordinator des Audi-Konzerns konzentrieren kann.