Beim Namen Audi S1 werden bei vielen Rallye-Fans Erinnerungen wach. Die Rennversion des legendären Straßen-quattro wurde durch seine Gruppe-B-Einsätze und Siege in der Rallye-Weltmeisterschaft sowie den Triumph von Walter Röhrl beim Pikes-Peak-Bergrennen 1987 zur Legende. Diese Tradition wird mit dem Audi S1 EKS RX quattro fortgesetzt.

Relativ schnell fiel bei der Planung des Rallycross-Projekts die Wahl auf den S1. Laut Teamchef Ekström ist der Kleinwagen mit seinem kurzen Radstand perfekt geeignet für die zum Teil sehr engen Rallycross-Kurse und bietet dank seiner guten Traktion und einer ausgeklügelten Aufhängung zugleich die Möglichkeit, auf schnellen Strecken um den Sieg mitzufahren. Neben diesen Faktoren ist im Rallycross vor allem der Start entscheidend. Bis zu sechs Autos kämpfen in den Rennen gegeneinander. Die engen Kurse bieten nach dem Start oftmals nur wenig Überholmöglichkeiten.

Unter der Haube sorgt ein Zweiliter-Turbomotor für die nötige Power. Der quer eingebaute Reihenvierzylinder leistet 560 PS sowie ein Drehmoment von circa 750 Nm. Er ist damit trotz eines Luftmengenbegrenzers mit 45 Millimeter Durchmesser ähnlich brachial wie der Antrieb im alten Gruppe-B-Monster. Und das bei einem Gewicht von lediglich 1,3 Tonnen – inklusive Fahrer.

Geschaltet wird mit einem sequenziellen Sechsgang-Getriebe mit mechanischer Schaltung. Dank des sehr kurz übersetzten Getriebes in Verbindung mit der extremen Kraftübertragung und dem konsequenten Leichtbau wird der Pilot in dem Allrad-Geschoss in 2,5 Sekunden von 0 auf 100 km/h katapultiert. Das geht nicht einmal in der Formel 1 schneller. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei 210 km/h. Mehr ist im Rallycross auf den kurzen Geraden aber auch nicht nötig.

Äußerlich wurde der Ingolstädter Kleinwagen natürlich aerodynamisch angepasst. Massiv ausgeschnittene und verbreiterte Radkästen, Überrollkäfig, Luftschlitze und ein massiver Doppelflügel am Heck verwandeln den City-Flitzer in einen kraftstrotzenden Rallycross-Boliden. Eine Besonderheit sind die großen Lufteinlässe vor den Hinterrädern, die den im Heck eingebauten Wasserkühler mit Frischluft versorgen. Diese ungewöhnliche Anordnung hat einen guten Grund: Würde der Kühler vorne sitzen, behinderten Schotter und Schlamm die Luftzufuhr und der Motor würde zu heiß werden.

Beim Design des Autos haben Ekström und sein Team bewusst versucht, Anleihen bei dem legendären Audi S1 quattro aus den 1980er-Jahren zu nehmen. „Etwas eckiger und kantiger als die anderen Rallycross-Autos“, seien daher laut Ekström beispielsweise die Kotflügel des Audi S1 EKS RX quattro. Die Regularien sind hier allerdings sehr strikt: Maximal sieben Zentimeter darf die Rennversion von ihrem Straßenpendant in der Breite abweichen. In der Länge müssen sie sogar exakt identisch sein.

Speziell sind beim Rallycross auch die Einheitsreifen vom US-amerikanischen Hersteller Cooper. „Wir haben einen geschnittenen Slick, der sehr weich ist. In anderen Serien würde man von einem Qualifyer sprechen“, sagt Ekström. Durch die weiche Gummimischung und das handgeschnittene Profil könne man auf den Rallycross-Strecken auf Schotter fast so schnell fahren wie auf Asphalt. Um auch in Kurven so wenig Zeit wie möglich zu verlieren, gibt es im Cockpit des Audi S1 EKS RX quattro einen besonderen Hingucker: die überdimensionale Handbremse, die steil aufragt und direkt neben dem Schaltknauf montiert ist. Sie trennt bei Betätigung die Hinterräder vom Antriebsstrang und lässt das Heck ausbrechen. So lassen sich engste Kehren im Drift nehmen.