Die Audi Sport GmbH beschäftigt an den Standorten Neckarsulm, Ingolstadt und Neuburg an der Donau mehr als 1.100 Mitarbeiter. Rund 40 davon sind im DTM-Projekt aktiv. Fünf dieser Racing-Jobs im Detail erklärt.

Aufbau- und Einsatzvorbereitung. Keiner kennt die rund 4.500 Einzelelemente des Audi RS 5 DTM so genau wie Thomas Schiekofer. Vom ersten Aufbau der sechs Werksautos zu Jahresbeginn bis zu ihrem letzten Renneinsatz der Saison versorgt der Logistiker aus Ingolstadt die drei DTM-Einsatzteams Abt Sportsline, Phoenix und Rosberg und auch das Kundenteam WRT mit allen benötigten Bauteilen. Im Ersatzteil-Truck von Audi Sport bringt Thomas Schiekofer zusammen mit Kollege Andreas Hörmann etwa 10.000 Ersatzteile zu den DTM-Strecken.

„Von der kleinsten Schraube bis zum komplett aufgebauten Vorderwagen haben wir alles dabei“, sagt Schiekofer. Auch zwei bis drei Reservemotoren des Hocheffizienz-Vierzylinder-Turbo-Triebwerks sind mit im Gepäck. Am häufigsten müssen an Rennwochenenden diverse Carbonteile der Karosserie nach Rangeleien oder Ausrutschern ersetzt werden.

„Hohes Verantwortungsbewusstsein ist die wichtigste Voraussetzung für meine Arbeit“, sagt Schiekofer. „Wenn ich an der Strecke etwas nicht vorrätig habe, bedeutet das im schlimmsten Fall, dass einer unserer Fahrer auf ein Rennen verzichten muss.“

Einsatzorganisation. Werksfahrer, Sportchef, Projektleiter, Techniker, Mechaniker, Marketing- und Presseleute, alle Frauen und Männer des DTM-Teams von Audi Sport bei Testfahrten und Rennen immer zur rechten Zeit am rechten Ort zu haben: Das liegt allein in den Händen von Stefanie Medele. Die Betriebswirtin aus Neuburg an der Donau organisiert alles für den Einsatz von Spa bis Hockenheim: Hotels, Visa, Flüge, Mietwagen, Shuttles, Catering, Büros, Telefon, Internet, Versicherung, Medizin- und Physioteam, Fahrerlager- und Boxenausweise, selbst den Kraftstoff für die sechs Audi RS 5 DTM.

„Da braucht man einen sehr guten Überblick und einen sehr langen Geduldsfaden“, sagt Medele. Immer flexibel auf Termin- und Planänderungen zu reagieren ist für sie ebenfalls eine zentrale Eigenschaft und in der von der Corona-Pandemie geprägten Saison 2020 besonders gefragt. Perfektes Englisch ist ohnehin Grundvoraussetzung.

„Es ist toll, bei meiner Arbeit mit so vielen verschiedenen Menschen, Betrieben, Behörden, Ländern und Kulturkreisen direkten Kontakt zu haben“, so Medele. Mit 14 Dienstjahren ist sie eine der erfahrensten Mitarbeiterinnen von Audi Sport.

Entwicklung Chassis/Karosserie und Koordination Konstruktion. Benedikt Brunninger hat zwei Aufgaben bei Audi Sport: Der Maschinenbau-Ingenieur aus Ingolstadt entwickelt mit vier Kollegen das Chassis und die Karosserie des Audi RS 5 DTM. Nach der Einführung der Turbo-Technologie in der DTM im Jahr 2019 waren für die Abschiedssaison 2020 nur sehr begrenzt konstruktive Änderungen erlaubt. Brunninger koordiniert ferner die Zusammenarbeit mit den beiden anderen Konstruktionsbereichen bei Audi Sport, den Abteilungen Elektrik und Komplettfahrzeug.

„Außerdem bin ich der erste technische Ansprechpartner für unsere drei Werksteams und unser Kundenteam“, ergänzt Brunninger. Weil Audi seine DTM-Werkswagen nach jedem Rennwochenende komplett zerlegen und neu aufbauen lässt, gibt es permanent Nachfragen. In der Technical Working Group der DTM vertritt Konstrukteur Brunninger Audi, diskutiert dort mit DMSB, ITR und anderen Herstellern regelmäßig das Reglement.

Die größte berufliche Motivation für ihn? Brunninger: „Motorsport gibt dir auf der Strecke und auf der Stoppuhr permanent Feedback. Und dort muss es immer vorwärts gehen.“

Elektrik und Elektronik. Gabriel Foddis ist verantwortlich für den störungsfreien Stromfluss in allen Audi RS 5 DTM. Sämtliche Leitungen und Kontakte, Steuergeräte und Sensoren, Funk- und Mess-Equipment, auch die Lenkräder mit ihren zahlreichen Schaltern, Reglern und Anzeigen prüft er. Seit mehr als 30 Jahren ist der E-Fachmann aus Ingolstadt bei Audi Sport beschäftigt. „Alles, was zur Revision kommt, checke ich mit einem Konstruktionskollegen. Wir entscheiden immer gemeinsam, was repariert oder durch ein neues Bauteil ersetzt wird“, erklärt Foddis.

Sich einzig und allein auf das Teileprüfen konzentrieren zu können, das ist für ihn seine wichtigste Jobkompetenz. „Fehler im E-System siehst du selten auf den ersten Blick, also musst du dich beim Suchen total fokussieren und alles andere ausblenden“, weiß Foddis. „Im Motorsport gibt es eben kein Später oder Morgen, sondern nur sofort und schnell.“

Der allererste Startversuch eines von Grund auf neu entwickelten Audi-Rennwagens ist für Gabriel Foddis einer der schönsten Momente seiner Arbeit. „Da bist du den Tränen nahe, wie an dem Tag, wenn dein Kind zum ersten Mal läuft“, beschreibt er seine Premieren-Gefühle.

Strategie. Fredrik Åhslund entscheidet als Chefstratege von Audi Sport mit über das Rennergebnis. Im Ingenieurs-Truck überwacht der IT-Spezialist an zehn Bildschirmen und fünf Laptops Training, Qualifying und Rennen aller DTM-Piloten. Aus der Masse an Daten erstellt er mit der von ihm selbst entwickelten Analyse-Software laufend neue Prognosen. Und funkt jede neue Entscheidungsempfehlung an Audi-Motorsportchef Dieter Gass und DTM-Projektleiter Andreas Roos sowie an die Einsatzmanager von Abt Sportsline, Phoenix, Rosberg und WRT.

„Genauso wichtig wie Daten ist Erfahrung“, sagt Åhslund. Der Computerfachmann aus Falun in Schweden kann Autorennen „lesen“. Entscheidend ist meist, den bestmöglichen Moment für die Pflichtboxenstopps zu erkennen: „Das ist Hochspannung pur. Du darfst nichts verpassen, selbst wenn einer deiner Fahrer nur einen Moment langsamer wird oder ein Gegner minimal aufholt.“

Fredrik Åhslund kam vor 20 Jahren mit dem späteren DTM-Champion Mattias Ekström ins Audi Sport Team Abt Sportsline und wechselte 2012 zu Audi Sport. Zwischen den Rennen entwickelt der Strategie-Experte zu Hause in Schweden im eigenen IT-Unternehmen Hard- und Software.