ALMS 2002
Emanuele Pirro im Infineon Audi R8 #1

Beim vorletzten Saisonrennen auf dem neuen Stadtkurs in Miami (Florida) zeigten die vier Audi Werksfahrer Frank Biela, Rinaldo Capello, Tom Kristensen und Emanuele Pirro vor einer imposanten Kulisse eine meisterliche Leistung: Bei dem von vielen Zwischenfällen und insgesamt fünf Safety-Car-Phasen gekennzeichneten Rennen brachten sie die beiden Infineon Audi R8 unbeschädigt ins Ziel – auf der engen und von Betonmauern begrenzten Strecke keine Selbstverständlichkeit.

Den Sieg in Miami sicherten sich Frank Biela und Emanuele Pirro, die zwei Wochen zuvor bereits das Rennen in Laguna Seca gewonnen hatten. Damit verbesserte sich das deutsch-italienische Duo in der Fahrerwertung auf die Plätze drei und vier. Bei ihrem Triumph in Miami sorgten Biela/Pirro für eine Premiere, indem sie die gesamte Renndistanz mit einem einzigen Reifensatz zurücklegten und damit einmal mehr die außergewöhnlichen Qualitäten des Infineon Audi R8 unter Beweis stellten.

Ein möglicher Audi Doppelsieg wurde durch eine Stop-and-Go-Strafe vereitelt, die Tom Kristensen weniger als acht Minuten vor Rennende wegen einer Berührung mit einem überrundeten Fahrzeug absitzen musste. Kristensen kam trotzdem als Dritter ins Ziel und schloss in der letzten Runde sogar noch zum zweitplazierten Cadillac auf.

Johnny Herbert und Stefan Johansson vom Audi Kundenteam Champion Racing verloren ihre Chancen auf ein Podiumsergebnis ebenfalls durch eine Stop-and-Go-Strafe, nachdem Johansson beim Boxenstopp mit dem Heckflügel einen Luftschlauch an der Champion-Box abgerissen hatte.

Durch ihren dritten Platz behaupteten Tom Kristensen und Rinaldo Capello die ersten beiden Positionen in der ALMS-Gesamtwertung. Mit Kristensen, Capello, Biela, Pirro und Herbert kommen beim Finale am kommenden Samstag in Road Atlanta nur noch Audi Fahrer für den Fahrertitel in Frage.

Stimmen nach dem Rennen

Frank Biela (Infineon Audi R8 #1):
„Es ist sehr, sehr gut gelaufen. Ich hatte ein wenig Sorge, als wir bei unserem Boxenstopp die Reifen nicht gewechselt haben, dass es vielleicht doch gegen Ende des Rennens Probleme geben würde. Aber es hat gereicht. Wir hatten ein perfektes Auto, und so konnten wir immer wieder einen Vorsprung herausfahren. Was die Meisterschaft angeht, so haben wir zwar die Hoffnung noch nicht ganz aufgegeben, aber unter normalen Umständen haben wir kaum noch eine Chance.“

Emanuele Pirro (Infineon Audi R8 #1): „Das ist ein besonderer Sieg, bedenkt man die Umstände – die Strecke, die Hitze, der Verkehr und zu all" dem auch noch unsere Entscheidung, die Reifen nicht zu wechseln. Unser Auto war großartig, und ich konnte immer wieder einen Vorsprung herausfahren. Gegen Ende des Rennens aber waren die Reifen dann doch hin, besonders hinten. Die letzten Runden waren ein Albtraum. Im Kampf um die Meisterschaft ist für uns der Zug wohl abgefahren. Wir können nur noch auf ein Wunder hoffen, dennoch sind wir stolz auf das, was wir dieses Jahr erreicht haben.“

Rinaldo Capello (Infineon Audi R8 #2): „Hauptsache, wir haben es auf das Podium geschafft. Es war natürlich schade, so kurz vor Schluss den zweiten Platz zu verlieren. Das ‚rote’ Auto war heute etwas schneller als unseres. Als ich hinter Frank fuhr, bin ich im Verkehr stecken geblieben. Doch auch Tom konnte später den Speed von Emanuele nicht mitgehen, also haben Frank und Emanuele diesen Sieg verdient.“

Tom Kristensen (Infineon Audi R8 #2): „Uns war klar, dass bei diesem Rennen entscheidend sein würde, durchzukommen. Das haben wir geschafft, und ich glaube, wir sind ziemlich clever gefahren. Als ich Emanuele verfolgt habe, musste ich eine halbe Runde hinter langsameren Autos herfahren, weil dort gelbe Flaggen waren. Danach habe ich es ruhiger angehen lassen und nur noch versucht, das Auto nach Hause zu bringen. Über die Stop-and-Go-Strafe kann man diskutieren, nicht aber über den Zeitpunkt. Die Strafe wurde erst fast eine Stunde nach dem Zwischenfall, kurz vor Rennende, verhängt. Das ist für mich unprofessionell. Wir können froh sein, noch Dritte geworden zu sein. Danke an die Jungs, das Auto war perfekt.“

Johnny Herbert (ADT Champion Audi R8 #38):
„Unsere Strategie war, länger draußen zu bleiben, als die Werks Audi und auf eine weitere Gelbphase zu warten. Die kam zum Glück auch, nachdem es mir gelungen war, an der Spitze einen Vorsprung herauszufahren. Die Reifen waren in der ersten Rennhälfte ziemlich konstant, trotzdem haben wir entschieden, die Vorderreifen zu wechseln. Schade nur, dass wegen der Stop-and-Go-Strafe das Rennen für uns nicht auf dem Podium endete.“

Stefan Johansson (ADT Champion Audi R8 #38): „Als ich aus der Box fuhr, blieb der Luftschlauch am Heckflügel hängen. Deshalb bekam ich die Stop-and-Go-Strafe, die uns vom dritten auf den fünften Platz zurückgeworfen hat. Das war für das Team eine sehr große Enttäuschung. In der Schlussphase bin ich zurückgefallen, weil ich sehr wenig Grip hatte.“

Ralf Jüttner, Technischer Direktor Team Audi Sport North America: „Ein großes Kompliment an unsere vier Fahrer. Auf einer solchen Strecke ohne Fehler durchzufahren, ist nicht selbstverständlich. Ich hätte nie gedacht, dass wir das schaffen, vielmehr habe ich damit gerechnet, dass es viel Schrott gibt, auch bei uns. Aber es ist alles heil geblieben, darüber sind wir happy. Tom ist taktisch klug mit Blickrichtung Meisterschaft gefahren. Ob die Stop-and-Go-Strafe gerechtfertig war, kann ich nicht beurteilen. Immerhin ist Tom noch Dritter geworden und hat fast noch den Cadillac gepackt.“

Dr. Wolfgang Ullrich, Audi Sportchef:
„Unsere Jungs sind ein tolles Rennen gefahren und haben nichts kaputt gemacht, obwohl sie während des gesamten Rennens die Schnellsten waren. Die vielen Gelbphasen haben den herausgefahrenen Vorsprung natürlich immer wieder zunichte gemacht. Die Stop-and-Go-Strafe so kurz vor Schluss ist für mich nicht so ganz nachvollziehbar. Trotzdem ist Tom in der Meisterschaft kaum noch einzuholen. Auf den neuerlichen Gewinn des Markentitel kann die ganze Audi Mannschaft sehr stolz sein. Denn so leicht, wie viele glauben, war dieser dritte Titel in Folge nicht zu erreichen.“

Ergebnisse

1. Biela/Pirro (Infineon Audi R8) 122 Runden
2. Angelelli/Lehto (Cadillac) + 14,021 Sek.
3. Capello/Kristensen (Infineon Audi R8) + 14,536 Sek.
4. Magnussen/Brabham (Panoz) + 48,620 Sek.
5. Herbert/Johansson (Audi R8) 1 Rd. zur.
6. Goossens/Ave (Riley&Scott-Elan) 1 Rd. zur.
7. Bernard/Collard (Cadillac) 2 Rd. zur.
8. Knight/Hürtgen/Block (MG Lola) 3 Rd. zur.
9. Fellows/O’Connell (Chevrolet) 3 Rd. zur.
10. Pilgrim/Collins (Chevrolet) 4 Rd. zur.