• Die Le-Mans-Siege von Audi im Rückspiegel: Sieg Nummer 6
WEC 2015 Diverses
Frank Biela im siegreichen Audi R10 TDI in Le Mans 2006

Audi steht seit jeher für Pionierleistungen. Als erster Automobilhersteller hat die Marke mit den Vier Ringen die Rallye-Weltmeisterschaft 1982 mit einem allradangetriebenen Modell gewonnen, dem legendären quattro. Und auch in Le Mans hat Audi gängiges Wissen auf den Kopf gestellt: Keine andere Marke hatte zuvor versucht, das 24-Stunden-Rennen mit einem Diesel-Antrieb zu gewinnen – 2006 war die Zeit reif.

Der Audi R10 TDI war ein starkes Statement: Mehr als 650 PS Leistung und mehr als 1.100 Newtonmeter Drehmoment erzeugte sein V12-TDI-Motor. Er war der erste dieselangetriebene Sportprototyp eines Automobilherstellers. Eindrucksvolle Daten – doch Le Mans stellt bekanntlich viele Hürden. Gerade die Handhabbarkeit und Zuverlässigkeit einer ganz neuen Technologie werden aber bei einem Langstrecken-Rennen wie diesem auf eine besonders harte Probe gestellt.

Seine Generalprobe hatte der von Grund auf neu entwickelte Audi im März 2006 bei den 12 Stunden von Sebring. „Dort haben wir erlebt, wie aufwendig ein Motorwechsel sein kann“, erinnert sich Ralf Jüttner, Teamdirektor des Audi Sport Team Joest. „Deshalb haben wir entschieden, in Le Mans nicht – wie sonst üblich – vor dem Rennen den Motor zu tauschen, sondern sämtliche Trainings sowie das 24-Stunden-Rennen mit demselben Aggregat zu bestreiten.“ Daraus ergab sich die Notwendigkeit, in den Trainings möglichst wenige Kilometer zu fahren. Unter diesen Umständen einen neuen Rennwagen auf den Kurs von Le Mans abzustimmen, war eine große Herausforderung.

Zwei Audi R10 TDI gingen in Le Mans an den Start. Während die Nummer „7“ im Rennen einige Rückschläge erlitt, fuhr das spätere Siegerauto mit der Nummer „8“ fehlerfrei. Die Sensation war perfekt: Frank Biela (D), Emanuele Pirro (I) und Marco Werner (D) fuhren den ersten Diesel-Sieg der Geschichte ein.

Der V12 TDI hatte am Ende, inklusive der Trainingsrunden, mehr als 6.400 Kilometer abgespult und die Sieger mit einem Schnitt von 215,4 km/h ins Ziel befördert. Er war schnell und extrem sauber zugleich – damit hatte der TDI-Antrieb alle Vorurteile gegen Dieselmotoren endgültig widerlegt. „Es war eindrucksvoll, wie sauber dieser Antrieb war“, so Ralf Jüttner. „Als das Auto aus dem Parc fermé wieder zurück in der Box war und wir den Sieg feierten, ging Ulrich Baretzky, Leiter der Rennmotorenentwicklung, mit Papierservietten ans Siegerauto. Er wischte durch den Auspuff, und die Servietten blieben blütenweiß. Dieses Bild werde ich nie vergessen.“

– Ende –