Dialoge - das Technologiemagazin 01/17


„Wir haben uns damals gesagt: Der TT ist ein echter Sportwagen, von dem gehört einfach eine High-Performance-Variante auf die Straße.“

Stephan Reil, ehemaliger Leiter Technische Entwicklung der quattro GmbH

Nach je zwei RS 4- und RS 6-Modellen der Mittelklasse präsentiert die quattro GmbH 2009 ihr erstes Kompaktklasse-Fahrzeug: den Audi TT RS. „Wir haben uns damals gesagt: Der TT ist ein echter Sportwagen, von dem gehört einfach eine High-Performance-Variante auf die Straße“, sagt Stephan Reil, der damalige Chefentwickler der quattro GmbH. Zuallererst muss für das Pionierprojekt ein passender Basismotor her. Ein Triebwerk, das ausreichend Spielraum nach oben bietet, um die Leistung des TT der zweiten Generation passend aufs RS-Hochleistungsformat zu steigern. Stephan Reil findet es in einem Audi-Konzept, das es von 1976 bis 1997 und nicht zuletzt im Ur-quattro von 1980 zum Kultstatus gebracht hat: dem Fünfzylinder.

Solch ein in Reihe gebautes Aggregat mit der einzigartigen Zündfolge 1-2-4-5-3 und dem damit verbundenen unverwechselbaren Sound hat Audi damals zwar seit fast zwölf Jahren nicht mehr im Programm, dafür aber die Schwestermarke Volkswagen. Auf der Grundlage des 2,5-Liter-Fünfzylinders der US-Version des VW Jetta mit der internen Kennung EA 855 entwickelt die quattro GmbH ein Hochleistungsaggregat: verstärkter Motorblock, modifizierter Zylinderkopf, Benzindirekteinspritzung TFSI plus Turbolader für hohe Effizienz und niedrige Emissionen.

Die Wiederauflage des Fünfzylinderkonzepts versorgt den ersten Audi TT RS mit 250 kW (340 PS). Der Reihenfünfzylinder dieser zweiten Generation passt anders als seine Vorgänger in den größeren Audi-Modellen nicht längs, sondern nur quer eingebaut in den kompakter dimensionierten TT-Vorderwagen. In der Folge entwickelt sich der 2,5-Liter-Turbo-Fünfzylinder zu einem weiteren weltweit gefeierten Audi-Markenzeichen. Neunmal in Folge wird das kontinuierlich verbesserte Aggregat zum „International Engine of the Year“ gekürt.

Der für RS-Modelle obligatorische quattro-Antrieb verteilt die Motorkraft im Audi TT RS im Gegensatz zu den RS 4- und RS 6-Modellen nicht über ein Torsen-Mittendifferenzial an die vier Räder, sondern erstmals bei einem Fahrzeug der quattro GmbH nach dem Haldex-Prinzip. Das bedeutet: Neben den Antriebswellen der Vorderräder leitet ein Winkeltrieb im Getriebe die Antriebskraft in Richtung Hinterachse. Der erste Audi TT RS und seine Nachfolgemodelle werden als Coupé und Roadster angeboten.

Die Audi Sport GmbH (bis 2016 quattro GmbH) führt ihre erfolgreiche Fünfzylinder-Tradition bis heute in den Modellen aus dem A-Segment weiter, neben dem TT RS, also sowohl im RS 3 als auch im RS Q3. Die jüngste, mit 299 kW (407 PS) bislang leistungsstärkste Version des 2,5-Liter-TFSI-Turbotriebwerks arbeitet in der 2022 vorgestellten performance edition des Audi RS 3 als Limousine* und als Sportback*. „Der Fünfzylinder ist für mich eine absolute Ikone, die wir bis heute immer weiter perfektionieren. Der Rundenrekord unseres aktuellen Audi RS 3 auf der Nürburgring-Nordschleife 2021 hat eindrucksvoll gezeigt, was der Motor in seiner höchsten Ausbaustufe in Kombination mit dem Torque-Splitter zu leisten imstande ist“, sagt Steffen Bamberger, Leiter Technische Entwicklung Audi Sport GmbH.


Die Rückkehr eines einzigartigen Konzepts
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