Homestory Mattias Ekström

Der Umsteiger

Zehn Jahre lang war Emil Bergkvist selbst Rallyefahrer. Am Steuer brachte es der Schwede sogar zum Rallye-Weltmeister der Junioren. 2021 wechselte er auf den Beifahrersitz und wurde Co-Pilot seines Jugendidols Mattias Ekström.

Der Rollentausch vom Fahrer zum Beifahrer war keine leichte Entscheidung für Emil Bergkvist: „Ich habe lange hin und her überlegt.“ Als sich für ihn kein neues Rallye-Cockpit finden ließ, heuerte er im Sommer 2020 bei EKS an. Mit diesem Unternehmen betreibt Mattias Ekström unter anderem seine Aktivitäten im Offroad-Motorsport.

„Zuerst fuhr ich bei EKS Maschinen und Trucks, weil ich auch dafür den Führerschein habe. Außerdem kenne ich mich gut mit Technik aus und habe in der Werkstatt mitgeholfen“, erläutert Bergkvist seinen Einstieg bei Ekström. „Ich habe mich die Leiter hochgearbeitet, um Schritt für Schritt noch bessere Jobs zu bekommen.“

Immer öfter kam es dabei auch zu Gesprächen der Rennfahrer Emil Bergkvist und Mattias Ekström. „Erst einmal die Woche, dann zweimal, dreimal. Wir merkten, dass wir einen sehr guten Draht haben“, so Bergkvist. Schließlich schlug Ekström ihm vor: „Warum lässt du deine Fahrerkarriere nicht ruhen und wirst mein Beifahrer?“ So ging das neue Schweden-Duo 2021 erst bei der Rallye Dakar an den Start und danach bei einigen klassischen Rallyes wie der Artic Rally Finland, einem Weltmeisterschaftslauf.

„Für viele ehemalige Fahrer ist es ein Problem, wenn sie das Lenkrad nicht mehr in der Hand haben und das Rallyeauto selbst kontrollieren können“, berichtet Emil Bergkvist. „Beifahrer von Mattias zu sein, ist für mich kein Problem“, fügt er hinzu. Denn: „Mattias ist clever und patent. Der weiß genau, was er im Auto tut. Und er macht das fast sein Leben lang.“

Das unbedingte Vertrauen des Fahrers zum Beifahrer sei im Rallyesport allerdings ebenso wichtig. Bergkvist begründet das so: „Aus eigener Erfahrung als Fahrer weiß ich: Wenn du dem Typen neben dir nicht voll und ganz vertraust, kannst du am Lenkrad nicht performen.“ Deshalb ist es für ihn so wichtig, sich nicht nur während, sondern auch vor und nach einer Rallye viel mit Mattias Ekström auszutauschen.

Wie für viele Mädchen und Jungs in Schweden war Mattias Ekström früher auch das Idol für Emil Bergkvist. „In den letzten 20 Jahren gab es bei uns im Land keinen so erfolgreichen Motorsportler wie Mattias. Auch heute, denke ich, schauen sehr viele Jugendliche nicht nur in Schweden zu ihm auf.“

Als Arbeitskollege hat Bergkvist beim energiegeladenen, stets kämpferischen Ekström eine andere Seite kennen und schätzen gelernt: „Mattias hat auch eine wirklich warmherzige Seite. Er kümmert sich um jeden um sich herum. Genau das ist, was du brauchst, wenn du sehr hart und mit viel Einsatz für jemanden arbeitest.“

Am meisten beeindruckt Emil Bergkvist Mattias Ekströms extreme Leidenschaft für den Motorsport. „Das ist ein sehr entscheidender Grund, warum ich mit ihm arbeite. Ich mache das ja nicht nur zum Spaß. Auch ich will gewinnen.“

Das neue Dakar-Projekt mit Audi betrachtet Bergkvist voller Optimismus. „Wir haben ein wirklich gutes Team mit sehr, sehr erfahrenen Leuten um uns“, sagt er. „Ich vertraue darauf, dass jeder von ihnen das absolut Beste leisten will und wird.“

Die Rallye Dakar ist für Emil Bergkvist eine ganz spezielle, kaum vergleichbare Herausforderung. Aus seiner Premiere mit Mattias Ekström bei dem Marathon-Klassiker hat er 2021 vor allem dies gelernt: „Du musst permanent vorbereitet sein auf das Unbekannte. Du weißt an keinem Tag, was dich erwartet – und das zwei Wochen lang. Zweifellos ist es der härteste aller motorsportlichen Wettbewerbe.“

Trotz modernster Navigationstechnik, ein Faktor bleibt für Emil Bergkvist auch 2022 in den Wüsten Saudi-Arabiens schwer kalkulierbar: „Wenn du mit hoher Geschwindigkeit durch den aufgewirbelten Sand und Staub fährst und auf der Piste überall kaum sichtbar Steine und Felsen lauern, ist das verdammt kniffelig.“

Falls es dabei einmal zu Pannen oder Ausrutschern kommen sollte: Emil Bergkvist ist nicht zuletzt ein geschickter Mechaniker. Auch in diesem Punkt ergänzt er sich bestens mit seinem Piloten: „Mattias hat jede Menge Ahnung von Technik. Und er lernt sehr schnell Neues und kann das anderen sehr gut weitergeben. Mir hilft er jedenfalls immer sehr, wenn es Neues gibt, das ich auf Anhieb nicht verstehe.“

Als Jüngster der drei Dakar-Besatzungen von Audi Sport sieht Emil Bergkvist für sich diesen Vorteil: „Wenn du jung und motiviert bist, hast du bei der Dakar gute Möglichkeiten zu einem guten Resultat. Natürlich musst du dich und alles richtig vorbereitet haben. Auch wenn der elektrifizierte Antrieb von Audi völlig neu sein wird, sollten wir gute Chancen haben.“

Biografie
Emil Bergkvist (S)

Geburtsdatum: 17. Juni 1994
Geburtsort: Gävle (S)
Wohnort: Sandviken (S)
Familienstand: ledig
Größe/Gewicht: 1,81 m/74 kg
Motorsport seit: 1998 (Audi-Beifahrer seit 2021)

Karriere als Fahrer:

1998–2010 Motocross
2010–2013
Volvo Cup
2015
1. Platz Rallye-Europameisterschaft Junioren
2016
35. Platz Rallye-Weltmeisterschaft (WRC 2)
2017
17. Platz Rallye-Weltmeisterschaft (WRC 2)
2018
1. Platz Rallye-Weltmeisterschaft Junioren (WRC 3)
2019
27. Platz Rallye-Weltmeisterschaft

Karriere als Beifahrer:

2021 Debüt bei der Rallye Dakar, Audi-Dakar-Projekt

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