ALMS 2002
Tom Kristensen im Infineon Audi R8

Der neue Champion der American Le Mans-Serie (ALMS) heißt Tom Kristensen. Nachdem bereits vor dem Finale in Road Atlanta nur noch Audi Piloten für den Fahrertitel in Frage kamen, gewann der 35 Jahre alte Däne gemeinsam mit seinem Partner Rinaldo Capello den Klassiker „Petit Le Mans“, holte sich den Titel und tritt damit die Nachfolge von Allan McNish und Emanuele Pirro an. Das Schwesterauto mit Frank Biela und Emanuele Pirro fiel nach einer Kollision und anschließender Reparatur weit zurück und kämpfte sich noch auf den sechsten Platz nach vorne.

Das Rennen über 1000 Meilen im US-Bundesstaat Georgia bot alles, was zu einem echten Motorsport-Klassiker gehört: Zahlreiche Safety-Car-Phasen führten das 50 Wagen starke Feld immer wieder zusammen, der Kampf der Sportprototypen beim Überrunden der langsameren Fahrzeuge auf dem 4,088 Kilometer langen Kurs sorgte für zusätzliche Brisanz. Rinaldo Capello und Tom Kristensen hielten sich während der gesamten Renndauer von 9:27 Stunden aus allen Reibereien heraus, wählten bei ihren Boxenstopps die richtige Taktik und siegten schließlich mit einem Vorsprung von 59,972 Sekunden vor dem Vorjahres-R8 des Champion-Teams.

Weniger Glück hatten Frank Biela, der noch mit echten Titelchancen ins Finale gegangen war, und sein Partner Emanuele Pirro. In der 150. von insgesamt 394 Rennrunden konnte der Italiener eine Kollision mit einem anderen Fahrzeug nicht vermeiden, dessen Motor Feuer gefangen hatte und deshalb abrupt abbremste. In Rekordzeit wechselte das Team Audi Sport North America die linke Vorderradaufhängung sowie die Frontplatte und schickte den Infineon Audi R8 nach gut 26 Minuten zurück auf die Strecke. Obwohl das Thema Meisterschaft damit erledigt war, fuhr das deutsch-italienische Duo mit einer starken Aufholjagd noch auf den sechsten Platz.

Nach Platz drei beim „Petit Le Mans“ 2001 kämpfte das Champion-Team in diesem Jahr bis zur Ziellinie um den Sieg. Noch in der letzten Rennstunde trennten die beiden Führenden nur wenige Sekunden, erst nach den letzten Boxenstopps war klar, dass sich Johnny Herbert und Stefan Johansson mit dem zweiten Rang begnügen mussten. Herbert belegt damit in der Fahrermeisterschaft hinter den Audi Werksfahrern Tom Kristensen, Rinaldo Capello, Frank Biela und Emanuele Pirro den fünften Platz.

Mit dem Sieg in Road Atlanta geht für Audi eines der erfolgreichsten Jahre in der Motorsport-Geschichte des Unternehmens zu Ende. Schon zum dritten Mal in Folge holt das Team Audi Sport North America die Titel in der Fahrer-, Hersteller- und Teamwertung der American Le Mans-Serie. In dieser Saison starteten die Audi Piloten bei jedem Rennen von der Pole Position und siegten bei acht von insgesamt zehn Läufen. Höhepunkt des Jahres 2002 bleibt der Dreifachsieg beim 24-Stunden-Rennen von Le Mans, das Audi nunmehr dreimal in Folge mit der selben Fahrerbesetzung gewann.

Stimmen nach dem Rennen

Rinaldo Capello (Infineon Audi R8 #2):
„Zunächst einmal Gratulation an Tom, ich freue mich mit ihm über den Titel. Ich glaube, ich bin heute ein sehr gutes Rennen gefahren. Als ich das Auto von Tom übernommen habe, lagen wir auf der fünften Position, haben es aber doch noch zum Sieg geschafft. Für mich ist das ein schöner Abschluss einer weiteren tollen Saison mit Audi. Das Rennen widme ich unserem Teamkoordinator, der nach der Saison in den Ruhestand geht. Dieser Sieg ist für Jürgen Däwel. “

Tom Kristensen (Infineon Audi R8 #2): „Ich bin sehr glücklich über meinen Titel, der aber Dindo genauso gehört wir mir. Einmal mehr hat er heute mit einer fantastischen Leistung unseren Sieg überhaupt erst möglich gemacht. Ich danke jedem bei Audi für die Chance, dass ich mit diesem unglaublichen Auto Le Mans und die American Le Mans-Serie gewinnen durfte.“

Frank Biela (Infineon Audi R8 #1): „Natürlich war das Rennen nach unserer langen Reparaturpause hart, denn wir wussten, dass die Meisterschaft für uns jetzt endgültig gelaufen ist. Aber zumindest haben wir alles versucht und sind das nötige Risiko im Kampf um den Titel eingegangen. Auch ohne ALMS-Pokal hatten wir ein tolles Jahr: Wir haben Le Mans und ein paar Rennen in Nordamerika gewonnen und bis zum Finale um die Meisterschaft gekämpft.“

Emanuele Pirro (Infineon Audi R8 #1): „Natürlich möchte man immer das Rennen oder den Titel gewinnen. Aber heute bin ich trotzdem glücklich mit unserer Saison, denn ich glaube, wir können sehr stolz auf unsere Leistung sein: Wir haben achtmal die Pole Position geholt und drei Rennen gewonnen. Im vergangenen Jahr hatten wir viel Glück, in diesem Jahr etwas weniger.“

Johnny Herbert (ADT Champion Audi R8 #38): „Wir hatten gleich zweimal unglaubliches Pech mit den Gelbphasen: Nachdem wir gerade einen regulären Boxenstopp absolviert hatten, nutzte der Audi mit der Startnummer zwei die Safety-Car-Phasen aus und verlor so weniger Zeit. Stefan und ich hatten fast das ganze Rennen über spannende Duelle mit Dindo und Tom. Schade, dass wir heute nicht gewonnen haben.“

Stefan Johansson (ADT Champion Audi R8 #38): „Normalerweise wäre ich mit einem zweiten Platz zufrieden – heute aber nicht. Es tut mir leid für das Champion-Team, das nach so vielen zweiten Plätzen in dieser Saison einen Sieg verdient gehabt hätte. Ich habe Dindos Führung von einer Minute auf unter 30 Sekunden reduzieren können, bevor ich kurz vor Schluss noch einmal an die Box musste. Das einzige, was wir heute an unserem Auto tauschen mussten, war eine beschädigte Fronthaube – abgesehen davon lief unser R8 wie ein Uhrwerk.“

Ralf Jüttner, Technischer Direktor Team Audi Sport North America: „Der heutige Tag war an Spannung kaum zu überbieten. Wir haben uns einen harten Kampf mit Champion geliefert. Eigentlich hätte ich Champion den Sieg gegönnt, aber ich freue mich natürlich mehr darüber, dass wir die Saison mit einem Erfolg abgeschlossen haben. Frank und Emanuele hatten ziemlich viel Pech, haben sich aber auf den sechsten Platz vorgekämpft und damit die Plätze drei und vier in der Fahrerwertung vor Johnny Herbert gesichert. Zum Ende des Rennens haben wir alles richtig gemacht, beide Autos sind mit einem ziemlich trockenen Tank ins Ziel gekommen. Jeder einzelne in unserer Truppe hat das ganze Jahr über einen Riesen-Job gemacht. So viele Siege und Titel, wie in diesen drei Jahren haben wir noch nie gewonnen.“

Dr. Wolfgang Ullrich, Audi Sportchef: „Das Rennen war extrem spannend. Frank und Emanuele hatten heute sehr viel Pech – für sie war das Rennen eigentlich schon zur Halbzeit gelaufen. Dindo und Tom haben einen sauberen Job abgeliefert. Gratulation an die beiden. Ich bin stolz auf das, was wir erreicht haben: dreimal Le Mans gewonnen, dreimal Sebring gewonnen, dreimal Road Atlanta gewonnen und auch dreimal in Folge die American Le Mans-Serie gewonnen. Ich glaube, das hat noch niemand geschafft. Ich bin sehr stolz auf unsere Mannschaft.“


Ergebnisse

1. Capello/Kristensen (Infineon Audi R8) 394 Runden
2. Herbert/Johansson (Audi R8) + 59,972 Sek.
3. Angelelli/Lehto/Tinseau (Cadillac) 4 Rd. zur.
4. Bernard/Collard/Taylor (Cadillac) 5 Rd. zur.
5. Auberlen/Herta/Jeannette (Panoz) 14 Rd. zur.
6. Biela/Pirro (Infineon Audi R8) 18 Rd. zur.
7. Brabham/Magnussen/Donohue (Panoz) 22 Rd. zur.
8. Field/Dayton/Duran (MG Lola) 28 Rd. zur.
9. Fellows/O’Connell/Gavin (Chevrolet) 32 Rd. zur.
10. Enge/Kox/Menu (Ferrari) 33 Rd. zur.