ALMS 2000
Das Siegerauto von Laguna Seca

Mit einem spektakulären Doppelsieg in Laguna Seca hat Audi bereits zwei Rennen vor Saisonende die Markenwertung der American Le Mans-Serie (ALMS) gewonnen. Allan McNish und Rinaldo Capello überquerten nach 119 spannenden Runden die Ziellinie als Sieger, Emanuele Pirro und Frank Biela kamen im anderen Audi R8 nur 0,352 Sekunden hinter ihren Teamkollegen auf Platz zwei ins Ziel. Damit feierte das Team Audi Sport North America im zehnten Einsatz den fünften Doppelsieg.

Zu Beginn des turbulenten Rennens sah es dabei zunächst gar nicht nach einem neuerlichen Audi Triumph aus. Pole-Sitter Rinaldo Capello hatte am Start Schwierigkeiten, vom zweiten in den dritten Gang zu schalten, Frank Biela, der vom dritten Startplatz ins Rennen gegangen war, blieb im Schwesterauto hinter seinem Teamkollegen hängen. Die beiden Audi R8 fielen dadurch auf die Plätze vier und fünf zurück. Trotz der starken Konkurrenz von Panoz und BMW gelang es den Audi Piloten aber, Position um Position gut zu machen und bei Halbzeit die Führung zu übernehmen.

Die Siegfahrt von Allan McNish und Rinaldo Capello war besonders ereignisreich: Capello hatte in der Anfangsphase zwei Kollisionen, die zweite verursachte eine gebrochene Felge und einen Reifenschaden. Nach dem Fahrerwechsel schien die Aufholjagd von Allan McNish ein vorzeitiges Ende zu nehmen, als der Schotte in der 45. Runde beim Überrunden von Jean-Marc Gounons BMW touchiert wurde und sich in eine Mauer drehte. Obwohl der Audi R8 bei dem Zwischenfall beschädigt wurde und McNish vorübergehend auf den fünften Platz zurückfiel, reichte es am Ende doch noch zum Sieg.

Einen Vorsprung von über einer Minute, den die beiden Audi R8 auf den Rest des Feldes herausgefahren hatten, machte kurz vor Rennende eine Safety-Car-Phase zunichte. Der drittplatzierte BMW konnte aufschließen, nach dem Restart setzten sich die Audi Piloten aber mühelos wieder ab und fuhren den Doppelsieg und den Titel in der Markenwertung nach Hause. In der Fahrerwertung bauten Allan McNish und Rinaldo Capello ihren Vorsprung auf die Verfolger mit ihrem fünften Saisonsieg weiter aus.

Stimmen nach dem Rennen

Rinaldo Capello (#77):
„Das größte Problem war heute der Start. Ich konnte nicht vom zweiten in den dritten Gang schalten. Als ich endlich den dritten Gang hinein bekam, hatten mich die anderen schon überholt. Bei einer Kollision in der ersten Kurve wurde die Frontpartie meines Autos beschädigt. Trotz der nicht mehr perfekten Aerodynamik war das Auto immer noch schnell. Als ich später eine Berührung mit einem GT-Fahrzeug hatte, ist eine Felge gebrochen, was einen Reifenschaden zur Folge hatte. Die Michelin-Leute haben mir gesagt, ich könne nach Rom gehen und dem Papst danken, weil ich noch in der Lage war, an die Box zurück zu fahren.“

Allan McNish (#77): „Ich habe recht zügig auf den Spitzenreiter aufgeholt, als ich Jean-Marc Gounon überrunden musste. Dabei haben wir uns berührt, ich habe die Mauer getroffen, und danach war das Auto nicht mehr so gut wie vorher. Ich bin auf den vierten Platz zurückgefallen, konnte mich aber wieder auf Rang zwei nach vorne arbeiten. Entscheidend waren die Runden vor dem letzten Boxenstopp, in denen ich es geschafft habe, näher an Emanuele Pirro im anderen Audi heranzukommen und nach dem Boxenstopp vor ihm auf die Strecke zu gehen.“

Frank Biela (#78): „Nach den harten Trainingstagen können wir mit dem zweiten Platz sehr zufrieden sein. Im Zeittraining lief es nicht so gut, weil wir beim Setup etwas daneben gegriffen haben. Heute war das Auto aber sehr gut, wir konnten die Pace des anderen R8 sehr gut mitgehen.“

Emanuele Pirro (#78): „Das war wirklich ein positives Rennen. Für uns war es ein sehr schwieriges Wochenende, weil wir Mühe hatten, die richtige Abstimmung zu finden. Wir haben das Auto über Nacht komplett umgebaut und sind mit vielen Fragezeichen in das Rennen gestartet. Als ich das Auto übernommen habe, war es sehr gut. Ich war richtig motiviert und bin ein gutes Rennen gefahren. Wir haben einen Doppelsieg geholt, und das ist gut für Audi.“

Dr. Wolfgang Ullrich, Audi Sportchef:
„Das war heute ein ganz extremes ‚Up and Down-Rennen´. Als die Autos aus der ersten Runde zurück kamen, waren wir schon alle etwas enttäuscht, denn wir wussten, wie schwierig es hier ist, zu überholen. So waren die Folgerunden auch ein permanenter Kampf für uns, einen Platz nach dem anderen gut zu machen. Nachdem das Auto von Dindo und Allan nach drei Kollisionen immer wieder wie Phoenix aus der Asche aufstieg, fiel die Entscheidung über den Sieg beim letzten Boxenstopp. Beide hatten etwa gleiche Standzeiten, aber die Verhältnisse auf der Runde in die Box und auf der aus der Box heraus scheinen unterschiedlich gewesen zu sein. So gab es nach diesem Boxenstopp einen Führungswechsel. Allan übernahm die Spitze von Emanuele, und das blieb so bis zur Zielflagge. Gegen Ende des Rennens mussten wir noch einmal aufpassen, denn durch eine Gelbphase konnte der BMW aufholen, aber unsere beiden R8 fuhren weiter konstante und schnelle Rundenzeiten, so dass sie ihren Abstand bis ins Ziel halten konnten.“

Reinhold Joest, Teamdirektor Audi Sport North America: „Ein Traum-Ergebnis für uns. Nach dem Start sah es nicht gerade danach aus, dass wir nach vorne kommen würden. Dindo hatte Glück, dass der platte Reifen gerade dann passierte, als er planmäßig an die Box zum Reifenwechsel musste. Heute hatten wir schon ein bisschen Glück auf unserer Seite. Im Gegensatz zu Panoz: Schade, denn sie waren hier wirklich schnell. Unsere R8 waren phantastisch, beide zuverlässig und schnell. Und unsere Piloten sind eigentlich mit jeder Runde besser geworden.

Ergebnis

1. Capello/McNish (Audi R8) 119 Runden
2. Biela/Pirro (Audi R8) + 0,352 Sek.
3. Lehto/Müller (BMW) + 11,331 Sek.
4. Gounon/Auberlen (BMW) - 3 Runden
5. Smith/Johansson (Reynard) - 3 Runden
6. Field/Sutherland (Lola) - 7 Runden
7. Angelelli/Taylor (Cadillac) - 8 Runden
8. Beretta/Wendlinger (Chrysler) - 10 Runden
9. Fellows/Pilgrim (Chevrolet) - 10 Runden
10. Archer/Donohue (Chrysler) - 10 Runden