Biografie Lucas Cruz
Zurück zur ÜbersichtDer Routinier
Dreimal hat Lucas Cruz als Beifahrer bislang die Rallye Dakar gewonnen. Dabei arbeitete der Spanier jedes Mal an der Seite von Carlos Sainz. Seit mittlerweile zwölf Jahren bestreitet das Spanier-Duo gemeinsam Marathon-Rallyes.
Kennengelernt haben sich die beiden 1994. „Carlos betreute damals ein Förderprojekt für den spanischen Rallye-Nachwuchs. Ich war einer der Teilnehmer“, berichtet Lucas Cruz. Es war die Zeit, als „El Matador“ in der Rallye-Weltmeisterschaft einer der führenden Fahrer war. Längst nennt auch Carlos Sainz seinen Co-Piloten „Freund“. Denn: „Ich vertraue Lucas wirklich und mag ihn sehr.“
Verständnis und Vertrauen sind für Lucas Cruz entscheidend für den Erfolg von Fahrer und Beifahrer bei Marathon-Rallyes. „Im Cockpit herrscht bei diesen Marathons immer Hochspannung, weil nur ein kleiner Fehler von einem von uns beiden zu großem Schaden führen kann“, erklärt Lucas Cruz. Diese Hochspannung führt manchmal auch zu Reibereien zwischen Pilot und Co-Pilot: „Wir müssen oft innerhalb von Millisekunden entscheiden, welchen Weg wir wählen. Da geht auch mal was schief und das stresst dann natürlich. Aber wir haben eine grundsätzlich gute Balance miteinander und finden immer wieder zusammen.“
Carlos Sainz bestätigt seinen Co-Piloten: „Außenstehende können sich nicht vorstellen, wie es auf manchen Etappen im Rallyeauto zugeht. Umso wichtiger ist, dass Fahrer und Beifahrer immer wieder auch außerhalb des Cockpits ihre Beziehung pflegen.“ Fehler gehören überall im Leben dazu, so Sainz. „Wenn Fehler passieren, müssen wir gerade im Rallyeauto in der Lage sein, danach schnell eine neue Seite aufzuschlagen. Wir müssen immer weiterarbeiten und bis zum Ende kämpfen.“
Trotz manch stressiger Momente: „Die Kommunikation mit Carlos ist wirklich gut. Wir haben eine sehr starke Partnerschaft, kennen uns gut, verbringen viel Zeit bei Tests und Rennen, und es herrscht ein guter Spirit.“ Jedenfalls für Lucas Cruz, seit er Mitte 2009 den Job des Navigators neben Sainz übernahm. „Mehr Freund als Kollege ist Carlos für mich“, sagt Cruz. Er vergleicht ihre über so viele Jahre gewachsene Beziehung mit der eines alten Ehepaars: „Du weißt meist ganz genau, was gerade im Kopf des anderen vorgeht.“
Das ist umso wichtiger, wenn der Stress steigt. Und in diesem Jahr erwartet der Spanier besonders harte Aufgaben: „Höhepunkt der Rallye werden die Prüfungen in einer etwas heißeren Gegend mit höheren Dünen sein, weshalb wir auch unsere Trainingsvorbereitungen bei etwas höheren Temperaturen durchführen. Das geht allerdings nicht draußen, sondern nur mit Indoor-Training. Die Rallye Dakar wird 2023 länger als zuvor und wir verbringen vier Tage mehr in der Wüste. Das wird hart für uns alle.“
Verschiedene Neuerungen für die Rallye Dakar 2023 bedeuten gesteigerte Herausforderungen auch für den Beifahrer. So sollen die Teilnehmer erstmals verschiedene Routen pro Tag fahren. „Dann fehlen die Referenzlinien vieler anderer Teilnehmer“, weiß Cruz. Die hohen Dünengebirge im Empty Quarter in Saudi-Arabien bringen noch eine andere Qualität ins Spiel: „Wenn wir in solchen Sektionen einen Kompasskurs halten müssen, ist das durchaus anspruchsvoll. Eine gerade Fahrtrichtung durch solche Sandberge beizubehalten, verlangt guten Orientierungssinn.“
All das spornt den Navigator aber offenbar noch mehr an. Seine Leidenschaft ist auch nach vielen Jahrzehnten in diesem Sport ungebrochen hoch. So hoch, dass er schon Wochen vor der Rallye Dakar halb im Scherz bekennt: „Ich lebe aktuell an zwei Orten: Mein Körper ist noch zu Hause, während meine Gedanken schon in Saudi-Arabien sind. Das ist nicht gerade einfach für den Rest der Menschen um mich herum.“
Diesen Enthusiasmus teilt Lucas Cruz mit seinem Fahrer, dessen Stimmung er so umschreibt: „Begeisternd, denn er ist immer voller Leidenschaft am Lenkrad, bleibt trotzdem aber immer sehr ruhig und relaxt“, antwortet Cruz. Für ihn besonders wichtig: „Wenn ich Zeit zum Analysieren und Rausfinden der besten Lösung brauche, dann versteht Carlos das und vertraut mir.“
Noch etwas, so Cruz, zeichne seinen Steuermann besonders aus: „Carlos ist ein superprofessioneller Motorsportler. Sein Ziel ist immer Exzellenz. Zu jeder Zeit versucht er, das Beste aus sich, seinem Beifahrer, seinem Auto, seinem Team, aus allem herauszuholen.“ Carlos Sainz fordere immer und überall, dass jeder Beteiligte sein Bestes gibt. Immer mit dem einen Fokus: zu gewinnen.
Biografie
Lucas Cruz (E)
Geburtsdatum: 26. Dezember 1974
Geburtsort: Barcelona (E)
Wohnort: Caldes de Montbui (E)
Familienstand: ledig, eine Tochter (Edurne)
Größe/Gewicht: 1,79 m/78 kg
Motorsport seit: 1994 (Audi-Beifahrer seit 2021)
Karriere als Beifahrer:
1994–2000 Rallye-Beifahrer
2001 Rallye Dakar (Fahrer José-Luis Monterde)
2006 Rallye Dakar (Fahrer Jean Pujol – Kategorie Trucks)
2007 Rallye Dakar (Fahrer Nani Roma)
2009 Rallye Dakar (Fahrer Nani Roma), 1. Platz Silk Way Rallye, 1. Platz Rally dos Sertoes (Fahrer jeweils Carlos Sainz)
2010 1. Platz Rallye Dakar, 1. Silk Way Rallye (Fahrer jeweils Carlos Sainz)
2011 3. Platz Rallye Dakar (Fahrer Carlos Sainz)
2012 Rallye Dakar (Fahrer Nasser Al-Attiyah)
2013 Rallye Dakar (Fahrer Nasser Al-Attiyah)
2014 3. Platz Rallye Dakar (Fahrer Nasser Al-Attiyah)
2015 Rallye Dakar (Fahrer Carlos Sainz)
2016 Rallye Dakar (Fahrer Carlos Sainz)
2017 Rallye Dakar (Fahrer Carlos Sainz)
2018 1. Platz Rallye Dakar (Fahrer Carlos Sainz)
2019 13. Platz Rallye Dakar, 2. Platz Rallye Marokko, 2. Platz Baja Sharqiyah (Fahrer jeweils Carlos Sainz)
2020 1. Platz Rallye Dakar, 2. Platz Baja Hail 1, 1. Platz Baja Hail 2 (Fahrer jeweils Carlos Sainz)
2021 3. Platz Rallye Dakar (Fahrer Carlos Sainz), Audi-Dakar-Projekt
2022 12. Platz Rallye Dakar (Fahrer Carlos Sainz) (Audi RS Q e-tron)
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