Seit 2015 setzt die zweite Generation des Audi R8 LMS Maßstäbe bei Leichtbau, Sicherheit und aerodynamischer Effizienz. Ende 2018 folgte eine optisch und technisch geänderte erste Evolutions-Baustufe. Die 2021 vorgestellte Variante evo II setzt den eingeschlagenen Weg konsequent fort. Das international erfolgreiche GT3-Modell aus Deutschland lässt sich ab sofort noch leichter in Rennsportklassen mit Amateur-Background einsetzen. Ebenfalls 2021 stellte die zweite Generation mit 138 gebauten Exemplaren einen Produktionsrekord auf und überholte das 137 Mal gefertigte Vorgängermodell.

Fünf Bereiche hat sich das Ingenieursteam für die zweite Evolution vorgenommen: die Aerodynamik, die Motorcharakteristik, die Innenraumklimatisierung, das Fahrwerk und die Traktionskontrolle. „In jedem einzelnen Bereich profitieren die Kundenteams im harten Rennalltag von unseren neuen Entwicklungen“, sagt Chris Reinke, Leiter Audi Sport customer racing. „Der Audi R8 LMS lässt sich leichter fahren und besser abstimmen. Und mit der Klimaanlage ermöglicht er einen höheren Konditionierungskomfort. Das fördert die Konzentration im Cockpit.“

Die optisch auffälligste Änderung ist der neue, von hinten aufgehängte Heckflügel. Er fügt sich nahtlos in die Familienansicht von Audi Sport customer racing ein, denn auch die GT2-Variante des R8 LMS und der Tourenwagen RS 3 LMS folgen diesem Prinzip. Statt aerodynamischer Spitzenwerte steht beim Audi R8 LMS evo II eine erneut verbesserte Fahrbarkeit im Vordergrund. Beim erzeugten Abtrieb entfällt nun ein geringerer Anteil als zuvor auf den Unterboden. Stattdessen entsteht ein größerer Prozentsatz über den Heckflügel. Damit ist der Mittelmotor-Sportwagen aerodynamisch unempfindlicher beim Anbremsen.

Bereits bei der vorherigen Evolutionsstufe ist es Audi gelungen, einen konstanteren Abtrieb über verschiedene Bereiche hinweg zu erzielen. Unterschiedliche Fahrhöhen, die die Teams durch Fahrwerkseinstellungen erzielen, aber auch die Fahrzustände bei verschiedenen Geschwindigkeiten oder in Situationen wie dem Anbremsen von Kurven und beim Beschleunigen haben seither geringere Auswirkungen auf den Luftstrom. Somit ergibt sich eine höhere aerodynamische Stabilität, die ein stetigeres Fahrgefühl vermittelt. 

Der Motor verfügt über ein neues Ansaugsystem mit besserem Drehmomentverlauf. Um 30 Millimeter verlängerte Ansaugwege erhöhen das Drehmoment im unteren und mittleren Drehzahlbereich. Damit bietet das fast serienmäßige Aggregat beim Herausbeschleunigen größeres Potenzial als bisher. 

Auch bei der Kraftübertragung profitieren die Teams von einer Verbesserung. Die bereits bekannte Traktionskontrolle passt den Kraftfluss vom Motor über die Dreischeiben-Rennkupplung und das sequenzielle Sechsganggetriebe zu den Reifen an die Fahrbahnbedingungen an. Im Cockpit lassen sich verschiedene Programmkennlinien auswählen. Neu ist die Möglichkeit, das Eingreifen der Traktionskontrolle am Kurvenscheitelpunkt und das Ende dieses Vorgangs unabhängig voneinander über den gesamten Verstellbereich zu regulieren. Zwei neue Schalter auf dem Lenkrad erleichtern diese verfeinerte Abstimmung.

Zu den überarbeiteten Bauteilen zählen auch die vierfach verstellbaren Stoßdämpfer im Fahrwerk. Sie lösen ihre zweifach variablen Vorgänger ab. Audi Sport hat die neue Lösung bereits bei Renneinsätzen auf dem Nürburgring erprobt. Der Vorteil für die Teams: die weiter aufgefächerten Einstellmöglichkeiten im Fahrwerk ohne zusätzliche Umbauten. 

Eine Klimaanlage rundet das Paket des R8 LMS evo II ab. Ihr Funktionsprinzip, dem Cockpit über einen Kältekreislauf Wärme zu entziehen, sie nach außen zu transportieren und dort abzugeben, entspricht dem eines üblichen Systems in straßenzugelassenen Fahrzeugen. Insbesondere bei längeren Distanzen und höheren Außentemperaturen hilft die Klimaanlage, die Konzentration im Cockpit zu wahren, Fehler zu vermeiden und stetigere Rundenzeiten zu erzielen. 

Während Audi Sport customer racing diese Neuerungen im Juli 2021 präsentiert hat, erhalten die Kundenteams ein in allen übrigen Bereichen bestens bewährtes Konzept. Das Chassis des Serienmodells und des direkt davon abgeleiteten Rennwagens entsteht seit September 2015 bei der Audi Sport GmbH in den Böllinger Höfen in derselben Anlage. Die Endmontage des Rennwagens erfolgt am Kundensport-Standort Biberach.

Eine Vorreiterrolle spielt die aktuelle Generation des Audi R8 LMS im Bereich der Sicherheit. Sie übertraf seit ihrem Erscheinen deutlich die Anforderungen des Reglements. So erfüllt der GT3-Sportwagen dank einer modifizierten Struktur des Vorderwagens und eines Crashelements aus CFK (kohlenstofffaserverstärkter Kunststoff) im Heck die Crashtest-Anforderungen für Le-Mans-Prototypen (LMP). Der aufwendige Audi Sport Protection Seat PS03 setzt mit seiner strukturellen Steifigkeit und seiner Adaptionsfähigkeit an verschiedene Körperstaturen Maßstäbe in der Sitztechnologie. Er ist fest mit dem Chassis verbunden, was die Steifigkeit erhöht. Ein schienengelagertes, verschiebbares Fußhebelwerk und eine in Höhe und Länge verstellbare Sicherheitslenksäule lassen sich vielseitig an individuelle Bedürfnisse anpassen. Audi Sport war mit der Bergeöffnung im Dach, wie sie von den DTM-Renntourenwagen bekannt ist, 2015 ein Pionier im GT3-Rennsport. Die Luke erlaubt es, den Helm nach einem Unfall wirbelsäulenschonend nach oben hin abzunehmen und ein Rettungskorsett (Kendrick Extrication Device) anzulegen. 

Eine weitere Kompetenz von Audi ist der Leichtbau. Trotz des zusätzlichen Gewichts, das die genannten Innovationen mit sich bringen, fällt das Trockengewicht des Rennwagens deutlich niedriger aus als zuvor. Das im Vergleich zur ersten Generation des Audi R8 LMS reduzierte Homologationsgewicht ist auch im Langstreckentrimm mit Zusatzscheinwerfern und Klimaanlage für Helm und Sitz mühelos zu erreichen. Der intelligente Materialmix aus Aluminium im Audi Space Frame (ASF) in Verbindung mit dem strukturellen CFK-Mitteltunnel und der CFK-Rückwand sowie dem Stahl-Überrollkäfig macht allein das Chassis um rund 30 Kilogramm leichter als bei der ersten Generation – es wiegt seit 2015 nur noch 252 Kilogramm. Zugleich ist die Torsionssteifigkeit des tragenden Rahmens um 39 Prozent gestiegen. 

Obwohl der Materialmix beim Rennwagen komplexer ist, hat Audi die Produktion von Serien- und Rennwagen noch enger vernetzt. In einer Fertigungsanlage in den Böllinger Höfen in Heilbronn stellt die Audi Sport GmbH beide Chassisvarianten im Verbund her. Zwar erhält der Rennwagen zum Beispiel angepasste Gussknoten aus Aluminium und einen Stahl-Überrollkäfig. Trotzdem bleibt das Rennsport-Chassis des R8 LMS bis zum Aufbau des Daches und der kathodischen Tauchlackierung (KTL), einer Art Grundierung, in den grundlegenden Produktionsprozess integriert. Erst anschließend werden in Heilbronn-Biberach die Rennwagen komplettiert.

Audi setzt beim R8 LMS dort auf Serienbauteile, wo sie im Rennsport technisch und wirtschaftlich sinnvoll sind. So entsteht der V10-Motor mit 5,2 Liter Hubraum und bis zu 430 kW (585 PS) Leistung im Rennsport auf dem gleichen Fertigungsband wie das Serienaggregat. Er bleibt nahezu unverändert und setzt mit einem Serviceintervall von 10.000 Kilometern und einem Revisionsintervall von 20.000 Kilometern Maßstäbe im Rennsport. Modifizierte oder vollständig neue Baugruppen setzt Audi Sport nur ein, wenn sie im Rennsport reglementbedingt notwendig sind oder wenn es die deutlich höheren Belastungen im Wettbewerb erfordern. So wird zum Beispiel das serienmäßige ASF-Chassis lediglich angepasst, während die Karosserie aus CFK besteht. Bei den Radaufhängungen sind reine Rennsport-Querlenker verbaut. Wie haltbar die Gesamtkonstruktion ist, beweist der Einsatz in Kundenhand. So haben im Langstrecken-Kundensport aktive Teams mit einzelnen Chassis des Audi R8 LMS innerhalb von weniger als drei Jahren über 75.000 Kilometer im Trainings- und Rennbetrieb absolviert.

Als Allround-Rennwagen für den Kundensport hat sich der Audi R8 LMS weltweit bewährt. Er besteht auf Rennstrecken in allen Klimazonen, hat Titel in Saudi-Arabien ebenso wie in Zentraleuropa, Asien, Australien oder Neuseeland gewonnen. Bei Sprint-Wettbewerben rund um den Globus hat sich das Modell ebenso durchgesetzt wie bei 12-Stunden-Rennen in Malaysia, Australien und den Gulf 12 Hours oder den 24-Stunden-Klassikern auf dem Nürburgring, in Spa, der GTD-Klasse in Daytona sowie in Dubai. Die langen Serviceintervalle ermöglichen einen wirtschaftlichen Betrieb, und dank seiner sportlichen Qualitäten und der ausgeprägten Sicherheit ist der Audi R8 LMS bei einer Klientel mit Profi- oder aber Amateurhintergrund gleichermaßen beliebt.