Mike Rockenfeller will nach seinem Sieg 2019 in Assen mehr. 2020 nimmt der DTM-Champion von 2013 seinen zweiten Titelgewinn ins Visier. Vor allem seine reifenschonende Fahrweise kann für den Deutschen dabei ein Schlüssel sein.

„Der Wettbewerb in der DTM wird 2020 bestimmt wieder enger“, sagt Mike Rockenfeller. Die logische Konsequenz für den DTM-Champion von 2013 ist deshalb: „Im Qualifying hatte ich in der vergangenen Saison die ein oder andere Schwäche. Daran werde ich noch konzentrierter arbeiten.“ Wobei ihn die letzten beiden DTM-Veranstaltungen 2019 optimistisch stimmen: „Da war ich jeweils unter den Top Fünf der Qualifikation, einmal sogar auf der Pole-Position.“

Um diesen Aufwärtstrend 2020 fortzusetzen, muss „Rocky“ vor allem mit seinem neuen Renningenieur Jamie Gomeche schnellstmöglich zu einer funktionierenden Einheit werden. „Das ist eine besondere Herausforderung, denn er ist neu in der DTM und neu in unserem Team“, sagt Rockenfeller. „Aber zum Glück habe ich ja auch schon ein bisschen Erfahrung“, fügt er hinzu.

Mike Rockenfeller nimmt bereits seine neunte Saison für das Audi Sport Team Phoenix in Angriff, mit dem er 2013 den DTM-Titel gewann und anschließend eine Berg-und-Tal-Fahrt durchlebte. Seit 2017 zeigt seine Formkurve, von kleineren Rückschlägen abgesehen, wieder nach oben. 

Bereits in seinem ersten Jahr beim Audi Sport Team Phoenix war Rockenfeller 2012 bester Audi-Pilot. 2013 holte er mit dem Audi RS 5 DTM den Meistertitel. „Das war ein sehr emotionales Erlebnis, auch weil ich so lange auf diesen Moment hingearbeitet hatte“, erinnert sich „Rocky“. Auch 2014 war er als Gesamtdritter der beste Audi-Pilot. Danach ging es bergab: Die damalige Reifengeneration passte nicht zu seinem reifenschonenden Fahrstil und auch im Eifelteam lief nicht mehr alles rund. 

Deshalb stand der Deutsche Ende 2016 vor der Gretchenfrage, nach zehn Jahren DTM etwas anderes zu machen oder noch einmal durchzustarten. „Rocky“ entschied sich für einen Neustart in der DTM – und zwar zusammen mit dem Team von Ernst Moser, in dem er seine erfolgreichsten DTM-Jahre hatte. „Ich war guter Dinge, dass wir es zurück an die Spitze schaffen“, sagt er. „Das Team und ich mussten beide aus dem Loch heraus. Wir mussten ein paar Dinge ändern, um wieder anders auftreten zu können.“

Mit den seit 2017 eingesetzten weicheren, ungeheizten Hankook-Reifen kam Rockenfeller von Anfang an gut zurecht und holte in Zandvoort endlich seinen nächsten DTM-Sieg. Auch 2019 waren die Niederlande für ihn ein erfolgreiches Pflaster: Bei der DTM-Premiere in Assen gewann Reifenflüsterer „Rocky“ auf dem rauen Asphalt des anspruchsvollen Motorrad-Grand-Prix-Kurses das Sonntagsrennen. 2020 nimmt er einen neuen Anlauf, seinen zweiten DTM-Titel zu holen. Sein runder, reifenschonender Fahrstil könnte ein Schlüssel dazu sein. „Die Turboautos, die wir seit 2019 in der DTM fahren, haben deutlich mehr Leistung als zuvor die Saugmotorautos. Das hat das Reifenmanagement durch den Fahrer noch wichtiger gemacht“, so „Rocky“.

Seit 2007 startet Mike Rockenfeller mit Audi in der Tourenwagen-Rennserie. Die ersten Jahre am Steuer eines Vorjahreswagens waren hart. Motivation holte sich „Rocky“ damals vor allem bei Sportwagen-Rennen, die er parallel zur DTM bestritt. 2010 gelang ihm mit dem Audi R15 TDI der Gesamtsieg bei den 24 Stunden von Le Mans, ein Jahr später hatte er beim französischen Langstrecken-Klassiker den schwersten Unfall seiner bisherigen Karriere – ausgerechnet in jenem Moment, als er in der DTM gerade Fuß gefasst und sein erstes DTM-Rennen gewonnen hatte. Die Titelhoffnungen musste der Deutsche begraben, weil er nach dem Unfall in Le Mans bei zwei Rennen fehlte.

Rückhalt geben „Rocky“ seine Eltern, Ehefrau Susanne und die beiden Söhne Phil und Paul. Auf der Schweizer Seite des Bodensees haben die Rockenfellers in seinem DTM-Meisterjahr 2013 ein Haus gebaut. Es hat auch einen eigenen Fitnessraum, in dem „Rocky“ konsequent seine Kondition trainiert und auf Topniveau hält. Gleichzeitig ist es der Sitz einer neuen Firma, die sich im E-Sport engagiert. „Der E-Sport entwickelt sich rasant und ich sehe in diesem Bereich für mich ein interessantes Betätigungsfeld – nicht als Fahrer, sondern als Business.“

Privat fährt Mike Rockenfeller einen Audi SQ8 TDI (Kraftstoffverbrauch kombiniert in l/100 km: 7,8; CO2-Emission kombiniert in g/km: 205–204; Angaben zu den Kraftstoffverbräuchen und CO2-Emissionen sowie Effizienzklassen bei Spannbreiten in Abhängigkeit vom verwendeten Reifen-/Rädersatz). Neben Familie und Motorsport hat er ein Faible für alte Autos – für einen gelernten Kfz-Meister nicht ungewöhnlich. Bislang letzter Neuzugang in der Sammlung ist ein Audi R15 TDI. „Es ist zwar nicht mein Le-Mans-Siegerauto, aber trotzdem ein Rennauto, an das ich tolle Erinnerungen habe“, sagt „Rocky“.

Biografie 

Mike Rockenfeller (D)

Geburtsdatum: 31. Oktober 1983
Geburtsort: Neuwied (D)
Wohnort: Landschlacht (CH)
Familienstand: verheiratet mit Susanne, zwei Söhne (Phil und Paul)
Größe/Gewicht: 1,75 m/69 kg
Motorsport seit: 1995 (Audi-Fahrer seit 2007)

Karriere

1995–2000 Kart
1997 1. Platz DMV Junior Cup
2000 1. Platz Jörg van Ommen Kart Cup
2001 4. Platz Formel König
2002 10. Platz Porsche Carrera Cup
2003 2. Platz Porsche Carrera Cup, Porsche Supercup
2004 1. Platz Porsche Carrera Cup, Porsche Supercup
2005 1. Platz GT2-Klasse FIA-GT-Meisterschaft, 1. Platz GT2-Klasse 24 Stunden Le Mans, 1. Platz GT2-Klasse 24 Stunden Spa
2006 1. Platz 24 Stunden Nürburgring, 5. Platz GrandAm-Serie, 8. Platz GT2-Klasse American Le Mans Series
2007 12. Platz DTM (Audi A4 DTM), 24 Stunden Le Mans (Audi R10 TDI)
2008 1. Platz Le Mans Series (Audi R10 TDI), 4. Platz 24 Stunden Le Mans (Audi R10 TDI), 11. Platz DTM (Audi A4 DTM)
2009 3. Platz 12 Stunden Sebring (Audi R15 TDI), 14. Platz DTM (Audi A4 DTM)
2010 1. Platz 24 Stunden Le Mans (Audi R15 TDI), 1. Platz 24 Stunden Daytona, 7. Platz DTM (Audi A4 DTM)
2011 6. Platz DTM (Audi A4 DTM), 1 Sieg, 24 Stunden Le Mans (Audi R18 TDI)
2012 4. Platz DTM (Audi A5 DTM), 3. Platz 24 Stunden Le Mans (Audi R18 ultra)
2013 1. Platz DTM (Audi RS 5 DTM), 2 Siege, ADAC Motorsportler des Jahres
2014 3. Platz DTM (Audi RS 5 DTM)
2015 10. Platz DTM (Audi RS 5 DTM), 1 Sieg, 3. Platz 24 Stunden Daytona
2016 19. Platz DTM (Audi RS 5 DTM), 2. Platz GTE-Klasse 24 Stunden Daytona
2017 4. Platz DTM (Audi RS 5 DTM), 1 Sieg, 1. Platz GTE-Klasse 12 Stunden Sebring
2018 11. Platz DTM (Audi RS 5 DTM), 3. Platz GTE-Klasse 24 Stunden Daytona
2019 4. Platz DTM (Audi RS 5 DTM), 1 Sieg
2020 DTM (Audi RS 5 DTM)