Vor dem Start der DTM-Saison 2019 sorgte Mike Rockenfeller abseits der Rennstrecke für Schlagzeilen: Der Audi-Werksfahrer beendete seine Social-Media-Aktivitäten.

„Ihr wisst wahrscheinlich, dass ich nie ein großer Fan von Social Media war und es keine Posts aus meinem Privatleben gab“, schrieb „Rocky“ auf Facebook seinen Fans. „Deshalb habe ich entschieden, meine Social-Media-Aktivitäten ganz einzustellen. Das ist einfach nicht mein Ding. Ich freue mich, Euch weiter bei den Rennen oder anderen Events zu treffen.“

Durch die vielen positiven Reaktionen der Fans fühlt sich der DTM-Champion des Jahres 2013 in seiner Entscheidung bestätigt. „Ich konnte mich mit dem Thema nie anfreunden. Und wenn man etwas nur halbherzig macht, sollte man es lieber bleiben lassen. Das ist einfach authentischer.“

Durchaus authentisch ist auch seine Vorfreude auf die neue DTM-Saison. „Ich liebe den neuen Turbomotor und bin sicher, dass die Fans ihn auch lieben werden“, schwärmt er. „Der Sound ist toll, das Auto viel schneller und spektakulärer. Mit Aston Martin kommen neue Gesichter und neue Farbe ins Spiel. Ich freue mich auf eine neue Ära in der DTM und spannende Rennen.“

Rockenfeller nimmt bereits seine achte Saison für das Audi Sport Team Phoenix in Angriff, mit dem er 2013 den DTM-Titel gewann, anschließend aber eine Berg-und-Tal-Fahrt durchlebte. Seit 2017 zeigt die Formkurve wieder nach oben, auch wenn es 2018 durch die für Audi insgesamt schwierige Saison einen kleinen Rückschlag gab. „Wir haben im Winter versucht, vieles zu ändern bei der Struktur und in der Herangehensweise“, erzählt „Rocky“. „Ich bin sehr guter Dinge, dass es für mich persönlich ein gutes Jahr wird.“

Weil kein Stein auf dem anderen blieb, dachte Rockenfeller sogar über eine neue permanente Startnummer nach: „So richtig toll läuft es ja nicht, seit ich mit der 99 fahre. Aber ich bin nicht abergläubisch und bleibe bei der 99. Es liegt an anderen Dingen, die man ändern sollte.“

Im ersten Jahr im Audi Sport Team Phoenix war Rockenfeller bester Audi-Pilot, 2013 holte er mit dem Audi RS 5 DTM den Meistertitel. „Das war ein sehr emotionales Erlebnis, auch weil ich so lange auf diesen Moment hingearbeitet hatte“, erinnert sich „Rocky“.

Auch 2014 war er als Gesamtdritter der beste Audi-Pilot. Danach ging es bergab: Die damalige Reifengeneration passte nicht zu seinem reifenschonenden Fahrstil und auch im Eifelteam lief nicht mehr alles rund. Deshalb stand der Deutsche Ende 2016 vor der Gretchenfrage, nach zehn Jahren DTM etwas anderes zu machen oder noch einmal durchzustarten.

„Rocky“ entschied sich für einen Neustart in der DTM – und zwar zusammen mit dem Team von Ernst Moser, in dem er seine erfolgreichsten DTM-Jahre hatte. „Ich war guter Dinge, dass wir es zurück an die Spitze schaffen“, sagt er. „Das Team und ich mussten beide aus dem Loch heraus. Wir mussten ein paar Dinge ändern, um wieder anders auftreten zu können.“

Mit den seit 2017 eingesetzten weicheren, ungeheizten Hankook-Reifen kam Rockenfeller von Anfang an gut zurecht. Die Zusammenarbeit mit seinem neuen Renningenieur Laurent Fedacou funktioniert und auch andere Änderungen an der DTM halfen ihm. 2019 nimmt er einen neuen Anlauf, seinen zweiten DTM-Titel zu holen.

Seit 2007 startet Rockenfeller mit Audi in der Tourenwagen-Rennserie. Die ersten Jahre am Steuer eines Vorjahreswagens waren hart. Motivation holte sich „Rocky“ vor allem bei Sportwagen-Rennen, die er parallel zur DTM bestritt. 2010 gelang ihm mit dem Audi R15 TDI der Gesamtsieg bei den 24 Stunden von Le Mans, ein Jahr später hatte er beim französischen Langstrecken-Klassiker den schwersten Unfall seiner bisherigen Karriere – ausgerechnet in jenem Moment, als er in der DTM gerade Fuß gefasst und sein erstes DTM-Rennen gewonnen hatte. Die Titelhoffnungen musste er begraben, weil er nach dem Unfall in Le Mans bei zwei Rennen fehlte.

Rückhalt geben „Rocky“ seine Eltern, Ehefrau Susanne und die beiden Söhne Phil und Paul. Auf der Schweizer Seite des Bodensees haben die Rockenfellers in seinem DTM-Meisterjahr 2013 ein Haus gebaut, das auch einen eigenen Fitnessraum hat, in dem sich „Rocky“ fit hält. Noch lieber schwingt er sich aber aufs Rennrad, häufig zu gemeinsamen Touren mit dem ehemaligen Radprofi Andreas Klöden.

Privat fährt Rockenfeller einen Audi SQ7 TDI. „Früher hatte ich einen RS 6, aber der SQ7 ist einfach perfekt für Familie und Sport“, sagt er. Neben Familie und Motorsport hat Mike Rockenfeller ein Faible für alte Autos – für einen gelernten Kfz-Meister nicht ungewöhnlich. Jüngster Neuzugang in der Sammlung ist ein Audi R15 TDI. „Zwar nicht mein Le-Mans-Sieger-Auto, aber trotzdem ein Rennauto, an das ich tolle Erinnerungen habe“, sagt „Rocky“. „Auch der R15 hatte einen Turbomotor.“

Biografie

Mike Rockenfeller (D)

Geburtsdatum: 31. Oktober 1983
Geburtsort: Neuwied (D)
Wohnort: Landschlacht (CH)
Familienstand: verheiratet mit Susanne, zwei Söhne (Phil und Paul)
Größe/Gewicht: 1,75 m/69 kg
Motorsport seit: 1995 (Audi-Fahrer seit 2007)

Karriere

1995–2000 Kart
1997 1. Platz DMV Junior Cup
2000 1. Platz Jörg van Ommen Kart Cup
2001 4. Platz Formel König
2002 10. Platz Porsche Carrera Cup
2003 2. Platz Porsche Carrera Cup, Porsche Supercup
2004 1. Platz Porsche Carrera Cup, Porsche Supercup
2005 1. Platz GT2-Klasse FIA-GT-Meisterschaft, 1. Platz GT2-Klasse 24 Stunden Le Mans, 1. Platz GT2-Klasse 24 Stunden Spa
2006 1. Platz 24 Stunden Nürburgring, 5. Platz GrandAm-Serie, 8. Platz GT2-Klasse American Le Mans Series
2007 12. Platz DTM (Audi A4 DTM), 24 Stunden Le Mans (Audi R10 TDI)
2008 1. Platz Le Mans Series (Audi R10 TDI), 4. Platz 24 Stunden Le Mans (Audi R10 TDI), 11. Platz DTM (Audi A4 DTM)
2009 3. Platz 12 Stunden Sebring (Audi R15 TDI), 14. Platz DTM (Audi A4 DTM), 24 Stunden Le Mans (Audi R15 TDI)
2010 1. Platz 24 Stunden Le Mans (Audi R15 TDI), 1. Platz 24 Stunden Daytona, 7. Platz DTM (Audi A4 DTM)
2011 6. Platz DTM (Audi A4 DTM), 1 Sieg, 24 Stunden Le Mans (Audi R18 TDI)
2012 4. Platz DTM (Audi A5 DTM), 3. Platz 24 Stunden Le Mans (Audi R18 ultra)
2013 1. Platz DTM (Audi RS 5 DTM), 2 Siege, ADAC Motorsportler des Jahres
2014 3. Platz DTM (Audi RS 5 DTM)
2015 10. Platz DTM (Audi RS 5 DTM), 1 Sieg, 3. Platz 24 Stunden Daytona
2016 19. Platz DTM (Audi RS 5 DTM), 2. Platz GTE-Klasse 24 Stunden Daytona
2017 4. Platz DTM (Audi RS 5 DTM), 1 Sieg, 1. Platz GTE-Klasse 12 Stunden Sebring
2018 11. Platz DTM (Audi RS 5 DTM), 3. Platz GTE-Klasse 24 Stunden Daytona
2019 4. Platz DTM (Audi RS 5 DTM), 1 Sieg