Audi will in der Automobilindustrie die Führungsrolle beim nachhaltigen Umgang mit den natürlichen Ressourcen übernehmen. Unter dem Begriff Audi balanced mobility richtet das Unternehmen seine Aktivitäten auf ein großes Ziel aus – die ganzheitliche CO2-neutrale Mobilität.

Das Audi e-gas project, dessen erste Phase jetzt startet, ist ein Eckpfeiler des Gesamtvorhabens. Als erster Premium-Automobilhersteller weltweit baut Audi eine Kette von nachhaltigen Energieträgern auf, die mit Windkraft beginnt. Am Ende der Kette werden sauberer Strom, Wasserstoff und Methangas stehen – sie machen die Elektro-, Brennstoffzellen- und Gas-Autos der nahen Zukunft mobil. Die neue Technologie bietet weitere große Potenziale – sie kann der Energie­wirtschaft dabei helfen, das Problem der Speicherung von sauberem Strom zu lösen.

Der erste Baustein im Audi e-gas project sind die Windräder. Audi investiert in vier große Anlagen in einem Offshore-Windpark in der Nordsee. Die neuen Windräder leisten je 3,6 Megawatt und können im Jahr etwa 50 GWh Strom erzeugen – genug, um den Bedarf einer mittelgroßen Stadt zu decken. Mit einem Teil des Ökostroms lassen sich 1.000 A1 e-tron herstellen und beispielsweise jeweils 10.000 km pro Jahr betreiben – nach der Maxime, dass Elektroautos von Audi vorwiegend mit nachhaltig erzeugtem Strom fahren sollen.

Der zweite Baustein im Projekt ist die e-gas Anlage. Die weltweit erste Anlage ihrer Art soll 2013 in Werlte (Emsland) in Betrieb gehen. Der erste Spatenstich erfolgt im Juli 2011; Audi investiert einen hohen zweistelligen Millionenbetrag in den Bau. Mittelfristig sollen weitere Anlagen folgen. Mit im Boot sind drei Projektpartner – das Stuttgarter Unternehmen SolarFuel GmbH, das Zentrum für Sonnenenergie und Wasserstoff-Forschung (ZSW) in Stuttgart, das Fraunhofer Institut für Windenergie und Energiesystemtechnik (IWES) in Kassel und die EWE Energie AG.

Die e-gas-Anlage besteht aus zwei Hauptkomponenten; die erste von ihnen ist der Elektrolyseur. Er wird mit sauberem Strom – auch mit dem Strom der nahe gelegenen Audi-Windräder – betrieben. Mit Polymer-Elektrolytmembranen spaltet er Wasser in seine Bestandteile Wasserstoff und Sauerstoff. Der Wasserstoff kann künftig als Antrieb für Brennstoffzellen-Fahrzeuge wie dem Audi Q5 HFC dienen. In der ersten Projektphase wird er jedoch noch nicht direkt genutzt; er gelangt in einen Speichertank und weiter zur Methanisierungsanlage.

Die Methanisierungsanlage verknüpft den Wasserstoff thermochemisch mit Kohlenstoffdioxid zu Methan, zu synthetischem Erdgas. Eine angeschlossene Abfall-Biogasanlage liefert das dafür notwendige CO2, das sonst in die Atmosphäre gelangen und sie belasten würde. Die Anlage in Werlte soll pro Jahr mit 6,3 MW Leistung etwa 1.000 Tonnen Methan produzieren und dabei 2.800 Tonnen CO2 binden. Im Januar 2011 hat Audi vor Ort zu Testzwecken eine Laboranlage mit 25 kW Leistung installiert. Sie konnte auf Anhieb Methan in der erforderlichen Qualität herstellen.

Das regenerativ erzeugte Methan, das bei Audi e-gas heißt, wird in das deutsche Erdgasnetz und somit in das CNG-Tankstellennetz eingespeist, dort ersetzt es fossiles Import-Erdgas. Der neue Kraftstoff kann die künftigen, speziell modifizierten Erdgas-Fahrzeuge von Audi antreiben, etwa den A3 TCNG, der 2013 auf den Markt kommen soll.

1.500 A3 TCNG können mit der erwarteten Gasmenge aus der Anlage jeweils 15.000 km pro Jahr fahren; dabei bleiben noch 150 Tonnen e-gas übrig. Sie lassen sich im öffentlichen Netz speichern und bei Bedarf von anderen Verbrauchern nutzen – zum Beispiel von Blockheizkraftwerken, die damit an Tagen mit wenig Wind und Sonne Öko-Strom und Wärme produzieren.

Das Audi e-gas project besitzt das Potenzial, das drängendste Problem der nachhaltigen Energiewirtschaft in Deutschland zu lösen. Die Zukunft gehört den erneuerbaren Energien, ihre Produktion unterliegt jedoch naturbedingten Schwankungen. Die heute existierenden Speicher wie Pumpspeicherkraftwerke  können nur einen kleinen Bruchteil von ihnen auffangen, und mit dem Ausbau der Kapazitäten werden die Überschüsse weiter wachsen.

Das Konzept der Methanisierung mithilfe regenerativer Energie löst das Problem: Das Stromnetz wird mit dem unterirdischen Gasnetz gekoppelt, dort lassen sich die Überkapazitäten monatelang speichern. Das Potenzial des Gasnetzes beträgt immense 220 Terrawattstunden (TWh); Stromspeicher können heute lediglich 0,04 TWh aufnehmen. Aus dem Gasnetz lässt sich die Energie durch Rückver­stromung bei Bedarf jederzeit ins Stromnetz zurückführen.

Die angegebenen Ausstattungen und Daten beziehen sich auf das in Deutschland angebotene Modellprogramm. Änderungen und Irrtümer vorbehalten.