Le Mans 2002
Nach 24 Stunden fährt Emanuele Pirro als erster über die Ziellinie

Nach dem Dreifachsieg bei den 24 Stunden von Le Mans blieb dem erfolgreichen Audi Team keine Zeit zum Durchatmen. Unmittelbar im Anschluss an den historischen Triumph beim härtesten Autorennen der Welt begannen beim Team Audi Sport North America die Vorbereitungen für einen „Doppelschlag“ in der American Le Mans-Serie (ALMS): In Mid-Ohio und Road America stehen am 30. Juni und 7. Juli gleich zwei ALMS-Rennen innerhalb einer einzigen Woche auf dem Programm.

Da in den USA exakt jene beiden Infineon Audi R8 eingesetzt werden, die in Le Mans die ersten beiden Plätze belegten, begann für die Audi Mannschaft ein Wettlauf gegen die Zeit. Die beiden R8 wurden komplett zerlegt, wieder aufgebaut und nach einem kurzen Roll-out per Flugzeug in die USA geschickt.

Dort stehen die Audi Piloten vor der Aufgabe, nach dem dritten Le Mans-Sieg in Folge nun auch den Hattrick in der American Le Mans-Serie (ALMS) zu schaffen. 2000 und 2001 hat Audi in Nordamerika jeweils den ALMS-Titel gewonnen.

Für das Rennen in Mid-Ohio ist die Audi Mannschaft besonders motiviert: Im vergangenen Jahr war der Infineon Audi R8 auf der Berg-und-Tal-Bahn im Herzen des US-Bundesstaates Ohio das überlegene Auto. Trotzdem hatte im Rennen Panoz die Nase vorne, weil ein Audi einen unplanmäßigen Boxenstopp einlegen musste und der andere Werks-R8 eine Stop-and-Go-Strafe verbüßte. Nachdem sich Audi auch beim zweiten Lauf der Saison 2002 in Sears Point zuletzt knapp dem amerikanischen Frontmotor-Sportwagen geschlagen geben musste, gibt es in Mid-Ohio für Audi nur ein Ziel: den Sieg.

Doch nicht nur Panoz will einen weiteren Triumph der Infineon Audi R8 verhindern. Das Audi Kundenteam Champion Racing, das mit Johnny Herbert die Gesamtwertung der ALMS anführt, hat sich fahrerisch verstärkt: Neuer Partner von Herbert am Steuer des ADT Champion Audi R8 ist der Schwede Stefan Johansson, der bereits beim 12-Stunden-Rennen in Sebring für Champion Racing startete und dabei Rang zwei belegte.

Völliges Neuland betreten die Audi Piloten eine Woche später in Road America. Auf dem anspruchsvollen Kurs bei Elkhart Lake im US-Bundesstaat Wisconsin wird erstmals ein ALMS-Lauf ausgetragen, der über eine Distanz von 500 Meilen führt und damit ein echtes Langstreckenrennen ist.


Stimmen vor den Rennen in Mid-Ohio und Road America

Frank Biela (Infineon Audi R8 #1):
„Nach Le Mans ist Mid-Ohio genau das Gegenteil. Die Strecke ist kurvig, relativ langsam, aber sehr anspruchsvoll und hart für die Fahrer. Wenn es heiß sein sollte, wird es ein anstrengendes Rennen. Der R8 war in Mid-Ohio schon letztes Jahr sehr gut. In diesem Jahr haben wir noch mehr Abtrieb, was sich auf einem so kurvenreichen Kurs positiv bemerkbar machen sollte. Zu Road America kann ich nicht viel sagen: Ich war noch nie da und kenne die Strecke nicht – sie soll aber interessant sein und ich freue mich über jeden neuen Kurs.“

Emanuele Pirro (Infineon Audi R8 #1): „Mid-Ohio und Road America sind für mich – neben Laguna Seca – die schönsten Strecken im ALMS-Kalender. Frank und ich liegen in der Meisterschaft nach den ersten beiden Rennen relativ weit zurück. Aber wir haben im vergangenen Jahr gesehen, dass man nie aufgeben darf und sich das Blatt am Ende noch wenden kann. Wenn ich ganz ehrlich bin, drücke ich aber ‚Dindo’ im Titelkampf die Daumen: Er hat sich so sehr einen Le Mans-Sieg gewünscht und hätte ihn auch verdient gehabt. Vielleicht klappt es mit dem ALMS-Titel.“

Rinaldo Capello (Infineon Audi R8 #2): „Nach dem Rennen in Le Mans war ich natürlich etwas enttäuscht, aber jetzt konzentriere ich mich ganz auf die ALMS und freue mich auf die nächsten Rennen: Mid-Ohio und Road America sind zwei sehr interessante Strecken. In Mid-Ohio haben Tom und ich nach dem Pech im letzten Jahr noch etwas gut zu machen. Road America kenne ich zwar nur aus dem Fernsehen, aber was ich da gesehen habe, hat mir sehr gut gefallen.“

Tom Kristensen (Infineon Audi R8 #2): „Mid-Ohio ist ein relativ langsamer, winkeliger Kurs, der aber viele interessante Kurven hat. Ich mag Mid-Ohio sehr, letztes Jahr habe ich dort die Pole Position geholt. Ganz besonders freue ich mich auf Road America. Ich kenne die Strecke zwar noch nicht, aber Jacques Villeneuve hat mir erzählt, das sei der beste Kurs in den Staaten. Und ich habe am 7. Juli auch noch Geburtstag.“

Johnny Herbert (ADT Champion Audi R8 #38): „Ich muss regelmäßig punkten, um meine Tabellenführung zu verteidigen. Die Werks Audi und Panoz werden mir das Leben bei den nächsten Rennen nicht leicht machen. Champion Racing wird mir zweifellos ein konkurrenzfähiges Auto geben und der ALMS-Titel ist ganz klar mein Ziel. Letztes Jahr wurde ich in Mid-Ohio nur Fünfter, dieses Mal muss ein Platz auf dem Podium herausspringen.“

Stefan Johansson (ADT Champion Audi R8 #38): „Dass ich gemeinsam mit Johnny für Champion Racing fahren kann, ist großartig, denn es ist für mich ein Schritt zurück in die Audi Familie. Ich habe schon immer gerne mit Audi zusammengearbeitet, und der R8 ist das beste Rennauto, das ich je gefahren bin. Ich war enttäuscht, das Audi Programm mit meinem eigenen Team nicht fortsetzen zu können, nachdem die European Le Mans-Serie abgesagt wurde und wir keine Einladung nach Le Mans bekamen. Umso mehr freue ich mich, nun wieder zurück zu sein.“

Ralf Jüttner, Technischer Direktor Audi Sport North America: „Mit Mid-Ohio haben wir noch eine Rechnung offen: Wir waren dort im letzen Jahr sehr stark und hätten das Rennen eigentlich gewinnen müssen – haben wir aber nicht... Die Strecke in Mid-Ohio ist toll, ein klassischer Sportwagen-Kurs, der auch viele Zuschauer anlockt. Noch beeindruckender ist Road America – eine ganz phantastische Strecke mit sehr schnellen Kurven, die den Fahrern einiges abverlangen. Joest Racing hat gute Erinnerungen an Road America: Wir haben dort 1992 einen Doppelsieg geholt. Keiner der Audi Fahrer kennt Road America. Aber unsere Piloten haben schon mehr als einmal bewiesen, dass sie neue Strecken schnell lernen.“

Dr. Wolfgang Ullrich, Audi Sportchef: „Ab jetzt wird Johnny Herbert zu einem Halbgegner: Er fährt zwar einen Audi, aber gegen unser Werksteam. Auch dank seines neuen starken Copiloten Stefan Johansson wird es im Titelkampf der American Le Mans-Serie richtig interessant werden. Auch Panoz dürfen wir nicht unterschätzen: Nach ihrem Pech in Le Mans werden sie voll motiviert sein. Das gilt natürlich auch für ‚Dindo’: Weil es für ihn in Le Mans wieder nicht geklappt hat, muss sein Ziel jetzt der ALMS-Titel sein. Für Spannung ist also gesorgt.“


Der Zeitplan in Mid-Ohio

Freitag, 28. Juni
13:05 – 14:35 Uhr (19:05 – 20:35 Uhr) Freies Training

Samstag, 29. Juni
08:00 – 09:00 Uhr (14:00 – 15:00 Uhr) Freies Training
11:30 – 12:30 Uhr (17:30 – 18:30 Uhr) Freies Training
15:45 – 16:05 Uhr (21:45 – 22:05 Uhr) Zeittraining (Prototypen)

Sonntag, 30. Juni
08:00 – 08:30 Uhr (14:00 – 14:30 Uhr) Warm-up
14:00 – 16:45 Uhr (20:00 – 22:45 Uhr) Rennen (2:45 Stunden)

Der Zeitplan in Road America

Freitag, 5. Juli
12:00 – 13:30 Uhr (19:00 – 20:30 Uhr) Freies Training


Samstag 6. Juli
08:00 – 09:00 Uhr (15:00 – 16:00 Uhr) Freies Training
11:00 – 12:00 Uhr (18:00 – 19:00 Uhr) Freies Training
15:10 – 15:30 Uhr (22:10 – 22:30 Uhr) Zeittraining (Prototypen)

Sonntag, 7. Juli
08:00 – 08:25 Uhr (15:00 – 15:25 Uhr) Warm-up
12:15 – 16:45 Uhr (19:15 – 23:45 Uhr) Rennen (500 Meilen)

(In Klammern die Zeiten in Deutschland)

Stand Fahrerwertung

1. Johnny Herbert (Audi) 51 Punkte
2. Tom Kristensen (Audi) 44 Punkte
3. Rinaldo Capello (Audi) 43 Punkte
4. James Weaver (Riley&Scott-Lincoln) 40 Punkte
5. Bryan Herta (Panoz) 38 Punkte
Bill Auberlen (Panoz) 38 Punkte
7. David Brabham (Panoz) 36 Punkte
8. Chris Dyson (Riley&Scott-Lincoln) 35 Punkte
9. Frank Biela (Audi) 33 Punkte
Emanuele Pirro (Audi) 33 Punkte

Stand Markenwertung

1. Audi 51 Punkte
2. Panoz 43 Punkte
3. Riley & Scott 41 Punkte
4. Ascari 19 Punkte
5. Cadillac 16 Punkte
6. Lola 15 Punkte