• Pilotprojekt am Standort Neckarsulm zeigt, wie die Transformation durch gezielte Kompetenzentwicklung gelingen kann
  • Zwölf Audianer_innen aus der Fertigung bereiten sich in Theorie und Praxis auf die Arbeit im IT-Bereich vor
  • Erfolgsinitiative, die jetzt auch am Standort Ingolstadt startet
Mitarbeitende gestalten Transformation: Digitale Qualifizierung bei Audi nimmt weiter Fahrt auf
Sören Gall (links) und Bünyamin Akdemir sind Teilnehmende des Neckarsulmer Pilotprojekts „Digital Shift in Produktion und Logistik“. In Theorie und Praxis machen sie sich fit für die Digitalisierung von Produktions- und Logistikprozessen. Das Neckarsulmer Programm ist eine Blaupause für weitere Transformationsprojekte. So erfolgt nun auch eine Ausweitung des Digital Shift-Prinzips am Standort Ingolstadt.

Mit dem „Digital Shift“ ist ein zukunftsweisendes Pilotprojekt zur Transformation am Audi-Standort Neckarsulm gestartet. Dabei erhalten Mitarbeitende die Möglichkeit, sich für Zukunftsjobs in der digitalen Produktion zu qualifizieren. Ein unkonventionelles Recruitingkonzept setzt dabei auf Interessen statt Abschlüsse. Diese Qualifizierungsinitiative ist die Blaupause für weitere Pilotprojekte. Unter dem Projektnamen „Digital Future“ werden jetzt auch am Standort Ingolstadt IT-affine Mitarbeitende weiter qualifiziert.

Gestartet ist das Leuchtturmprojekt „Digital Shift – in Produktion und Logistik“ mit zwölf Mitarbeitenden aus der Fertigung, die sich nach interner Ausschreibung für die Weiterqualifizierung beworben haben. Das Ziel: Die Audianer_innen fit für die Digitalisierung von Produktions- und Logistikprozessen zu machen. „Bei Audi schlummern zahlreiche Talente. Viele haben neben ihrer beruflichen Tätigkeit verborgene Fähigkeiten und Kenntnisse, die es zu fördern gilt“, sagt Ivan Jukic, Leiter IT am Standort Neckarsulm. „Einige programmieren in ihrer Freizeit Websites oder beschäftigen sich mit der Optimierung von Gaming-PCs. Genau diese Mitarbeitende wollen wir mit dem Programm ansprechen, um unsere digitalen Kompetenzen am Standort weiter auszubauen“, so Jukic.

Alle Teilnehmenden bereiten sich im Wechsel zwischen Schulungen und praktischem Lernen auf die Arbeit im Bereich IT vor. Dort erwarten sie während und nach der Qualifizierung Tätigkeiten im Applikationsbetrieb, in der Softwareentwicklung oder in der IT-Infrastruktur. Das theoretische Wissen bekommen sie über die Audi Akademie vermittelt. Zum Programm gehören Grundlagenkurse zu Hard- und Software genauso wie Schulungen zu Spezialthemen wie Big Data, Cyber Security oder SAP-Anwendungen. Die Weiterbildung dauert sechs bis 18 Monate – je nach Vorkenntnissen, individueller Lerngeschwindigkeit und Anforderungsprofil der künftigen Tätigkeit. Qualifizierungsberater_innen der Audi Akademie und Verantwortliche aus dem Fachbereich begleiten die Mitarbeitenden und passen die Dauer sowie Inhalte je nach Lernfortschritt und Kompetenzaufbau an.

Interner Auswahlprozess: Motivation, Interessen und Fähigkeiten statt Abschlüsse

Das Recruitingkonzept für den Piloten ist eher unkonventionell. „Wir haben uns nicht klassisch am Werdegang unserer Mitarbeitenden orientiert, sondern haben geschaut: Wer hat eine IT-Affinität? Wir haben Menschen gesucht, die fern ab von ihren Abschlüssen Leidenschaft und Potential für Digitalisierungs- und IT-Themen mitbringen“, sagt Stefanie Ulrich, Personalleiterin am Standort Neckarsulm. Parallel identifizierte das Team der Weiterbildung die Kompetenzen, welche die jeweiligen Fachbereiche benötigen. Diese Anforderungen wurden dann mit den Bewerbungen abgeglichen und auf der Basis das Qualifizierungskonzept definiert. Elf der zwölf Teilnehmenden haben bei Audi bereits eine Ausbildung absolviert: Die eine Hälfte in der Elektrotechnik, die andere im Bereich Karosseriebau, Lagerlogistik, Fertigungs-, Werkzeug- und Maschinenbaumechanik.

Das Programm ist ein gutes Beispiel für die Transformationsbestrebungen bei Audi. Die Marke stellt sich für die Zukunft auf, mit Mut und Entschlossenheit, mit Willen zum Wandel und im klaren Bewusstsein für die eigene DNA. Das erfordert auch in der Belegschaft neue Denk- und Arbeitsweisen. Auch Rolf Klotz, Betriebsratsvorsitzender in Neckarsulm, ist überzeugt, dass der Digital Shift neue Perspektiven öffnet: „Das Programm bietet vielen Kolleg_innen auf unkonventionelle Art und Weise die Chance, sich fit für die Transformation zu machen. Es muss weiterhin das Ziel sein, mehr kreative Qualifizierungsmöglichkeiten zu schaffen. In unserer Belegschaft schlummern noch viele verborgene Talente, deren Entfaltung wir gemeinsam fördern müssen.“

Erfahrungen der Mitarbeitenden: Vom Hobby zum Beruf

Bünyamin Akdemir und Sören Gall sind zwei der Teilnehmenden des Digital Shifts. Akdemir wird nach Absolvieren des Programms für Audi als Produktmanager in der IT-Infrastruktur arbeiten. Mit dem Digital Shift hat Akdemir die Chance ergriffen, sein Hobby zum Beruf zu machen. 2004 begann er bei Audi eine Ausbildung zum Karosserie- und Fahrzeugbaumechaniker, anschließend arbeitete er als Fertigungskraft im Karosseriebau und später als Karosseriebauer im Bereich Oberfläche und Sonderfahrzeuge. „Mich jetzt gemeinsam mit dem Unternehmen weiterzuentwickeln, ist eine tolle Chance“, sagt Akdemir. „Ich habe schon immer eine Affinität zu digitalen Themen gehabt. Erst kürzlich habe ich beim familiären Hausbau Smart-Home-Anwendungen programmiert und wieder einmal festgestellt, wie viel Spaß mir das macht. Als ich von der Weiterqualifizierung erfuhr, habe ich mich direkt beworben.“

Auch Sören Gall ist schon lange Audianer. 2009 begann er seine Berufsausbildung zum Elektroniker für Automatisierungstechnik in Neckarsulm. Daraufhin trat er ein Bachelorstudium in Produktion und Prozessmanagement an. Während seines Praxissemesters arbeitete er bei Audi im Anlauf- und Analysezentrum, anschließend im Bereich Instandhaltung. Dort kümmerte er sich unter anderem um die Bedarfs- und Beschaffungsplanung bei der Projektierung von Neuanlagen. Schon während dieser Tätigkeit ergaben sich täglich Berührungspunkte mit SAP-Anwendungen. Eine gute Basis für die Weiterqualifizierung im Bereich SAP Inhouse-Beratung und SAP-Systemintegrität: „Für die Kolleg_innen in meinem ehemaligen Fachbereich war ich im Tagesgeschäft ohnehin bereits oft der Ansprechpartner in SAP-Fragen. Das hat mich darin bestärkt, mich nun vom Anwender zum Gestalter von IT-Lösungen weiterzubilden“, erzählt Gall.

Beide Teilnehmende sind sich einig: Der Weg der Transformation bedeutet auch, immer wieder seine Komfortzone zu verlassen und offen für Neues zu sein. Das erfordert ein hohes Maß an Eigeninitiative, Disziplin und Selbstständigkeit. Gleichzeitig gebe es große Unterstützung von Fachbereich, Personalwesen, Betriebsrat und Audi Akademie sowie regelmäßige Feedbackgespräche. „Das fühlt sich sehr wertschätzend an“, so Gall.

Digital Shift: Vorreiter in der Transformation

Vor dem Hintergrund des fundamentalen Wandels der Branche ist das Pilotprojekt Digital Shift ein Mosaikstein in der Personaltransformation von Audi. „Das Qualifizierungsprogramm ist eine Blaupause für weitere Transformationsprojekte. Wir sammeln wertvolle Erfahrungen im Kleinen, die wir dann hochskalieren und auf andere Bereiche übertragen können“, sagt Stefanie Ulrich. So erfolgt nun auch eine Ausweitung des Digital Shift-Prinzips am Standort Ingolstadt. Unter dem Namen „Digital Future“ können sich ab sofort IT-affine Audi-Mitarbeiter_innen für eine Weiterbildung im IT-Bereich melden. Die potentiellen Kandidat_innen kommen dabei nicht mehr allein aus der Fertigung, sondern werden gezielt auch aus anderen Berufsfeldern angesprochen.

Auch das Neckarsulmer Pilotprojekt wird fortgeführt und geht noch in diesem Jahr in die zweite Runde. Dabei fließt das stetige Feedback der aktuellen Teilnehmenden in die Weiterentwicklung des Konzepts ein. „Jetzt geht es darum, die Transformation weiter in die Umsetzung zu bringen. Gemeinsam treiben wir den digitalen Wandel am Standort konsequent voran“, sagt IT-Leiter Ivan Jukic. Auf dem Weg zu einem führenden Werk für digitale Produktion und Logistik innerhalb des Volkswagen-Konzerns ist der Digital Shift ein Bestandteil in der Transformation und langfristigen Entwicklung des Standorts Neckarsulm.