• Neuer Rekord in der Formel E: Audi-Pilot holt fünf Pokale in Folge
  • Lucas di Grassi kämpft sich auf Platz drei in der Meisterschaft vor
  • Alle Titelentscheidungen fallen erst am Finalwochenende in New York 
Formel E, Zürich E-Prix 2018
Lucas di Grassi

Der Champion ist wieder da: Mit dem Sieg beim Formel-E-Rennen in Zürich hat sich Lucas di Grassi am Sonntag auf den dritten Platz in der Meisterschaft nach vorn gekämpft. Im Interview gibt di Grassi Einblicke in seine Gefühlswelt und formuliert sportliche Ziele und private Highlights. Im Kampf um die Krone in der Teamwertung der Formel E bleibt es unterdessen extrem spannend, die Entscheidung fällt erst bei den beiden Finalrennen in New York (14./15. Juli).

Es war 20:40 Uhr am Sonntagabend, als Lucas di Grassi nach seinem spektakulären Sieg endlich mit seinem Team feiern durfte. Zuvor hatte der Brasilianer einen kleinen Marathon aus Podiumszeremonie, Pressekonferenz, zahlreichen TV-Interviews und Dopingtest absolviert. Am Ufer des Zürichsees löste di Grassi dann sein Versprechen, das er seinen Mechanikern drei Tage zuvor gegeben hatte, ein und sprang aus gut sechs Metern Höhe mit einem Salto ins Wasser.

Gründe für eine ausgelassene Party gab es genug: Mit seinem Sieg beim ersten internationalen Autorennen in der Schweiz seit 1954 hat Lucas di Grassi ein kleines Stück Motorsportgeschichte geschrieben. Es war sein fünfter Pokal in Folge und der 25. Podiumsplatz insgesamt – beides Bestwerte in der vollelektrischen Rennserie. Und das nächste Ziel steht schon fest: Bei den letzten beiden Rennen in New York Mitte Juli wollen Daniel Abt und Lucas di Grassi nach dem Titel in der Teamwertung greifen

Kurzinterview mit Lucas di Grassi

Ihren Sieg haben Sie mit einem Sprung in den Zürichsee gefeiert. Sind die Klamotten schon wieder getrocknet vom Champagner und Wasser?
Ja, obwohl mir der Champagnerduft am Overall prinzipiell immer gut gefällt, war der Rennanzug inzwischen in der Waschmaschine. Aber das schöne Gefühl bleibt! Und mit ein paar Tagen Abstand und nachdem ich die ganzen Berichte gelesen habe, ist es vielleicht sogar noch größer geworden: So viele Jahre nach dem letzten Motorsportevent in der Schweiz dieses Rennen zu gewinnen, bedeutet mir sehr viel. Auch deshalb, weil es rundum ein so fantastisches Wochenende war.

Wird so ein Sprung jetzt zur Tradition bei Ihnen? Auch beim nächsten Rennen in New York liegt die Rennstrecke ja direkt am Wasser ...
(lacht) Ich glaube, das lasse ich bei der starken Strömung des East River mal lieber bleiben und überlege mir etwas Neues. Aber im Ernst: Die kurze spontane Party, bei der nach mir ja auch noch Dieter Gass und Allan McNish in den See gesprungen sind, symbolisiert ganz gut, wie ausgezeichnet die Stimmung bei uns im Team ist: Wir arbeiten hart und konzentriert. Wir haben unser Ziel klar im Blick. Und gleichzeitig können wir bei Erfolgen auch kräftig feiern.

Nach drei Rennen noch Letzter, jetzt schon Dritter in der Meisterschaft, fünf Podiumsplätze hintereinander – kein anderer Pilot hat in den letzten fünf Rennen mehr Punkte geholt als Sie. Wie gut fühlt sich das an?
Solche Statistiken schaue ich mir immer mit gemischten Gefühlen an: Einerseits ist es natürlich toll, was für eine starke Serie wir als Team gerade hinlegen und welche Rekorde wir vielleicht aufstellen. Auf der anderen Seite denke ich auch manchmal: Was wäre, wenn für uns zu Saisonbeginn alles etwas glatter gelaufen wäre? Oder wenn wir auch noch das inzwischen abgesagte Rennwochenende in Montreal hätten, um weiter aufzuholen? Es ist aber müßig, zu viele Gedanken daran zu verschwenden. Wir konzentrieren uns jetzt voll auf die Zukunft und unser großes Ziel, den Teamtitel in der Formel E.

Den Rückstand auf Techeetah in der Teamwertung hat Ihre Mannschaft auf 33 Punkte verkürzt. Sie haben Erfahrung mit großen Aufholjagden am Finalwochenende. Was ist die Strategie für die beiden letzten Rennen in New York?
In der vergangenen Saison bin ich mit 23 Punkten Rückstand zu den beiden Finalrennen gekommen und konnte Sébastien Buemi noch überholen. Jetzt sind es 33 Zähler, die Daniel und ich an zwei Tagen gutzumachen haben – eine ganze Menge, aber nicht unmöglich. Unsere Konkurrenz wird in New York bestimmt stark sein, also müssen wir 48 Stunden lang den besseren Job machen.

Vor diesem Motorsport-Höhepunkt wartet mit der Geburt Ihres ersten Sohnes noch ein besonderes persönliches Erlebnis auf Sie. Was sind die Pläne für die nächsten Wochen?
Es steht noch ein wenig Testarbeit mit unserem Auto für die nächste Saison auf dem Programm, aber den Großteil der Zeit werde ich bei meiner Frau in Brasilien verbringen können. Ich bin superaufgeregt und freue mich auf die Geburt unseres Sohnes – und natürlich ebenso darauf, als frischgebackener Vater und topmotiviert nach New York zu kommen.