Der Teamchef des Teams Audi Sport ABT Schaeffler über seine Aufgaben, die Besonderheiten der Formel E und den neuen Audi e-tron.

Welche Aufgaben übernehmen Sie als Teamchef des Teams Audi Sport ABT Schaeffler in der Formel E?

Ich repräsentiere Audi bei der FIA, bei der Formel-E-Organisation, den anderen Teams und den anderen Herstellern und verantworte den Einsatz an der Rennstrecke. Ich beschäftige mich aber auch grundsätzlich mit allen Aspekten des Projekts – Technik, Sport, Marketing, Strategie.

Wie oft sind Sie in Neuburg, und wie zeitaufwendig ist das Formel-E-Projekt für Sie insgesamt?

Gerade jetzt, wo es darum geht, das Werksengagement für Saison 4 aufzubauen und die Titelverteidigung vorzubereiten, verbringe ich sehr viel Zeit mit der Formel E. Ich bin also aktuell sehr oft in Neuburg.

Was fasziniert Sie an der Formel E? Warum braucht die Welt elektrischen Motorsport?

Die Formel E ist eine noch junge Rennserie, die ihren eigenen Weg gehen kann, ohne an die Vergangenheit denken zu müssen. Sie kann ihre eigene DNA kreieren. Vor allem mit den Stadtrennen. Ich selbst habe Erfahrung in diesem Bereich durch meine Sportwagen-Zeit in den USA. Da habe ich gesehen, wie gut Racing und Show bei Stadtrennen zu verbinden sind.

Worauf kommt es an einem Formel-E-Wochenende an?

Ein erfolgreiches Team muss so sein wie ein gutes Auto: stark, agil und effizient. Man hat nur so wenig Streckenzeit, dass man die Zeit höchst effizient nutzen muss. Man muss schnell auf die permanent wechselnden Bedingungen reagieren. Und natürlich braucht man viel Kraft: Ein Renntag ist mit Freiem Training, Qualifying und Rennen sehr intensiv, und man hat nur eine stark begrenzte Anzahl von Personen, die an den Autos arbeiten dürfen. Deshalb ist Teamwork extrem wichtig.

Welche Fähigkeiten muss ein Formel-E-Pilot haben?

Er muss sehr präzise fahren, da ein Stadtkurs keine Fehler verzeiht. Er muss gut überholen und Rad an Rad kämpfen können, weil es immer Wochenenden gibt, an denen er sich nach vorn arbeiten muss. Er muss sich an die während eines Wochenendes ständig verändernden Streckenbedingungen anpassen können. Er muss im letzten Rennen der Saison einen kühlen Kopf bewahren, insbesondere muss er die zur Verfügung stehende Energie effizient einsetzen.

Wie beurteilen Sie Ihr Fahrerduo Daniel Abt/Lucas di Grassi?

Lucas ist der Altmeister, Daniel der junge Herausforderer. Lucas hat mehr Erfahrung als jeder andere in der Formel E, und Daniel hat in Saison 3 gezeigt, dass er großes Potenzial für die Zukunft besitzt.

Haben Sie das Formel-E-Auto schon einmal ausprobiert und wären Sie in Ihrer aktiven Zeit selbst gerne Formel E gefahren?

In Saison 2 bin ich in Berlin fünf Runden gefahren. Ich war damals TV-Kommentator und wollte das Auto unbedingt ausprobieren, weil ich von den anderen Fahrern viel darüber gehört hatte. Es war einfach zu fahren – und gleichzeitig ist es schwierig, das Auto schnell und am Limit zu bewegen. Es verlangt einen ganz speziellen Fahrstil, den man erst lernen muss.

Wie arbeiten die drei Partner Audi, ABT und Schaeffler im Formel-E-Projekt zusammen? Was ändert sich dadurch, dass es nun ein volles Werksprogramm von Audi ist?

Alle drei Partner arbeiten in verschiedenen Bereichen schon seit vielen Jahren erfolgreich zusammen. In der Formel E hat diese Kooperation bereits zu einem Titel geführt. Audi bringt verstärkt seine Erfahrung und Ressourcen ein. Schaeffler und ABT bleiben die wichtigsten Partner. Es gab keinen Grund, ein „winning team“ zu verändern. Wir stärken es für die Zukunft.

Haben Sie schon einen Audi e-tron bestellt?

Der Audi e-tron sieht wirklich cool aus und ich kann es kaum erwarten, ihn auf der Straße zu sehen. Ich werde definitiv einen bestellen, sobald es möglich ist. Ich denke, es wird innerhalb der Audi-Motorsport-Abteilung ein kleines Wettrennen geben, wer den ersten Audi e-tron bekommt. Ich fürchte, Dieter (Gass) wird dieses Rennen gewinnen.

Welcher Formel-E-Event hat Ihnen bisher am besten gefallen?

Eines der besten Rennen der vergangenen Saison war Hongkong. Die Stadt ist voller Energie und bietet eine großartige Kulisse. Mein persönlicher Favorit war aber Montreal. Ich kenne die Stadt gut aus meiner Formel-1-Zeit, und sie hat das Rennen förmlich aufgesaugt. Dass Lucas dort den Titel gewonnen hat, hat die After-Party natürlich umso schöner gemacht.