Die Konzeptstudien „Klara“ und „Bonnie“ basieren beide auf dem Audi A1, und könnten doch kaum unterschiedlicher sein. Während „Klara“ mit ihrer atmenden Karosserie einen Ausblick auf mögliche Neuerungen im Exterieurdesign gibt, dreht sich bei „Bonnie“ alles um die innovative Gestaltung des Interieurs. Beide Konzepte teilen die Idee, durch empathische Technologie beziehungsweise durch den Einsatz spielerischer Elemente (Gamification) Vertrauen zwischen Mensch und Maschine aufzubauen – eine wichtige Grundvoraussetzung für pilotiertes Fahren.

Konzeptauto Klara
Vertrauen zum Auto lässt sich am besten durch Empathie gewinnen – wenn Menschen in der Umgebung eines Autos spüren, dass sie das Auto permanent wahrnimmt und einfühlsam auf sie reagiert. Die Konzeptstudie „Klara – The Living One“ gibt überraschende Antworten auf die Frage, wie sich ein Audi in zehn, zwanzig oder dreißig Jahren weiterentwickeln kann: Ein Hightech-Automobil, das Emotionen zeigt und damit zu einem persönlichen Freund und Begleiter werden könnte.

Auf den ersten Blick sieht „Klara“ aus wie ein gewöhnlicher Audi A1, doch der Schein trügt. Bei genauerem Hinsehen ist zu erkennen, dass das Auto in regelmäßigen Abständen Luft zu holen scheint. Damit die Karosserie diese atmenden Bewegungen vollführen kann, arbeiten unter dem Blech 39 elektrische Stellmotoren. Dank einer sensiblen Sensorik reagiert „Klara“ interaktiv und subjektiv auf ihre Umgebung. Nähert sich eine Person, die sie sympathisch findet, begrüßt sie diese, indem sie aufblendet. Genauso kann Klara aber auch durch Knurrgeräusche ihren Unmut äußern.

Für einen künftigen Serieneinsatz bei Audi sind vor allem Erkenntnisse interessant, wie es „Klara“ gelingt, durch ihre empathischen Reaktionen eine Kommunikationsebene – und damit auch Vertrauen – zwischen Fahrer und Auto, zwischen Mensch und Maschine, schafft.

Konzeptauto Bonnie
Zahlreiche neue Individualisierungsmöglichkeiten und Innenraumideen präsentiert das Interieur-Konzeptauto „Bonnie“. Fahrer und Beifahrer können beispielsweise durch rhythmisches Trommeln auf bestimmte Oberflächen im Cockpit eigene Schlagzeug-Sounds erzeugen oder über eine App die LED-Ambientebeleuchtung an die Farbe des T-Shirts oder des Nagellacks anpassen.

Mit dem innovativen Lichtkonzept im Innenraum zeigt „Bonnie“, was Digitalisierung beim Lichtdesign alles möglich macht – und wie sich der Innenraum künftig noch stärker personalisieren lässt. Diese neuartige Personalisierung bietet den Vorteil, dass sich Fahrer und Mitfahrer besonders wohlfühlen. Jeder kann das Licht im Innenraum zu jeder Zeit in seine Lieblingsfarbe tauchen. Nutzt ein Mensch mehrere Autos, etwa im Rahmen von Carsharing, lässt sich die persönliche Lieblingsfarbe von Auto zu Auto übertragen. Dadurch fühlt er sich in jedem Auto wie in seinem eigenen. Das Gleiche gilt, wenn sich mehrere Menschen – zum Beispiel eine Familie – ein Auto teilen.

Neben der personalisierbaren LED-Ambientebeleuchtung bietet „Bonnie“ weitere Licht-Ideen: Flächenleuchten anstelle der gewohnten Dachhalte­griffe, innen-beleuchtete Luftausströmer und Lautsprecher, ein besonders helles Fuß- und Gepäckraumlicht sowie einen Lichtteppich für das direkte Fahrzeugumfeld.

Bei den Sportsitzen kommen nachhaltige Materialien zum Einsatz, die sich wie echtes Wildleder anfühlen. Der Startknopf ist in den Schaltknauf integriert, die Schaltpunktanzeige in das unten abgeflachte Sportlenkrad eingearbeitet. Ein Smartphone- und ein Tablet-Ablagefach weisen auf die Zielgruppe dieser Konzeptstudie hin: Young Professionals und Best Agers, die ihre mobilen Endgeräte immer dabei haben. Ein Handtaschenhalter vor dem Beifahrersitz verhindert, dass die Tasche beim Bremsen nach vorne in den Fußraum rutscht. Für stark beanspruchte Turnschuhe gibt es eine Art Schmutzeimer unter dem doppelten Boden des Gepäckraums. Der in den Ladeboden eingelassene Deckel erweitert die Stauraumhöhe, beispielweise für den Transport von Zimmerpflanzen oder etwas größere Blumensträuße.

Ein unterhaltsames Entertainmentangebot von „Bonnie“ ist die Funktion „Drumbase“. Piezo-Sensoren im Lenkrad, in den Luftausströmerdüsen und im Deckel des Handschuhfachs nehmen Trommelschläge von Fahrer und Beifahrer präzise auf, ein Rechner wandelt sie in Schlagzeug-Sounds um.

So klingt es fast, als sei ein echtes Schlagzeug mit an Bord des Audi A1. Der spielerische Ansatz sorgt für eine neuartige Möglichkeit, sich die Zeit zu vertreiben. Ähnliche Gamification-Gadgets könnten in Zukunft auch beim pilotierten Fahren interessant sein.

Der persönliche, intelligente Assistent (PIA)
Das beste Bedienkonzept ist dasjenige, das sich ideal auf den Fahrer einstellt, ihm möglichst viele Handgriffe abnimmt und Routine-Bedien­eingaben selbstständig ausführt – PIA, der persönliche intelligente Assistent, folgt genau diesem Ansatz. Mit Methoden der künstlichen Intelligenz verknüpft PIA Daten intelligent miteinander – Daten aus dem Auto, Daten über den Fahrer, über die aktuelle und die bevorstehende Verkehrssituation sowie Daten aus dem Internet. PIA reagiert unter anderem auf Spracheingaben und kann dank intelligenter Algorithmen eigenständig und adaptiv mit dem Nutzer interagieren.

PIA beobachtet die Tätigkeiten des Fahrers und lernt ihn anhand seiner Verhaltensmuster kennen. Daraus ergibt sich eine Vielzahl von Einsatz­szenarien: die Navigation, die Auswahl der Musik, die Wahl des gewünschten Audi connect-Dienstes, die Klimatisierung, der Vorschlag eines Parkplatzes oder das Einhalten des gewohnten Abstands zum Vorausfahrenden auf der Autobahn. Auf Basis der durch Methoden von Machine Learning gewonnen Erkenntnisse stellt PIA die Funktionen des Autos auf die Verhaltensweisen und Bedürfnisse des Fahrers ein und kann aktiv Empfehlungen geben.

Ein Server in der geschützten Audi-Cloud hostet und bearbeitet die PIA-Daten. Der Kunde kann sie jederzeit über seinen myAudi-Account einsehen und verwalten. Er kann sie löschen oder ändern, beispielsweise bei einem Umzug. Zudem lassen sie sich automatisch auf weitere Autos übertragen. Das Auto erkennt den jeweiligen Nutzer, lädt das entsprechende Nutzer­profil und PIA passt das Auto sowie das Interaktionsverhalten daraufhin an.

Die Audi-Tochter Audi Electronics Venture GmbH (AEV) betreibt das Vorentwicklungsprojekt PIA federführend. Es könnte mit ersten Teil­umfängen noch in diesem Jahrzehnt in Serie gehen und danach Schritt für Schritt ausgebaut werden – zu einem perfekten, diskreten Assistenten des Fahrers.