Die Logistik hat in den vergangenen Jahren weiter an Bedeutung gewonnen. Die steigende Modellvielfalt erhöht die Prozesskomplexität entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Die Logistik steuert heute durchgängig sämtliche Supply-Chain-Prozesse, angefangen bei der Auftragseinplanung bis zur Auslieferung an den Kunden. Zudem ist die Logistik bereits bei der Produktentstehung eingebunden und übernimmt während der gesamten Fahrzeugentstehungsphase eine aktive, integrative Rolle. So wird sichergestellt, dass die Produktanläufe und die Markt-versorgung pünktlich, flexibel, bei minimaler Durchlaufzeit und geringsten Beständen realisiert wird. Die Ingolstädter Logistik hat ein Pilotprojekt, das LKW Quick-Check-in, auf den Weg gebracht, um den stetig zunehmenden Wareneingangsströmen gerecht zu werden. Dieses System wird künftig die Lastwagen, die Teile von Zulieferern anliefern, ähnlich wie ein Flughafentower steuern und priorisiert ins Werk lotsen. Dadurch wird nicht nur die Effizienz erhöht. Das Projekt ist ein Musterbeispiel für die Vernetzung der Produktion und zeigt, dass das Thema smart factory bereits fest in der Logistik verankert ist.

Das Neue Logistikkonzept (NLK) ist ein Projekt im Rahmen des Audi Produktionssystems (APS), das schrittweise alle Prozesse, Informations- und Materialflüsse vom Lieferanten bis zur Montagelinie optimiert und gemäß neuesten Methoden und Technologien umsetzt. Ziele sind, Prozessqualität, Produktivität und Termintreue zu erhöhen und gleichzeitig Kosten und Durchlaufzeiten zu reduzieren. Auf diese Weise werden einerseits die Arbeitsabläufe und Prozesse in der Produktion nachhaltig verbessert und andererseits ein optimaler Materialfluss vom Lieferanten ins Werk sowie die termingerechte Versorgung am Band gewährleistet. Begleitet wird das NLK von ergonomischen Verbesserungen in den Arbeitsabläufen. So trägt das Projekt zu einem Leitgedanken der Audi-Produktionsstrategie bei: „Der Mensch steht im Mittelpunkt“.

Mit der extrem hohen Variantenvielfalt und der Schaffung weltweiter Produktions- und Beschaffungsnetzwerke werden die Logistikprozesse der Automobilhersteller immer komplexer. Um diese Prozesse zu beherrschen, bedarf es geeigneter Lösungsansätze. Einer davon ist, die Materialströme in Industrieparks zu bündeln. Systeme und Module werden dabei vor den Werktoren der Automobilhersteller montiert und „just-in-sequence“ – also taktgenau – an das Montageband geliefert. Dieses Konzept liegt auch dem Güterverkehrszentrum (GVZ) am Audi-Standort Ingolstadt zu Grunde.

Investor und Hausherr des seit 1995 bestehenden GVZ ist die IFG Ingolstadt, eine hundertprozentige Tochtergesellschaft der Stadt Ingolstadt, sowie die LGI GmbH, eine gemeinsame Tochtergesellschaft der IFG Ingolstadt und der AUDI AG. Die erste Baustufe bestand aus zwei Hallen mit einer Nutzfläche von 30.000 Quadratmetern. Mittlerweile verfügt das GVZ auf einem 125 Hektar großen Areal über 15 Hallen mit einer Nutzfläche von 425.000 Quadratmetern. Die 15. Halle (GVZ Halle T) wurde im Sommer 2014 eröffnet.

Moderne Logistik zeichnet sich auch durch Umweltbewusstsein und kurze Informations- und Transportwege aus. Der Standort des GVZ direkt am Werkzaun ist daher kein Zufall, sondern Ergebnis von Verkehrsuntersuchungen und im Sinne der Stadt. Die Vorteile des GVZ liegen für Audi vor allem in der Versorgungssicherheit, der Komplexitätsbewältigung sowie der Reduktion der Logistikkosten, aufgeteilt in Transport-, Verpackungs-, Bestands- und EDV-Kosten. Das GVZ reduziert die Umweltbelastung, etwa durch geringeren LKW-Transportverkehr, stärkt den Wirtschaftsstandort Ingolstadt und schafft neue Arbeitsplätze.

In sogenannten Montagezentren fertigen Modullieferanten ihre Baugruppen „just-in-sequence“, also genau in der benötigten Reihenfolge, und bringen sie in Eigenverantwortung an die Montagelinien. Die Materialanlieferung direkt an die Bänder erfolgt mit Elektrozugmaschinen, die täglich rund um die Uhr etwa 2.500 Mal über die 415 Meter lange und vollständig eingehauste GVZ-Brücke direkt in die Fertigung fahren. Derzeit versorgen insgesamt 14 externe Lieferanten und Dienstleister Audi über das GVZ. Dabei handelt es sich vor allem um Zulieferer, die Bauteile und Systeme mit hoher Varianz und Komplexität herstellen sowie höchste Anforderungen an die Steuerungssysteme stellen.

Das GVZ verfügt über zwei Konsolidierungszentren, in denen der Materialumschlag für die Audi-Werke Győr und Brüssel sowie der CKD- (Completely Knocked Down) Verpackungsbetrieb untergebracht sind. Im Dezember 2010 wurde im GVZ ein neues großes Konsolidierungszentrum errichtet. Auf einer Grundfläche von 35 Hektar und einer Nutzfläche von derzeit 103.000 Quadratmeter werden Montageteile, die bisher in unterschiedlichen Bereichen werkintern und -extern gepuffert wurden, zentral umgeschlagen. Die GVZ-Hallen J und K beherbergen die Audi Tradition, das Service Training Center des Audi-Kundendienstes sowie das GVZ-Hotel.  In der unmittelbaren Nachbarschaft liegt auch das neue Audi Medienservice Center. Hier sind seit Oktober 2014 der Printservice, der Post- und Büromaterialservice, das Zentralarchiv, das Mediendesign und ein Teil der Audi Tradition untergebracht.

Die Komplexität am Standort Ingolstadt steigt und damit die logistischen Herausforderungen: neue Fahrzeuggenerationen, zusätzliche Modelle im Produktportfolio, der hohe Individualisierungsgrad und insbesondere die immer schneller aufeinanderfolgenden Umstiegsphasen. Audi benötigt deshalb zusätzliche werknahe Flächen, die mithilfe der neuen GVZ-Halle T geschaffen wurden. Hier werden Teile zur Versorgung der Montage sequenziert und bedarfsgerecht zusammengestellt. Insgesamt sind derzeit im Güterverkehrszentrum circa 4.500 Mitarbeiter beschäftigt. Die neue Halle T trägt somit auch zur Standort- und Arbeitsplatzsicherheit in der Region bei.